Als Heilmittel ist sie weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt: die glasklare Luft des Appenzellerlandes. Darum erstaunt es nicht, dass in der Hügellandschaft zwischen Bodensee und Alpstein Luftkurorte wie Heiden entstanden sind.
Das voralpine Klima, der weite Blick zum Bodensee, das satte Grün der Wiesen und die staubfreie Luft bewogen auch den Berliner Pionier der Augenheilkunde und Medizinprofessor Albrecht von Graefe (1828 bis 1870), über viele Jahre in den Sommermonaten in der „Curanstalt zum Freihof“ seine Praxis aufzuschlagen.
„1877 zählte unser Dorf 16 Hotels, Pensionen und Gasthäuser, eine Kurhalle sowie drei Bäder“, weiß Dorfführerin Chris Nowak zu berichten. „Häuser wie der Freihof waren mit einer Belüftungsanlage ausgerüstet, welche die heilende Kuhstall-Luft direkt zum Gastzimmer brachte.“
Milch: ja. Aber Wein im Appenzellerland? Doch, doch: Schon 1381 wurde der Weinbau im Appenzellerland erwähnt, und 1850 erreichte er mit rund 150 Hektar Anbaufläche die größte Verbreitung. Vor Urzeiten entstand bei der Bildung des Bodenseebeckens zwischen Heiden und Rorschach in Wienacht-Tobel eine Schuttmoräne aus Sandstein und Mergel. An ihrem Südhang führen Vroni und Felix Lutz die Tradition des Weinbaus im Kanton fort.
Bequem erreicht man das Weingut mit der im Stundentakt verkehrenden Zahnradbahn. So kann man die Tropfen gefahrlos vor Ort verkosten. Unter den authentischen Weinen, die nach alter Väter Sitte hergestellt werden, finden sich fünf Weißweine und vier Rote. Aus dem Blauburgunder wird nicht nur der bekannte „Wie-nachtswy“, sondern auch der „Vintage“ nach der Portwein-Methode gekeltert. „Der Blauburgunder Weißherbst wird dabei mit unserem hauseigenen Weinbrand zu einem 19,5-prozentigen Likörwein verheiratet“, erklärt Felix Lutz mit Stolz.
Der Appenzeller Witzweg führt von Heiden nach Walzenhausen. Auf der neun Kilometer langen Wanderroute mit 80 Witzen im Appenzeller Dialekt geht es entlang satter Wiesen und durch lauschige Tobel. In Wolfhalden führt der Witzweg direkt an einer Bäckerei vorbei. Spezialitäten sind nebst urwüchsigen Brotsorten auch die Nussgipfel aus Hefeteig und Walnüssen. „Diesen Klassiker konnten wir über viele Jahre ins Bundeshaus-Kaffee der Parlamentarier nach Bern liefern“, freut sich Bäckerin Gabi Zürcher.
Wenige Schritte von der Bäckerei entfernt springt der Witz Nr. 47 ins Auge. Frei übersetzt: „Weißt du, warum auf dem Bundeshaus in Bern eine Kuppel steht?“ fragt der Jock den Franz. „Keine Ahnung“, antwortet Franz. Da meint der Jock: „Ja, hast du denn schon mal einen Zirkus mit Flachdach gesehen?“
Tipps und Infos
Anreise: Heiden ist nur 16 Kilometer von St. Gallen entfernt. Aus Süddeutschland bietet sich die Anreise mit der Bodenseefähre Friedrichshafen-Romanshorn an. Während der 40-minütigen Überquerung des zweitgrößten Sees Mitteleuropas erlebt man eine willkommene Pause auf dem Wasser. www.sbsag.ch
Auskunft: Ausführliche Informationen zum gesamten Appenzellerland findet man bei Appenzellerland Tourismus. www.appenzellerland.ch. Eine gute Adresse für Auskünfte mit Parkmöglichkeit vor dem Haus ist das Büro in Heiden mit seiner freundlichen Bedienung. Telefon 00 41/7 18 98 33 30.
Stellplätze/Camping: Ein schön gelegener Stellplatz mit Rundumsicht befindet sich auf 1000 Meter über NN in Haslen. Elisabeth und Walter Inauen-Giger bieten auf ihrem Bauernhof mit WC und Duschen für die Gäste auch Schlafen im Stroh sowie ein Bauernfrühstück an. Tel. 00 41/7 13 33 21 39.
Beim Landgasthof Eischen ob Appenzell befindet sich ein kleiner, familiärer Campingplatz. Alfred Inauen-Menzi bietet dort auch Stellplätze über den Winter an. www.eischen.ch , Tel. 00 41/7 17 87 50 30.