Idyllisches Kinzigtal- Plätzchen: Thomas Cernak
Klosterkirche in Alpirsbach
Schwarzwälder Trachtenmuseum im Alten Kloster.
Haus Theres“ in Haslach.
Das Obertor in Gengenbach 16 Bilder

Reise-Tipp Kinzigtal: Mittlerer Schwarzwald

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Große und kleine Museen, beschauliche Ufer, reizende Fachwerkstädte, ein stiller Bergsee und edles Kunsthandwerk prägen das Kinzigtal im Mittleren Schwarzwald. Die Region hat sonnige Rebfelder, aber auch dunkle Nadelwälder. Urwüchsig zeigt sich die Mittelgebirgslandschaft an den Oberläufen.

1) Die farbig-lebendige Museumswelt

Haus Theres“ in Haslach.
Thomas Cernak
"Haus Theres" in Haslach.

Rote Bollenhüte aus dem Schwarzwald, wer kennt sie nicht? Nur wenige wissen indes, dass sie nur ein sehr kleines Verbreitungsgebiet haben: Sie gehören seit etwa 1800 ausschließlich zur Tracht der ledigen evangelischen Frauen in den Dörfern Gutach, Hornberg-Reichenbach und Kirnbach. Getragen werden sie heute noch an Festtagen und bei Brauchtumsveranstaltungen. Ganzjährig sieht man die Bollenhüte im Schwarzwälder Trachtenmuseum in Haslach im Kinzigtal. 100 lebensgroße Figuren zeigen dort ferner die immense Formen- und Farbenvielfalt der Trachten aus allen Schwarzwaldregionen samt Randgegenden. www.haslach.de

Wie bescheiden eine Dame in ihrem Kleinstwohnhaus in der Haslacher Altstadt einst lebte, führt im Rahmen einer Stadtführung das "Haus Theres" vor Augen. Zu Recht weithin berühmt ist das nahe Freilichtmuseum Vogtsbauernhof; es präsentiert sechs voll eingerichtete alte Schwarzwaldhöfe. www.vogtsbauernhof.de

2) Das malerische obere Tal

Die letzten Flößertransporte auf der Kinzig starteten 1894 in Schiltach, ein Jahr später in Wolfach. Damit endete nach 700 Jahren ein früher sehr bedeutender Wirtschaftszweig in der Region. Flößermuseen und -feste sowie der Flößerpfad, ein 32 Kilometer langer Themenwanderweg, begleiten den engen Oberlauf der Kinzig von Loßburg nach Wolfach; entlang der leicht begehbaren Strecke erinnern Schautafeln oder wahlweise Audioguides für Kinder und Erwachsene an das harte Gewerbe. www.floesserpfad.de

Wanderer, die im Quellgebiet bei Loßburg losmarschieren, erreichen nach etwa drei Stunden den Luftkurort Alpirsbach. Bekannt ist das Fachwerkstädtchen vor allem durch das zentral gelegene Benediktinerkloster, welches Graf Adalbert von Zollern im Jahr 1095 erbauen ließ. Besonders beeindruckt die Klosterkirche St. Nikolaus, eine romanische Säulenbasilika, dreischiffig – errichtet um 1130. Im Vergleich zu hohen gotischen Kathedralen wirkt ihr mit massiven Säulen flankierter Innenraum eher ernst. Eine heitere Note vermittelt hingegen der prächtige Weckmann-Flügelaltar mit Mariendarstellung (um 1525). www.kloster-alpirsbach.de

Die nächste, sehr sehenswerte Station ist Schiltach, wo der gleichnamige Fluss in die Kinzig mündet. Hervorzuheben ist der ansteigende Marktplatz mit seinen schönen Giebelhäusern. www.schiltach.de

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3) Die ehemalige freie Reichsstadt

Für viele, die über Offenburg ins Kinzigtal reisen, ist Gengenbach die erste Etappe. Die Stadt wartet mit einem besonders hübschen Kern auf. 1230 erhielt der Ort das Stadtrecht und 130 Jahre später den Titel "Freie Reichsstadt". Die Figur auf dem Röhrenbrunnen am Marktplatz, Ritter Schwed genannt, trägt eine Schriftrolle, welche die damit verbundenen Privilegien auflistet. Diese umfassten unter anderem die Gerichtsbarkeit und das Recht der Bürger, sich im Straffall nur vor Gengenbacher Richtern verantworten zu müssen.

Die schmucken Häuser stammen jedoch meistens aus dem 18. Jahrhundert, da die Stadt 1689 bei Kämpfen fast völlig niederbrannte. Die danach wieder aufgebauten Fachwerkhäuser in der Engelgasse gelten als die schönsten. Von der Stadtbefestigung sind noch mehrere Türme erhalten, darunter Obertor und Kinzigtor. Das Rathaus schuf anno 1784 der Baumeister Victor Kretz im Stil des französischen Klassizismus – gepaart mit Rokoko-Elementen. www.gengenbach.info

4) Bäche, Flüsse und ein feiner See

Glaswaldsee
Thomas Cernak

Zahlreiche Bäche und Flüsse münden in die Kinzig, wie etwa Gutach oder Schutter. Der wasserreichste Nebenfluss ist die Wolf, oft Wolfach genannt. Sie entspringt in fast 1.000 Meter Meereshöhe nahe der Alexanderschanze am Kniebis. Der Fluss fließt zuerst in südöstlicher Richtung und zweigt in Bad Rippoldsau nach Südwesten ab, um letztendlich nach 31 Kilometern in Wolfach in die Kinzig zu münden. Die Hänge prägen Rinnen, die in den Eiszeiten von Gletschern geformt wurden. Die verbliebenen Gewässer, Moore und Wasserfälle machen das Wolftal zu einem einzigartigen Wanderparadies.

Beliebtestes Ziel dort: der in einem Nadelwald eingebettete Glaswaldsee. Er liegt in einem Naturschutzgebiet und ist daher nur zu Fuß zu erreichen. Seine Fläche beträgt etwa drei Hektar, seine maximale Tiefe elf Meter. Der Wasserpegel ist durch eine Sandsteinmauer erhöht, die früher dazu diente, die Flößerei im Wolftal zu unterstützen. Diese wurde jedoch 1887 eingestellt, nachdem ein verheerendes Hochwasser alle Einrichtungen zerstört hatte. Der Glaswaldsee war übrigens einer der ersten Schwarzwaldseen, die kartografiert wurden – und zwar im Jahr 1655 vom Basler Pfarrer Jakob Mentzinger, der vom Landgraf den Auftrag bekam, eine Landkarte des Kinzigtals zu erstellen.

5) Die letzte Schwarzwälder Glashütte

Aus Quarzsand wird im Ofen flüssiges Glas.
Thomas Cernak
Aus Quarzsand wird im Ofen flüssiges Glas.

Wie Glas erstmals entdeckt wurde, ist bislang ungeklärt. Gaben etwa geschmolzene Sodablöcke um Feuerstellen den Anstoß? Die Zutaten des antiken Glases dagegen kennt man: Quarzsand, Kalk, Soda und Pottasche. Und hier setzt die Geschichte der Schwarzwälder Glashütten ein, denn Buchenholz für Pottasche, Quarzsand und Tannen- und Fichtenholz fürs Schmelzfeuer gab es reichlich, was zur Ansiedelung vieler Glashütten führte. Leider mussten fast alle wieder schließen – bis auf die Wolfacher Dorotheenhütte. In ihr wird bis heute Bleikristall ver- und bearbeitet, auf traditionelle Art: mit dem Mund geblasen und von Hand veredelt. Zuschauen und selbst Glas blasen darf man dort auch. www.dorotheenhuette.de

Der besondere Tipp

Grammophone aller Art, Tonmöbel aus den Wirtschaftswunderjahren, hochglanzlackiert, bis hin zu inzwischen antiquierten Hi-Fi-Anlagen bilden die Schwerpunkte im Deutschen Phonomuseum in St. Georgen. Die Stadt – einst wichtiger Elektrotechnik-Standort – liegt südlich des Kinzigtals. www.st-georgen.de

Alle Infos zum Kinzigtal

Anreise: A 5 Karlsruhe–Basel Ausfahrt Offenburg beziehungsweise A 81 Stuttgart-Singen Ausfahrt Oberndorf am Neckar.

Sehenswertes:

Gengenbacher Adventskalender: Jedes Jahr im Dezember verwandelt sich das Rathaus in Gengenbach zum weltgrößten Adventskalenderhaus. Dann öffnet sich Abend für Abend um 18 Uhr – untermalt von festlichen Klängen – eines der 24 stimmungsvoll erleuchteten Fenster. www.gengenbach.info

Segen Gottes: Spannendes aus der beinahe 800-jährigen Geschichte des lokalen Bergbaus vermittelt eine Führung im Besucherbergwerk in Haslach-Schnellingen. Die sehr gut erhaltene Silbergrube zählt zu den bedeutendsten historischen Bergwerken im Schwarzwald. www.besucherbergwerk-segen-gottes.de

Auskunft: Info- und Prospekthotline Schwarzwald, Telefon 07 61/8 96 46 93, E-Mail prospektservice@schwarzwald-tourismus.info, www.schwarzwald-tourismus.info, www.kinzigtal.com

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