Kreideküste und Boddenwelten, Traumstrände und Wälder, aus denen Schlösser leuchten. Traditionsreiche Seebäder, die schönsten Alleen, viel Kultur und reichlich Abwechslung für die ganze Familie. Ein ideales Revier für Reisen mit dem Wohnmobil.
Kreideküste und Boddenwelten, Traumstrände und Wälder, aus denen Schlösser leuchten. Traditionsreiche Seebäder, die schönsten Alleen, viel Kultur und reichlich Abwechslung für die ganze Familie. Ein ideales Revier für Reisen mit dem Wohnmobil.
Da sitzen wir nun zu zweit in der Grotte eines Wellness-Zentrums, von Kopf bis Fuß kreideweiß eingeschlämmt. Warmer Regen von der Decke und tropischer Dampf von allen Seiten hüllen uns ein und lassen die Schlacken langsam bröckeln. Danach ein Tässchen Sanddorntee im Ruheraum, gefolgt von einer sanften Massage mit gehärtetem Harz aus der Ostsee, "... im Bernstein liegt die Kraft ...", das jedenfalls hat der Katalog versprochen.
Gleich drei Dinge, die gut tun, die typisch sind für Rügen und die es so authentisch und so konzentriert nur auf Deutschlands größter Insel gibt: die Kreide aus dem Fels der Ostküste, aus der die Stubbenkammer mit dem Königsstuhl als markantestes Symbol ragt; der Sanddorn, der in den letzten Jahren in Mode gekommen ist und den die Urlauber in vielfältigen Produkten nach Hause tragen: als Marmelade, Saft oder Seife; und schließlich jenes fossile Harz, der Bernstein, die Tränen des Meeres, die in vielen Werkstätten zu Schmuck verfeinert werden, sowohl klassisch als auch kreativ-modern.
Kreide ist ein Stichwort, das zu Rügen gehört wie Kap Arkona, wie die Bäderarchitektur, wie die alten Alleen, deren schönste Abschnitte sich auf der gut ausgeschilderten Alleenstraße mühelos finden lassen. Es sind die Vermächtnisse aus der Kreidezeit, die jeder Rügengast gesehen haben muss und die vor fast 200 Jahren Caspar David Friedrich zu seinem wohl berühmtesten Bild "Kreidefelsen auf Rügen" inspiriert haben. Im Nationalparkzentrum Königsstuhl werden die Naturwunder multimedial und spannend erklärt. In Klementelvitz, gar nicht weit vom Fährhafen Sassnitz, wird sogar noch immer Rügens weißes Gold abgebaut.
Der Jasmund, zu dem die berühmten Stubbenkammern gehören, ist einerseits die meistbesuchte Region auf der Insel. Und andererseits, gleich hinter den Kreidefelsen, ist dieser kleinste deutsche Nationalpark ein stilles, hügeliges Gebiet mit ausgedehnten Buchenwäldern, mit Mooren und zahlreichen geschützten Pflanzen und Tieren.
Fast so weiß wie die Kreide leuchten auch die meisten Villen, deren Bäderarchitektur ebenfalls zu einem Merkmal auf Rügen geworden ist. Fast immer prägen hölzerne Veranden und Balkone, mit filigran geschmiedetem Eisen verziert, die Fassaden in Binz, Sellin und Göhren. Jugendstil ist oft zu erkennen, nicht selten sogar eine orientalisch anmutende Ornamentik.
Wie Perlen reihen sich die Seebäder an der südlichen Ostküste: das sympathisch-mondäne Binz, dessen Strandsichel sich an die Bucht Prorer Wiek schmiegt, das etwas ruhigere Sellin, zwischen dem gleichnamigen See und der Ostsee gelegen, allein die Seebrücke lohnt den Abstecher in diesen Ort, schließlich Baabe und Göhren, gemütliche Stationen des Rasenden Rolands und Tore zur Halbinsel Mönchgut mit ihren verträumten Dörfern, ihren Bauerngärten und ihren originellen Museen (drücken Sie doch in Middelhagen mal wieder die Schulbank ...).
Naturfreunden wird sich im Herbst, im September und Oktober, ein ganz besonderes Schauspiel bieten, das wohl niemanden kalt lässt: Am Großen Jasmunder Bodden schweben jeden Abend in der Dämmerung tausende und abertausende Kraniche von ihren Rast- und Futterorten bei Sagard ein, um sich einen Schlafplatz zu suchen. Tipp: vom kuscheligen Dörfchen Breege auf der Halbinsel Wittow aus mit der "Wappen von Breege" (Reederei Kipp) behutsam den Spyker See ansteuern, staunen und in aller Ruhe fotografieren.
Rügen: gerade mal so groß wie Berlin und doch ein Kontinent. Welten liegen zwischen dem Kibitzer Bodden und der Kulturstadt Putbus, mit der sich ein Fürst vor 200 Jahren ein Denkmal gesetzt hat. Keine andere Insel zeigt so unterschiedliche Facetten: hier, nördlich von Binz, der gespenstische Koloss von Prora, da, am Großen Jasmunder Bodden, das fröhliche Störtebeker-Spektakel, das jeden Sommer Zigtausende zur Freilichtbühne Ralswiek lockt.
Und in den vielen ursprünglich gebliebenen Fischerdörfern der Hochgenuss für die Zünftigen: der frische Fisch am Kai von Waase im "wilden Westen" der Insel, das beste Fischbrötchen auf Torsten Bierbachs Kutter im Hafen von Lauterbach an der Ostseite. Es schaukelt sanft auf seiner dicken "Berta", die Möwen kreischen, die Wolken ziehen.
Morgen ist auch noch ein Tag. Zum Beispiel für Entdeckungen in den schönen alten Backsteinkirchen, an den versteckten Naturstränden der zerfaserten Boddenküsten, bei den aufwendig renovierten Herrenhäusern oder in Doris Teutenbergs märchenhaftem Apfelgarten in Alt-Reddevitz. Das liegt irgendwo zwischen Having und der Hagenschen Wiek, jedenfalls mindestens so weit weg vom Alltag wie die Kreidegrotten im Wellness-Spa.
"Rügensche Kleinbahn" heißt offiziell das fauchende und schnaufende Relikt aus guten alten Eisenbahnzeiten. Aber wie viel fröhlicher hört es sich doch an, in den Rasenden Roland einzusteigen. Warum der Nostalgiezug vom Volksmund so getauft wurde, weiß heute niemand mehr genau. Immerhin verbindet das Bähnchen schon seit 1895 die fürstliche Residenz Putbus mit dem Seebad Göhren.
Zwischendurch hält es in Binz, Sellin und Baabe, auf Wunsch aber auch mal in Beuchow, Posewald oder beim Jagdschloss Granitz. Die Gesamtstrecke ist 24 Kilometer lang. Die Tour mit der legendären Schmalspurbahn, die im Gepäckwagen auch Fahrräder mitnimmt, dauert etwa eine Stunde. Vor gut hundert Jahren war der Roland als Theaterzug unterwegs, holte Kurgäste aus Binz ab, um sie ins Theater nach Putbus zu bringen. Sogar ein Speisewagen wurde angehängt. Heute kann man in diesem Stil im Lokal der Binzer Kleinbahn speisen.
Putbus nennt sich gern Rügens "Kulturhauptstadt", dieses Ensemble aus Schloss, Schlosspark, dem runden Platz namens Circus und dem tempelähnlichen Theater aus dem Jahre 1821. Dort stehen Konzerte, Musicals und heitere Stücke auf dem Spielplan. Die weiße Stadt wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts vom Fürsten Wilhelm Malte I. zur klassizistischen Residenz ausgebaut, die auch heute noch die Besucher beeindruckt.
Seebäder mit Flair und gepflegte Strände im Osten, alte Dorfkirchen, stille Winkel und eine wildromantische Boddenküste im Westen und Süden, Naturwunder in zwei Nationalparks, Herrenhäuser mit großer Geschichte und ein Hauptstädtchen voller Charme.
"Hiddensee ist eines der lieblichsten Eilande, nur stille, stille, dass es nicht etwa ein Weltbad werde ..." Das wünschte sich Gerhart Hauptmann vor über 100 Jahren. Dieser Dichter war es, der Rügens kleine Schwester auf die touristische Landkarte gebracht hat. Schon Jahre bevor er 1912 den Nobelpreis für Literatur bekam, verbrachte er Sommer für Sommer auf dem "Söten Länneken", wie die Hiddenseer ihr Paradies nennen. Heute kann es an Sommerwochenenden tagsüber schon mal voll werden. Gerhart Hauptmann ist auf Hiddensee begraben, sein Haus ist heute Museum und Kulturzentrum. Die drei Inseldörfer werden von Schaprode und im Sommer auch von Stralsund aus mit Fähren und Wassertaxis angelaufen.
Restaurants
Info
Anreise aus Westen über die A 20, aus Süden/Osten über die A 1. Vor der Rügenbrücke lohnt ein Stopover in Stralsund: schöne Altstadt, spannendes Ozeanarium.
Auskunft: Tourismuszentrale Rügen, Bahnhofstraße 15, 18528 Bergen, Telefon 0 38 38/8 07 70.