Mit bunten Möbeln liefert der Michelangelo eine echte Alternative zum Business-Look des Marco Polo und zum jüngst etwas kräftiger gemaserten California-Mobiliar. Für Stimmung sorgt die LED-Ambientebeleuchtung im Sockel des Küchenblocks, der sich mit separaten gläsernen Abdeckungen für Kocher und Spüle hervortut. Auch mit dem Praxisnutzen von vier Schubladen kommt die Konkurrenz nicht mit. Die kleine Besteckschublade des California verbirgt sich hinter der rechten Schiebetür. Der Marco Polo hat oberhalb der beiden Rolloschränke immerhin zwei offen zugängliche Auszüge.
Bei VW und Mercedes lassen sich die Kochflammen elektrisch zünden, beim Michelangelo nur mit Feuerzeug. Doch das braucht man fürs Lagerfeuer ohnehin. Beim California gefällt die selbst aufgeklappt lichtdurchlässige Abdeckung, beim Marco Polo ein praktischer Mülleimer.
Statt auf einer Sitzbank, nimmt man im Michelangelo-Fond auf schmalen Einzelsitzen Platz, die sich nur mit Kraft in ihren Schienen verschieben lassen. Beim California gleitet die schwere Sitzbank durch von Gummilippen geschützte Schienen. Obwohl die Marco-Polo-Bank eine noch kundigere Führungshand verlangt, haben es Passagiere im Fond hier am bequemsten – dank leicht geneigter Sitzflächen und individuell elektrisch verstellbarer Lehnen und Seitenpolster.
Auch das Drehen der Vordersitze gelingt im Mercedes am leichtesten, dank Fuß-Feststellbremse und weil die Längsverstellung mitrotiert. Beim Michelangelo macht die Verstellung der Lehnen per Hebel das Drehen der Vordersitze immerhin etwas unaufwendiger als beim California. Bei beiden muss jedoch die Handbremse gelöst werden.
Die tiefe Sitzposition in Wohnstellung nötigt im Michelangelo zu einer unbequemen Sitzhaltung bei Tisch. Diesen versteckt Westfalia im Heck zwischen den Bettpolstern, wo er nur mit Mühe hervorzulocken ist. Das geht im Marco Polo viel leichter; hier steckt der Tisch griffgünstig in der Verkleidung der Schiebetür.
Dort sitzt auch die vierbeinige, draußen ebenso brauchbare California-Tafel, doch bei Zwischenstopps punktet der VW vor allem mit dem kleinen Tisch, der verschiebbar am Küchenblock eingehängt und blitzschnell aufgebaut ist.
Der Bau des unteren Betts erfordert im Michelangelo etliche Handgriffe und beträchtliche Gelenkigkeit. Die Sitzflächen werden hier nicht ins Bett einbezogen. Die Liegefläche besteht aus drei separaten und ebenen Polstern: wegen der homogeneren Polsterung ein Komfortgewinn für den Schläfer, der in California und Marco Polo mit einem Kompromiss vorliebnehmen muss. Indes lässt die hohe Position des Michelangelo-Betts die Kopffreiheit bis zur Decke auf nur 65 Zentimeter schrumpfen. Beim Marco Polo sind es 20, beim California 25 Zentimeter mehr. Wenig Doppelbett-würdige Maße machen es hier wie dort wahrscheinlich, dass bei einer Zwei-Mann-Besatzung einer die Nacht unter dem Aufstelldach verbringt.
Das ist fast wie Zelten: im Sommer mit Grillenkonzert, im Winter nur mit Arktis-Ausrüstung. Campingbusse mit Klappdach sind etwas für Naturliebhaber. Das Aufstellen beim Michelangelo ist Handarbeit und fordert den ganzen Mann. Beim California und optional auch beim Marco Polo öffnet sich der Deckel elektrohydraulisch. Beim Schließen bietet der Mercedes den besten Einklemmschutz; die eingenähten Kunststoffstäbe falten den Zeltbalg sauber auf. Bei California und erst recht beim Michelangelo sollte man vorsichtshalber immer wieder mal gucken, dass draußen nichts überhängt.
Beim Aufstieg ins Dachbett über Vordersitze und Küchenblock ist bei allen drei Kandidaten Sportlichkeit gefragt. Definierte Aufstiegshilfen fehlen nämlich hier wie dort. Mit 56 auf 108 Zentimeter stellt der Michelangelo die größte und bequemste Öffnung. In der Rangliste folgt der Marco Polo, dann der California.
Die Dachbetten von Michelangelo und California besitzen Lattenroste – nicht schlecht. Der Marco Polo verwöhnt sogar mit punktelastischer Bettfederung und dem mit Abstand besten Liegekomfort. Die großzügigsten Maße bietet oben wie unten der California, wobei es auch hier Ansichtssache bleibt, ob 1,20 Meter Breite zum Doppelbett taugen.