Wohnmobil-Reise nach Centro in Portugal
Spannende Kunst, Architektur und Geschichte

Diese Reisemobiltour eignet sich perfekt für Fans geschichtsträchtiger Orte. Mit dem Wohnmobil geht es in der portugiesische Region Centro von der spanischen Grenze bis fast ans Meer.

Batalha Kloster, Portugal
Foto: Moment RF/Gettyimages

Es ist eine steinerne, aber anrührende Szene: In alle Ewigkeit reichen sie sich die Hände, der König von Portugal, Duarte I., und seine Gemahlin Eleonore von Aragon. Der König in Rüstung mit Schwert, die Königin in einem weiten Mantel. Der Doppel-Sarkophag findet sich in einem der bemerkenswertesten Bauten Portugals, in den "Capelas Imperfaitas", den unvollendeten Kapellen des Klosters Santa Maria da Vitória von Batalha, in denen auch die Kinder des Paars die letzte Ruhe gefunden haben. Darüber wölbt sich der blaue Himmel Portugals.

3 Volltreffer Portugal
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Eine Reise nach Zentral-Portugal lohnt sich vor allem auch für Reisemobilisten.

Das bedeutendste Nationalmonument des Landes steht wie die Klöster von Tomar und Alcobaça im Herzen des Landes, der Region Centro, zwischen Porto und Lissabon. Die drei ehemaligen Klöster erzählen viel von der Geschichte des kleinen Landes am westlichen Rand des europäischen Kontinents, vom langen Kampf gegen das mächtige Kastilien im Osten um die Unabhängigkeit, von der Orientierung nach Westen, aufs Meer, und vom Entdeckergeist, der 1494 mit päpstlichem Segen im Vertrag von Tordesillas zu der Aufteilung der neu entdeckten Welt zwischen Spanien und Portugal führte.

1. Grund: Imposante Klosterburg in Tomar

Schon der Blick von der Ponte Velha, der alten Brücke über den Rio Nabão, den Fluss, der durch Tomar fließt, ist vielversprechend. Wie eine gewaltige Glaubensburg thront der Convento do Cristo über der Stadt. Die portugiesischen Tempel-Ritter hatten Glück: Nach der Zerschlagung des Ordens durch den französischen König und den Papst im Jahr 1312 machte Portugals König Diniz aus dem heimischen Zweig den neuen "Ordem de Cavalaria de Nossa Senhor Jesu Christo".

Wohnmobil-Reise Centro in Portugal
Rolf Müller
Hoch über der kleinen Stadt Tomar liegt die imposante Klosterburg.

Der Orden übernahm das 150 Jahre alte Templer-Kloster und kümmerte sich um die Reconquista, die Vertreibung der Mauren, sowie um die Entdeckung der Neuen Welt. Geblieben ist davon ein Klosterkomplex und die Baukunst aus vier Jahrhunderten mit nicht weniger als sieben Kreuzgängen, einer einzigartigen 16-eckigen Rotunde, dem ältesten Teil der Christus-Ritter-Kirche, deren geheimnisvollem Reiz man sich kaum entziehen kann. Fast wartet man auf den Ritter mit dem Gral, der aus dem Dunkel auftaucht.

Berühmt aber ist die Klosterburg für jene Teile, die im manuelinischen Stil gebaut wurden. Benannt ist die einzigartige portugiesische Spätgotik nach Manuel I., dem König in der Blütezeit des Landes und seiner Entdeckungen. Typisch sind die üppigen Ornamente: am Eingang zum Kloster und am Kapitelsaal. Hier schlingen sich Taue, Seile und Ketten in Stein, hängt steinerner Tang und rahmen musizierende Engel, prangen gekrönte Wappen. Portugals berühmtestes Fenster ziert mit überbordenden Ornamenten die Westseite des Kapitelsaals.

Beim Weg zurück zum großzügigen Stellplatz, dem ehemaligen Campingplatz, lohnt ein Blick auf die Kirche São João Baptista und die schmucken Fassaden der Häuser am Platz der Republik, auf und in die Läden in der geschäftigen Rua Serpa Pinto, in die Rua da Judiaria mit der alten Synagoge, heute ein Museum, das an die jüdische Geschichte der Stadt erinnert – und auf die Roda do Mouchão, das große hölzerne Wasserrad mit mehr als 50 Tongefäßen, die in früheren Zeiten Wasser aus dem Rio Nabão geschöpft haben.

Geheimtipp: Sortelha

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Rolf Müller
Einmal rundherum: Das sehenswerte, mittelalterliche Städtchen lässt sich komplett auf der Stadtmauer umrunden.

Sortelha empfiehlt sich als Abstecher bei der Fahrt nach Tomar: eines der interessantesten historischen Dörfer Portugals, fast nur mit Navi zu finden. Das mittelalterliche Städtchen liegt im Schatten der im 12. Jahrhundert errichteten Burg und lässt sich komplett auf der Stadtmauer umrunden. Die meisten der rund 450 Einwohner leben in der jüngeren Unterstadt. An deren Rand liegt ein origineller Stellplatz, eingerahmt von einem Altar auf einem Granitfelsen und einer Kapelle.

2. Grund: Ein Seefahrer und vier Könige in Portugals Nationalmonument

Er steht etwas verloren an der Rua Nossa Sra. do Caminho und schaut unbewegt auf Portugals Nationalmonument. Die überlebensgroße Büste Heinrichs des Seefahrers erinnert seit zehn Jahren daran, dass Infante D. Henrique seine letzte Ruhe im Kloster von Batalha gefunden hat, im Kreis von 15 Mitgliedern der Herrscherfamilie Aviz. Dom João I., zehnter König Portugals, hatte gelobt, ein Kloster zu gründen, wenn seine weit unterlegenen Truppen gegenüber denen Kastiliens siegreich blieben.

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Idylle im Klosterkomplex: Der schlichte Kreuzgang Alfons’ V. lädt zum Verweilen ein.

In der Schlacht von Aljubarrota glückte dies 1385 dem Feldherrn Nuno Álvares Pereira, was zur Gründung der Mosteira de Santa Maria de Victória führte, der Stadt rundum den Namen Batalha, Schlacht, bescherte. Dieser Sieg wird alljährlich am 14. August gefeiert.

Vier Jahrhunderte wurde an dem Kloster gebaut. Die Seefahrernation hat sich mit einem Seepferdchen als Wasserspeier an den Capelas Imperfaitas verewigt. Die Gründerkapelle mit ihrem Sternengewölbe und den Sarkophagen von João I., seiner Gemahlin Philippa von Lancaster und Heinrich dem Seefahrer fasziniert ebenso wie das kühne Gewölbe des Kapitelsaals, das sich über 360 Quadratmeter spannt.

Hier ist das Grab des Unbekannten Soldaten, rund um die Uhr halten zwei Soldaten Ehrenwache. Meisterwerke der Steinmetzkunst, wohin das Auge blickt: die Maßwerke und das Säulendekor im Claustro Real, dem königlichen Kreuzgang, die Säulen des Brunnenhauses, vor allem aber die filigranen Gewände am Eingangsportal der Capilas Imparfaitas.

Dem Feldherrn Nuno Álvares Pereira hat man auf dem Vorplatz ein eindrucksvolles Denkmal gewidmet. 2009 wurde er von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen. Ganz profan hingegen geht es jeden Montag beim Wochenmarkt rund um die Markthalle von Batalha zu: Ein paar Schritte vom Stellplatz entfernt gibt es alles, was die Bauern der Region an frischem Obst und Gemüse zu bieten haben.

Geheimtipp: Santuário de Fátima

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Rolf Müller
Der Turm der Basilika ist 65 Meter hoch. Die Igreja da Santíssima Trindade kann ganze 8.700 Pilger aufnehmen.

Das Santuário de Fátima ist nicht nur für Katholiken einen Halt zwischen Tomar und Batalha wert. Schon der Blick auf den "Platz der Gebete" des Marien-Wallfahrtsorts ist überwältigend. Auf der einen Seite die Basilika mit ihrem 65 Meter hohen Turm, auf der anderen die moderne Igreja da Santíssima Trindade, die 8.700 Pilger aufnehmen kann. Dazwischen bewegen sich die Pilger auf Knien zum Ziel. Vom Stellplatz hinter der Basilika ist alles nur wenige Schritte entfernt.

3. Grund: Mittelalterliche Klosteranlage und eine tragische Liebe

Eine Liebesgeschichte erzählen auch die beiden prächtigen Sarkophage in der Klosterkirche von Alcobaça, allerdings ohne Happy End. Hier ruhen König Pedro I. und Inês de Castro, erst Geliebte, dann Gattin und Mutter seiner Kinder. Weil Pedros Vater Alphonso IV. befürchtete, dass aus der Verbindung mit Inês Ansprüche Kastiliens erwachsen könnten, ließ er seiner Schwiegertochter und ihren beiden unehelichen Söhnen die Kehlen durchschneiden. Wofür sich Pedro nach dem Tod seines Vaters furchtbar rächte.

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Rolf Müller
Strenge Zisterzienser-Gotik mit abgekragten Diensten: die Klosterkirche Alcobaça.

Wie entstand das Kloster Alcobaça am Zusammenfluss der Bäche Alcoa und Baça? Portugals erster König Alfonso Henriques schenkte 1174 nach der Vertreibung der Mauren aus Santarém den Zisterziensern das Land und legte vier Jahre später selbst den Grundstein für die erste Kirche. Die wuchs zu Portugals größtem Kirchenbau heran, im strengen frühgotischen Stil der Zisterzienser, 106 Meter lang, 20 Meter hoch, aber nur 17 Meter breit, was den strengen Eindruck noch verstärkt. Nicht so recht dazu passt die barocke Fassade mit den beiden Glockentürmen, die im 18. Jahrhundert angebaut wurden. 33.000 Quadratmeter umfasste der Klosterkomplex ursprünglich.

Fünf Kreuzgänge dienten dem Stundengebet der mehr als 1.000 Mönche, die hier lebten. In der 18 Meter hohen Küche konnte unter dem auf acht Säulen ruhenden Kamin ein ganzer Ochse am Spieß braten. Für die Fische gab es ein eigenes Becken, durch das das Wasser des Alcoa floss. Sehenswert sind auch das Refektorium mit der Lesekanzel, vor der die Mönche aßen, die sieben Dormitorien, der Kapitelsaal, die zweigeschossige Bibliothek und der Königssaal mit seinen Azulejobildern aus der Geschichte des Klosters.

Geheimtipp: Óbidos

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Rolf Müller
Viel zu entdecken gibt es den verwinkelten Gässchen des Ortes.

Óbidos, zwischen Alcobaça und dem Atlantik gelegen, gilt als eine der malerischsten Städte Portugals. Von dem bunten Gewirr von Gässchen kann man sich am besten bei einem Rundgang auf der Stadtmauer ein Bild machen. Den berühmten Kirschlikör, den Ginjinha de Óbidos, sollte man aber besser nach dem Ausflug auf die Mauer kosten. Zehn Kilometer, eine Wanderung oder Radtour entfernt liegt die Lagune von Óbidos, eine der schönsten des Landes, und an deren Öffnung ein schier endloser Sandstrand.

Stellplatz-Tipps in der Region Centro, Portugal

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten