Wohnmobil-Tour Schweden/Dänemark
Insel-Hopping in der Ostsee

Bornholm, Öland, Gotland, Faro: diese abwechslungsreichen Ostsee-Inseln versprechen eine tolle Tour mit dem Wohnmobil. Was Sie erwartet und wo Sie am besten nächtigen, verrät promobil.

Gotlands Hauptstadt Visby.
Foto: Claudia Deglau (1), Emelie Asplund (1), Rolf Müller, Simon Paulin (1)

Gunilla Andersson trägt ein altertümliches Kleid aus grobem Leinen. Die Haube auf dem Kopf der jungen Schwedin ist auch schon ein paar Jahrhundert aus der Mode. Ihr Freund Lars steckt in einer braunen Mönchskutte mit einem dicken Strick um die Hüften. Die beiden fallen kaum auf, nahezu die Hälfte der Menschen, die durch die engen Gassen von Visby drängen, scheinen von einer Zeitmaschine ausgespuckt: Es ist Medeltidsveckan auf Gotland, Mittelalterwoche.



Drei Stunden hat die Überfahrt mit der MS Visby von Oskarshamn nach Gotland gedauert. 200.000 Besucher pilgern alljährlich Anfang August auf die Insel und freuen sich über die Ritterturniere, Theater und Konzerte in den malerischen Klosterruinen Visbys und über den riesigen Mittelaltermarkt.

Die Hauptstadt Gotlands, älteste Hansestadt und Weltkulturerbe, empfängt den Mobilfahrer bereits nach einem Kilometer mit einem Stellplatz, von dem aus sich die historische Altstadt erkunden lässt. In den gepflasterten Gassen und auf den Plätzen herrscht ein mediterranes Treiben.

Die größte Ostsee-Insel verfügt über ein einmaliges kulturelles Erbe, zu dem vorzeitliche Fliehburgen ebenso zählen wie die Bildsteine der Wikinger und die nahezu 100 mittelalterlichen Dorfkirchen. Die sind mit ihren Kalkmalereien, ihren Skulpturen, Taufsteinen und Triumphkreuzen der wohl größte Schatz der 170 Kilometer langen Insel.

Vor lauter Architektur sollte man die Naturwunder nicht vergessen, die Raukar, bizarre Kalksteine, die das Meer formte, als sich die flache Insel vor mehr als 10.000 Jahren aus der Ostsee erhob. Die raue Insel Fårö hat den Regisseur Ingmar Bergman so fasziniert, dass er hier nicht nur etliche Filme gedreht, sondern sich auch niedergelassen hat. Sein Haus ist heute „Bergman-Zentrum“ und Ende Juni Mittelpunkt der Bergman-Woche mit den Filmen des Regisseurs.

Kenneth Niklasson hat alle Hände voll zu tun. Der Hafenmeister von Byxelkrok unweit der Nordspitze der Insel Öland ist Mädchen für alles. Er ist nicht nur zuständig für den meistbesuchten Gästehafen von Schwedens Ferieninsel Nummer eins, sondern auch für die Wohnmobile, die den Stellplatz nutzen, und für den Fahrradverleih. Von Mitte Juni bis Mitte August legt hier eine Fähre an, die Öland mit Oskarshamn verbindet. Dass Öland nicht zuletzt für Wohnmobilisten ein beliebtes Ferienziel mit zahlreichen Stell- und Campingplätzen ist, hat nicht nur mit den vielen Sonnenstunden der 140 Kilometer langen, aber nur 16 Kilometer breiten Insel zu tun, sondern auch damit, dass dank einer sechs Kilometer langen Brücke nach Kalmar keine Fährkosten anfallen.

Urlauber befinden sich auf Öland in bester Gesellschaft: In Schloss Sollidens Slott verbringt die königliche Familie den Sommer. Auch Öland ist eine flache Kalksteinplatte. Die Südspitze mit dem Leuchtturm Långe Jan ist ein Naturreservat, in dem man Vögel und Seehunde beobachten kann. Während in der schmalen Nordhälfte der Tourismus dominiert, wird der breitere Süden der Insel landwirtschaftlich genutzt – und das seit 6000 Jahren, weshalb dieser Teil Ölands Weltnaturerbe der Unesco ist.

Ystad an der schwedischen Ostküste verdankt seine Berühmtheit Hennig Mankell und Kurt Wallander. Vor der spektakulären Überfahrt nach Bornholm auf dem Riesen-Katamaran empfiehlt sich der Stellplatz am Jachthafen und ein Spaziergang auf Wallanders Filmspuren mit der Karte aus der Touristinfo.

Kleiner als ihre schwedischen Schwestern, aber nicht minder reizvoll ist die dänische Insel Bornholm. 40 Kilometer lang und 30 Kilometer breit – macht 100 Kilometer Radweg rund um die felsige Insel, die auch zu schönen Wanderungen einlädt. Mit exotischen Pflanzen und seit 2003 mit einem Weingut bei Pedersker demonstrieren die Bornholmer das milde Klima ihrer Insel, das viele Besucher im Sommer an einem der kilometerlangen Sandstrände nutzen. Nicht versäumen sollte man darüber einen Besuch der historischen Baudenkmäler, der Burgruine Hammershus und der typischen Rundkirchen.

Kulinarische Überraschungen

Nichts gegen Knäcke und Köttbullar, aber die Inselküche hat mehr zu bieten. Berühmt ist das zarte, wohlschmeckende Fleisch des Gotland-Lamms. Der Widder ist nicht ohne Grund das Wappentier der Insel. Eine besondere Köstlichkeit schlummert in Gotlands Boden: schwarze Trüffeln. Fisch gibt es auf allen Inseln. Wo ein Gästehafen mit Stellplatz ist, da ist die Fiskrökeri, die Fischräucherei mit Lachs, Aal, Hering oder Dorsch, nicht weit. Am Hafen von Gudhjem auf Bornholm lockt ein „All-you-can-eat“-Fisch-Büfett. Die Bornholmer Spezialität aus geräuchertem Hering, rohem Eidotter, Radieschen und Zwieblen trägt den malerischen Namen „Sonne über Gudhjem“. Auf Gotland und auf Bornholm wächst Wein. Im Örtchen Hablingbo gibt es das nördlichste Weinanbaugebiet Europas. Und auf Bornholm gedeiht auf dem Weingut „Lille Gadegård“ seit 2000 der „Rondo Bornholm“, der Bornholmer Burgunder.