Vergleichstest
Bürstner Argos Time gegen TEC Freetec XS

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Alkovenmobile für Familien sind teuer und bieten wenig Zuladung. Von wegen. Bürstner Argos Time und TEC Freetec XS light treten den Gegenbeweis an: Über die besonders erträgliche Leichtigkeit des Seins.

Vergleichstest, Bürstner Argos Time/TEC Freetec XS
Foto: Jacek Bilski

Milan Kundera und die Figuren seines Romans fanden sie bekanntermaßen unerträglich. Reisemobilfahrer dagegen denken über die Leichtigkeit des Seins ganz anders. Mehr als 80 Prozent der Käufer wollen ein Reisemobil mit maximal 3,5 Tonnen Gesamtgewicht. Gleichzeitig wächst jedoch mit dem Wunsch nach mehr Komfort und Sicherheit auch das Leergewicht. Ausreichend Zuladung zu bieten wird zu einer immer größeren Herausforderung für die Hersteller; zumal bei Modellen für größere Reisegesellschaften.

Zum Beispiel bei Alkovenmobilen für Familien, in der Regel auch preisempfindliche Käufer. Mit rund 43.000 Euro Grundpreis zählen die zwei Vergleichstest-Kandidaten, der Bürstner Argos Time und der TEC Freetec XS light, eindeutig zu den günstigeren Reisemobilen. Und gewichtsmäßig haben es ebenfalls beide Hersteller hingekriegt. Der eine gut, der andere besser.

Sehr erträglich findet auch das 3,5-Tonnen-Chassis des Fiat Ducato beide Alkovenaufbauten - trotz jeweils knapp sieben Meter Länge. Immerhin 470 Kilogramm Zuladung stellt der Argos Time A 670 bei randvollen Tanks einer maximal vierköpfigen Besatzung zur Verfügung. Beim Freetec XS 694 light sind es stattliche 610 Kilogramm für bis zu sechs Personen. Zieht man die Extras ab - beim Freetec gut 90, beim Argos rund 50 Kilo -, wächst der Unterschied beim Leergewicht auf 180 Kilogramm.

Bemerkenswert, zumal der TEC knapp 20 Zentimeter länger ist als der Bürstner. Die Light-Variante des Freetec profitiert dabei - auch gegenüber dem schwereren Parallelmodell XS 691 - sowohl beim Möbel- als auch beim Kabinenbau vom Einsatz spezieller Materialien und dem konsequenten Weglassen statisch nicht benötigter Bauteile.
Beim Argos Time macht sich der höhere Materialeinsatz auf der Waage bemerkbar. Die Kabine ist um einige Zentimeter höher. Außerdem setzt Bürstner den Aufbau auf den Fiat Ducato mit dem gewichtigeren Leiterrahmen. Man steigt dort über zwei ausfahrbare, elektrische Klapptritte ein, während beim TEC dank niedrigerem Flachrahmen die in Schürze und Boden integrierte Trittstufe genügt.

Mit Wänden aus einem Aluminium-Sandwich, Styroporisolierung und Holzboden sind die Kabinen beider Testkandidaten konventionell aufgebaut. Die Unterschiede liegen im Detail. Während der Bürstner Seitenschürzen aus Metall trägt, bestehen sie beim TEC aus Plastik. Zudem hat Bürstner die über Jahrzehnte üblichen Holzverstärkungen an den Aufbaukanten und rund um die Wandausschnitte durch Einlagen aus unempfindlicherem Kunststoff ersetzt. Vorgehängte Fenster ziehen beide Marken den zwar solideren, aber auch teureren Rahmenfenstern vor. 

Deutlicher differieren die inneren Werte. Mit Halbdinette, Seitenbank und drehbaren Fahrerhaussitzen bietet der Argos Time die gemütlichere Sitzverteilung als bei der Dinette des Freetec. Deren Bänke lassen sich immerhin auf insgesamt sechs knappe Sitzplätze verbreitern. Ein Vorteil des XS 694 mag bei Familien mit mehr als zwei Kindern dennoch ins Schwarze treffen: Er hat bis zu sechs gurtgesicherte Plätze.

Hier wie dort erleichtern klappbare Alkovenbetten den Durchgang ins Fahrerhaus. Die Liegemaße ähneln sich: Obwohl 1,34 (TEC) und 1,40 (Bürstner) Meter Breite nicht üppig sind, finden selbst zwei Erwachsene ausreichend Platz. Der Alkoven des Argos Time gefällt aber mit mehr Kopffreiheit und dem besseren Raumgefühl, zu dem auch die große Dachhaube und das zweite Seitenfenster beitragen. TEC verwendet einen Lattenrost zur Unterfederung, Bürstner dagegen ein niedrigeres und leichteres Abstandsgewebe.

Besonders im Gang nach hinten wird die größere Stehhöhe des Argos spürbar. Auch fällt das Heckdoppelbett sechs Zentimeter breiter aus. Allerdings ist die Kopffreiheit unter den wuchtigen Hängeschränken an der Heckwand stark eingeschränkt. An dieser Stelle  zahlt sich beim TEC die etwas weniger voluminöse Ausführung der Dachstaukästen aus.
Ob Taschenfederkern (Bürstner) oder Kaltschaum (TEC): Gut nächtigt man in beiden Betten. Die Unterlüftung übernimmt beim Argos wie im Alkoven ein Abstandsgewirke, beim Freetec XS ein flacher Lattenrost. Licht spenden im Argos Time zwei Leselampen, bei TEC eine LED-Lichtleiste für beide Schläfer.

Für die Verköstigung hat TEC einen Küchenblock mit sehr viel Stauraum vorgesehen. Der Kühlschrank ist daneben erhöht eingebaut und bequemer zugänglich als beim Bürstner. Platz für Vorräte, Töpfe und Teller gibt es beim Argos deutlich weniger. Immerhin gewähren die drei Schubladen leichten Eingriff von oben. In L-Form sind Kocher, Spüle und sogar eine Abtropffläche arrangiert. So funktioniert der Küchendienst tadellos. Beim TEC liegen Kocher und Spüle direkt nebeneinander. Kein Nachteil, doch die Spüle ist viel zu flach.
Unterschiedliche Wege gehen beide Hersteller auch beim Sanitärraum. Hervorragend liegt die Metallklinke der soliden Freetec-Badtür in der Hand, im Gegensatz zum wackeligeren Griff des Bürstner. Um mehr Platz zur Benutzung des Waschtischs zu erzielen, lässt sich im TEC die Toilette an die Außenwand zurückschieben. Zwei Zahnputzbecher, einige Ablagen und ein großer Spiegel ergänzen das große Waschbecken. Die Dusche lässt sich mit einem Vorhang abtrennen - eine einfache, dennoch durchaus praxisgerechte und gewichtsparende Lösung, die mit ausreichend Bewegungsfreiheit entschädigt.
Bürstner hält mit klappbaren Plexiglaswänden dagegen. Sie bilden eine fast recht-eckige, große und gut nutzbare Duschkabine. Das Waschbecken wird vorher zur Seite geschwenkt. Die doppelt genutzte Armatur des Bürstner eignet sich zum Duschen deutlich besser als zum Händewaschen: Abstand und Winkel zu dem flachen Waschbecken stimmen einfach nicht. 


Beim Stauraum münzt der TEC sein Längenplus in ein entscheidendes Mehr an Packmöglichkeiten um. Neben dem großen Kleiderschrank gibt es unter und über dem Kühlschrank noch zwei große Fächer. Die zwei Dachstaukästen an der Sitzgruppe fassen ebenso viel Gepäck wie die vier des Bürstner. Dort haben dafür - wie beschrieben - die Hängeschränke über dem Heckbett mehr Fassungvermögen.

Wer Fahrräder mit in den Urlaub nimmt, freut sich über eine Heckgarage. Bei beiden Testwagen ist sie jeweils über eine Tür erreichbar; eine zweite auf der Fahrerseite ist gegen Aufpreis zu haben. Beim Volumen herrscht nahezu Gleichstand. Vor allem am Boden ist die TEC-Garage jedoch breiter, hat damit mehr Stellfläche. Eine sichere Fixiermöglichkeit für Drahtesel und Co. bieten beide Hersteller in Form von zwei Schienen mit verschiebbaren Zurrösen optional an. Beleuchtet und beheizt sind beide Kofferräume.

Einen leichten Vorteil erarbeitet sich der TEC im Kapitel Bordtechnik. Hier sind zum Beispiel die Gasflaschen praktischer untergebracht, sie stehen in der Heckgarage nebeneinander. Beim Bürs-t-ner muss zum Tausch der hinteren Flasche auch immer die vordere entnommen werden. Für Warmluft und -wasser sorgen Kombiheizungen, im Freetec XS serienmäßig mit 6000, im Argos Time mit 4000 Watt Leistung. Außerdem zieht der TEC im Winter Vorteile aus dem Sitzgruppenlayout, die Dinette hält Abstand zum nicht isolierten Fahrerhaus. Die im TEC vielfach eingesetzten LED-Lampen halten mit der größeren Akkukapazität etwas besser Haus.

Bürstner isoliert und beheizt den Unterflur-Abwassertank gegen Aufpreis. Diese  Pflichtoption für Wintercamper haben TEC-Kunden serienmäßig an Bord. Praktisch zur Entsorgung ist das bewegliche Ablassrohr des Freetec XS; es erspart zentimetergenaues Rangieren mit dem Reisemobil.
Bei der Angabe des Leergewichts im Prospekt greifen beide Hersteller zu einem gängigen Trick: In Fahrstellung fasst der Frischwassertank des Argos 60, des Freetec 50 Liter. Das mag für die Anreise genügen. Etwas praxisfremd ist allerdings der serienmäßige 60-Liter-Kraftstofftank im Freetec.


Beim Fahren machen die verschiedenen Gewichte keinen nennenswerten Unterschied. Der höhere Schwerpunkt des Bürstner resultiert in Kurven kaum spürbar in mehr Seitenneigung. Dank gleichem Radstand fast identisch ist der Platzbedarf zum Wenden. Das längere Heck des TEC schert jedoch weiter aus. Trotz mäßiger Aerodynamik sind beide Reisemobile mit optionalen 130 PS angemessen motorisiert. Der absoluten Leichtigkeit der Fortbewegung entsprächen 157 PS. Doch finanziell wiegt der große Diesel für preissensible Käufer mindestens so schwer wie sein reales Gewicht.

Fazit

Es gibt sie also: bezahlbare Reisemobile um sieben Meter, die auch Familien genug Zuladung bieten. Besonders TEC hat seinen Job in Sachen Leichtbau richtig gut gemacht. Die Stärken des Bürstner liegen im Bereich von Sitz- und Schlafkomfort. Für mehr als vier Reiselustige hat bei Bedarf nur der TEC Platz.