Seit Jahrzehnten war der Fall klar: Alkovenmobile sind die idealen Familienmobile, weil sie
viel Raum zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Doch das Dogma zerfällt, die aufstrebende Klasse der Teilintegrierten rüstet sich mit Hubbetten zunehmend auch für größere Besatzungen. Gleichzeitig verbreitert sich das Angebot. Vom Günstigmodell bis zum Hubbett-TI in Luxusausführung finden sich in jeder Preisklasse Wohnmobile dieser neuen Gattung.
Bei Knaus heißen sie Sky Wave, greifen markenintern den bewährten Sport Traveller an. Hier wie dort findet sich ein Modell mit dem ebenso beliebten wie vielseitigen Grundriss mit Querbett und Garage zum fast identischen Grundpreis von gut 48.000 Euro. Alkovenmodell oder Hubbett-T – wer bietet mehr?
Eleganter Sky Wave, Wuchtiger Sport TR
Den ersten Stich macht der neue Hubbett-TI durch seine modernere Erscheinung mit elegant wellenförmiger Dachlinie. Sicher kann sich mancher auch für die knuffige Optik einer Alkovennase begeistern. Doch der 25 Zentimeter höhere Sport TR wirkt wuchtiger als
der Sky Wave und fordert beim Fahren auch mehr Umsicht,damit die vorstehende Nase
nicht aneckt. Der kantige Vorbau macht sich zudem negativ in Fahrleistungen und Fahrverhalten bemerkbar. Größere Stirnfläche und die zerklüftete Form verringern die Höchstgeschwindigkeit um gut zehn km/h und schlagen auf der promobil-Verbrauchsrunde mit einem Mehrverbrauch von 1,6 Liter pro 100 Kilometer zu Buche. Bei 10.000 Kilometer Fahrleistung sind das schnell 200 Euro Unterschied pro Jahr. Die bessere Aerodynamik des Sky Wave senkt bei Autobahntempo zudem das Geräuschniveau. Und bei zügiger Kurvenfahrt neigt sich die Fuhre weniger.
Neben dem flacheren Aufbau spielen dabei im direkten Vergleich zwischen Knaus Sky Wave
650 MG und Knaus Sport TR 600 MG der Flachrahmen, die breitere Hinterachsspur und der längere Radstand des Teilintegrierten eine Rolle. Der 50 Zentimeter kürzere Aufbau und der um 35 Zentimeter geringere Achsabstand verschaffen dem Alkovenmobil ihrerseits Vorteile beim Rangieren.
Im Fahrerhaus punktet erneut der Knaus Sky Wave. Drei große Ablagen im offenen Ausbau der Dachhutze machen sich unterwegs nützlich – die Stellplatzatlanten liegen stets griffbereit – und das große Dachfenster bringt viel Licht und bei Bedarf auch Luft herein. Der Sport TR kontert mit einem großzügig hochklappbaren Alkoven. Er verbessert den Raumeindruck und den Durchstieg. Hier wie dort muss für solche Annehmlichkeiten allerdings paketweise extra bezahlt werden.
Der Raumeindruck im Knaus SPORT TR und Sky Wave
Die anschließenden Halbdinetten bieten zusammen mit dem gedrehten Cockpitgestühl formal jeweils die gleichen vier Sitzplätze. Der Raumeindruck ist jedoch ganz unterschiedlich. Während der Wohnbereich des Sport TR aufgrund der zum Alkoven hin aufstrebenden Decke mit eingesetztem Panorama-Dachfenster beinahe kathedralenhaft erscheint, trägt die Sky-Wave Sitzgruppe ein wenig höhlenartige Züge. Dabei gelingt es Knaus diese Wohnhöhle
gemütlich einzurichten.
Trotzdem: Das Hubbett begrenzt den Lichteinfall und die Höhe, damit den Raumeindruck. Dabei kann sich die Stehhöhe im Gang – verglichen mit anderen Hubbett-TI – mit 1,97 Meter sehen lassen. Mit 2,90 Meter Gesamthöhe überragt der Knaus Sky Wave aber auch manches Konkurrenz-modell.
Der Tisch mit seiner ausschwenkbaren Verlängerungsplatte entpuppt sich als praktisch und solide. Sein frei stehendes Pendant im Sport TR ist merklich umständlicher zu handhaben und lässt sich auch für die Fahrt nicht sinnvoll absenken oder wegräumen – ein echtes Manko für ein ausgewiesenes Familienmobil.
Das Hubbett im Knaus Sky Wave hebt und senkt sich generell elektrisch – nach einigen Gedenksekunden. Küchenarbeitsplatte und Tisch müssen beim Absenken aufgeräumt sein, die Polster der Sitzgruppe dürfen aber an Ort und Stelle bleiben – Gleiches gilt für Bettzeug und Leiter, wenn das Hubbett zurück zur Decke schwebt. Dank Dachbuckel fällt die Kopffreiheit über dem Hubbett mit 70 Zentimetern großzügig aus. Zwei Meter Liegelänge sind ebenfalls ein Wort.
Die Breite des Betts erreicht dagegen nur in der Mitte 1,39 Meter. An Kopf- wie Fußende ist die Liegefläche auf knapp einen Meter eingeschnürt – die Aufbautür bleibt auf diese Weise uneingeschränkt nutzbar. Hilfreich sind die Ablagebords an den Seitenwänden und die offenen Fächer in benachbarten Bereichen. Unter der mäßig dicken Matratze muss jedoch ein Abstandsgewirke zur Unterlüftung genügen.
In der Knaus Sport-TR-Schlafnase findet sich dagegen ein Lattenrost, trotz der Klappmechanik des Alkovens. Die Liegebreite misst durchgehend 1,54 Meter, die Länge ebenfalls zwei Meter. Kopffreiheit und Ablagen fallen etwas bescheidener aus. Andererseits vermitteln zwei Fenster und eine Dachhaube Luftigkeit, und die praktische Schiebeleiter ermöglicht im Wortsinn einen kinderleichten Zugang – und dies ständig.
Küche und Bad in den Knaus Modellen
Bleiben doch Sitzgruppe und Küche vom Auf und Ab im Alkovenmobil fast unbeeinflusst. Anders als im Sky Wave, wo diese Bereiche bei abgesenktem Hubbett nicht nutzbar sind. Folge: Entweder legt sich die Besatzung gleichzeitig schlafen – oder die Nachteulen müssen
sich mit dem schmaleren Hubbett begnügen.
Die Küchenzeile des Knaus Sport TR 600 MG stellt sich als kompakter Block mit integriertem 100-Liter-Kühlschrank vor, mit Schubladen und geschickter Aufteilung der Arbeitsplatte einschließlich einem Stück reiner Arbeitsfläche. Auf den ersten Blick wirkt die Küche des Knaus Sky Wave nahezu identisch. Die Hängeschränke fallen hier jedoch, bedingt durch das Hubbett, relativ klein aus. Auch wird das vordere Exemplar durch den offen installierten Hubbettmotor in der Nutzung stark eingeschränkt.
Den Platzmangel kompensiert Knaus geschickt durch Auslagerung des Kühlschranks, deshalb bleibt der komplette Unterschrank frei. Überdies ist das Kühlaggregat in griffgünstiger Höhe eingebaut und kann optional auf 189 Liter vergrößert oder durch einen Backofen ergänzt werden. Nicht zuletzt findet sich gegenüber zwischen Sitzgruppe und Bad ein schlanker Drahtauszug, passsend für die Ölflasche und Gewürze.
Nachteile beim Stauraum muss man beim Knaus Sky Wave generell nicht befürchten, anders als bei frühen Hubbett-TI anderer Marken. Ein praktischer raumhoher Wäscheschrank gegenüber dem großzügigen Kleiderschrank lässt das gewisse Mehr an Hängeschrankraum des Sport TR schnell verblassen. Der kontert mit der geräumigeren Heckgarage. Bei fast identischen Grundabmessungen des Heckabteils muss die Sky-Wave-Garage Platz an den Gaskasten, die Heizung und die Bordbatterie abtreten. Sollen vier Fahrräder untergebracht werden, wird es knapp. Wo der Stauraum wichtiger ist, ist Ansichtssache. Hier wie da summiert er sich auf rund 4350 Liter. Allerdings braucht der Sky Wave dafür einen halben Meter mehr Aufbaulänge.
Als modern entpuppt sich der Sanitärraum des Knaus Sky Wave 650 MG mit separater Duschkabine. Beim Haushalten mit der nahezu identischen Grundfläche hilft ein verschiebbares Edelstahl- Waschbecken. Es rastet entweder in der Dusche oder über der Toilette ein – pfiffig und solide ausgeführt. Damit hat die fensterlose Kammer den gleichen Nachteil wie das Bad im Sport TR: Dusche und Toilette sind nicht parallel nutzbar. Der Hygienebereich des Alkovenmobils verfolgt das klassische Einraumkonzept.
Geduscht wird innerhalb des umlaufenden Vorhangs, der anschließend wieder sorgfältig getrocknet werden will. Aber die Bewegungsfreiheit ist top. Auch der bewährte Gaskasten des Knaus Sport TR mit integriertem Wassereinfüllstutzen und breitem Zugang überzeugt unter praktischen Gesichtspunkten immer noch.
Sparsame LED-Leuchten statt Halogenstrahler weisen den Knaus Sky Wave wiederum als modernere Entwicklung aus, ebenfalls respektable 100 Kilo mehr Zuladung, trotz größerer Länge – in Sachen Effizienz hat der jüngere Hubbett-TI auch ohne Alkoven seine Nase vorn.
Preise und Ausstattung
Knaus Sky Wave 650 MG Sport TR 600 MG
Grundpreis: 48.290 Euro
Testwagenpreis 55.187 Euro
Motor: 130 PS/157 PS 1840/4330 Euro
Sky-Wave-Paket:1) 1590 Euro Fiat-Paket: 3) 2280 Euro
Radiovorbereitung 279 Euro
GfK-Dachaußenseite 444 Euro
Kühlschrank 189 L/Backofen 710/599 Euro
Knaus Sport TR 600 MG
Grundpreis: 48.870 Euro
Testwagenpreis: 56.279 Euro
Motor: 130 PS/157 PS 1840/4330 Euro
Sport-TR-Paket: 1) 1590 Euro, Integrationspaket: 2) 860 Euro, Fiat-Paket 3) 2280 Euro Radiovorbereitung Serie, GfK-Dachaußenseite: 444 Euro
1) Sky-Wave-/Sport-TR-Paket: Panorama-Dachfenster, Abwassertank winterfest, Fliegentür u.a.
2) Integrationspaket: Klappalkoven, Fahrerhaus-Faltverdunkelung und -Sitzbezüge.
3) Fiat-Paket: Klimaanlage Fahrerhaus, Tempomat, Beifahrer-Airbag, ASR, el. verstellbare Außenspiegel.
Fazit
Sind Alkovenmobile inzwischen überflüssig? Eindeutig nein: Gerade für Familien ist das stets verfügbare Oberstübchen nach wie vor ein echtes Plus – wenn die Kinder früher ins Bett gehen oder einen Rückzugsraum brauchen. Doch viel mehr Argumente bleiben nicht übrig. Der Hubbett-TI lockt als attraktives, zeitgemäßes Allround-Mobil.