Bürstner Ixeo Time und Carado T 348 im Vergleich
Zwei günstige Teilintegrierte im Vergleich

Bereits die Bezeichnung ist sparsam kalkuliert: Carado T 348, das genügt kurz und knapp für den Teilintegrierten zum Spartarif. Einschließlich Hubbett fährt er für 40.000 Euro vor.

Der Bürstner Ixeo Time IT 650 und der Carado T 348 stellen sich dem promobil Vergleichstest. Beide Teilintegrierten sind günstig zu kaufen, haben jedoch einiges zu bieten.
Foto: Konstantin Tschovikov

Ein klares Signal an den Konkurrenten aus dem Hause Bürstner. Kann der Ixeo Time IT 650 damithalten? Unser Vergleichstest tritt den Beweis an.

Bereits die Bezeichnung ist sparsam kalkuliert: Carado T 348, das genügt kurz und knapp für den neuen Teilintegrierten zum Spartarif. Einschließlich Hubbett fährt er für 40 000 Euro vor. Ein klares Signal an alle Konkurrenten, mit wem sie sich beim Wettbewerb um den niedrigsten Preis für einen TI mit Zusatzbett zu messen haben. Das gilt selbst für Bürstner, Erfi nder der Gattung, Marktführer im Segment. Bürstner wählte eine geschickte Strategie, stellte dem Erfolgstyp Ixeo vergangenes Jahr den gehobenen Ixeo Plus zur Seite. Jetzt folgt der Ixeo Time im unteren Preissegment, zu bekommen ab 44 000 Euro. Der Testwagen als mittleres Modell kommt gut einen Tausender teurer. Ausgerechnet der Carado aus dem gleichen Konzern durchkreuzt frech die Pläne, alleine in der Günstigklasse zu fischen. Leicht zu erraten, welches Reisemobil der Saison 2011 Bürstner zurzeit mit Grimm betrachtet. Viel Reisemobil fürs Geld gibt es hier wie dort. Und so stehen sie sich Auge in Auge gegenüber, von wuchtiger Statur der Carado, zierlicher gebaut der Bürstner.

Hinter der Alles im Fluss-schlanken Carado-Dachnase setzt ein kerzengerader Rücken an, der dezent, aber munter geschminkte Teilintegrierte dehnt sich auf knapp sieben Meter Länge. Fast einen halben Meter kürzer fährt der Bürstner vor, mit breit angesetzter Dachnase, Rundrücken und fl acherem Profi l. Über seine glatte Haut perlt aufpreisfrei Champagnerlack. Ein gepfl egter Auftritt, nur das Heck wirkt schlicht. Drunter steckt jeweils ein Fiat Ducato mit Flachrahmen und breiter Spur. Das spart Höhe, wiegt wenig und ist appetitlich anzuschauen. Interessenten sollten sich statt des schmalbrüstigen Serienmotors mit 100 PS die nächststärkere Ausführung mit 130 PS gönnen. Mit dieser Maschine laufen beide Kontrahenten fl ott. Trotz gleicher Basis geht’s im Fahrerhaus unterschiedlich zu. Ausgerechnet im Bürstner ruhen die grundrissbedingt eigentlich überfl üssigen Drehsitze auf dem passenden Niveau. Im Carado sind die Plätze Teil der Sitzgruppe, jedoch einige Zentimeter zu hoch angeordnet. Große Reisende blicken deshalb auf die Sonnenblende, kleinere lassen etwas haltlos die Füße baumeln. Diskussionen über Grundrisse erübrigen sich bei diesem Duo – auch von Bürstner gibt es die Halbdinette des Carado. Die Vollwert-Dinette des 650ers bedeutet die Wiederentdeckung einer klassischen Aufteilung mit maximal sechs Plätzen während der Fahrt.

Der Preisunterschied wird bei der Ausstattung deutlich

Ausstattungen und Extras des Doppels verdienen erhöhte Aufmerksamkeit – an irgendeiner Stelle muss schließlich gestrichen werden, wenn die Preise ins Rutschen kommen. Die Carado-Kosten nähern sich dem Bürstner, ordern Käufer das Hubbett und die nahezu unverzichtbaren Pakete „Basic" und „Chassis“. Manches davon ist bei Bürstner Serie, anderes günstiger. Ein deutlicher Abstand jedoch bleibt. Ihm gilt es, auf die Spur zu kommen. An der Bordtechnik liegt es nicht, sie nimmt sich wenig. Hier wie dort entsprechen die Reisemobile gewohntem Standard. Den Unterschied machen die Wohndetails aus. So verkleidet Bürstner die Fenster in Sitzgruppe und Küche, spendiert links und rechts davon kleine Ablagen, verleiht dem Innenraum mit Stoffspiegeln über den Fenstern Wärme. Aufwendig gesteppte, mehrfarbige Polster und beigelegte Kissen laden in die Sitzgruppe des Ixeo Time ein. Die Auswahl der Bezüge ist markentypisch üppig; bei Carado auf nur zwei Varianten beschränkt. Bürstner verkleidet sowohl die Front des Hubbetts als auch den Dachausschnitt des Fahrerhauses und die Winterrückenlehnen – im Carado ist dies alles verbrettert. Raffrollos und mehrfarbige Schals am Fenster des Heckbetts sowie eine verkleidete Rückwand über dem Bett (Aufpreis) verleihen dem Heckbett des Bürstner eine kuschelige Atmosphäre. Im Vergleich fehlt es dem Carado sachlich zwar an nichts, doch sein Wohnraum strahlt eine gewisse pflegeleichte Nüchternheit und Kühle aus. Gemütlichkeit ist im günstigen Preis nicht inbegriffen. Hinzu kommen ein, zwei funktionelle Mängel: Die seitlichen Steher der Hängeschränke ragen auf Kopfhöhe in die Sitzgruppe – autsch. Wer das Hubbett absenkt, muss die Kopfstützen entfernen. Deren Führung ist dezent geölt, was den Polstern sichtlich nicht guttut. Und das herausnehmbare Podest der Sitzgruppe entpuppt sich als Stolperfalle.

Der Carado glänzt mit anderen Werten

Zeigt der Bürstner trotz des serienmäßigen Skyroofs einen gewissen Höhlencharakter, so wirkt der Wohnraum des Carado dank einer Vielzahl von Dachhauben hell und luftig. Im Heck höher gebaut und länger gewachsen als der Ixeo, reicht der Platz im Ca rado für eine geräumige Winkelküche mit ausgelagertem Kühlschrank in Griffhöhe. Im Bürstner drängt sich eine schma le Küchenzeile direkt gegenüber der Sitzgruppe. Für manchen mag’s wichtig sein, dass hier der Kühlschrank bei herabgelassenem Hubbett außer Reichweite liegt. Im Bad des Carado steckt hinter dem Wasch- und Toilettenraum eine separate Duschkabine. Ohne Aufhebens können zwei Personen parallel den Sanibereich nutzen. Im Bürstner ist dies nicht möglich, auch schränkt ein Sockel die Stehhöhe ein. Fürs Duschvergnügen ist der Ixeo Time wegen der engen und umständlichen Faltwände der integrierten Kabine nur begrenzt und wenn, dann für drahtige Bewohner geeignet. Auch stehen andere Badbenutzer hernach im Nassen. Der Bürstner kontert mit sehr großen, gut nutzbaren Schränken. Unter den Heckbetten öffnen sich im Bürstner wie im Carado geräumige Höhlen, sowohl von oben als auch per Außenstauklappe zugänglich. Beide zählen zu den Leichtgewichten. Bewahrheiten sich die Werksangaben in der Serienfertigung, können sie mehr als 600 Kilogramm schleppen. Das sollte auch mit gängigen Extras noch für vier Reisende reichen. Kompromisse verlangen eher die Betten. Die Maße im Dachgeschoss sind identisch, die Leseleuchten – eine im Carado, zwei Lampen im Bürstner – erfüllen ihren Zweck nur bedingt. Nicht zu unterschätzen ist der Kraftaufwand zum Anheben der Hubbetten in die Fahrposition. Fehlt es an Muskeln und Körpergröße, packt im Bürstner gegen Aufpreis ein Elektromotor an. Das Heckbett reckt sich in beiden Reisemobilen auf eine stattliche Länge, doch beschränkt der Sanitärraum nebenan die Breite. Aber man sollte die Kirche im Dorf und das Hubbett im Teilintegrierten lassen, es handelt sich bei beiden Reisemobilen nicht um edle Villen, sondern um funktionelle Reihenhäuser. Deren Bewohner sind gewohnt, zusammenzurücken. Im Carado T 348 tun sie dies duldsamer, hier wird nicht nur am Namen gespart, das Interieur ist zugunsten des Kampfpreises aufs Notwendigste gestutzt. Dem etwas teureren Bürstner dagegen merken weder Besitzer noch Stellplatznachbarn an, dass es sich um ein Sparmobil handelt. Er prickelt mehr – nicht nur wegen des Champagnerlacks.