Reise-Tipp Thüringen
Zeit zum Geniessen

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Das grüne Thüringen bietet einige der schönsten Thermen unseres Landes – und meist liegt der nächste Wohnmobil- Stellplatz gleich nebenan. Darüber hinaus locken Erfurt, Weimar & Co mit Kultur ohne Ende.

Mobil-Tour: Thüringen
Foto: Silke Tokarski, Thomas Zwicker

Aus vier Düsen oben auf dem alten Steinbrunnen im historischen Gradierhaus sprüht hauchfeiner Sole-Nebel, so dicht, dass man die Hand vor Augen kaum sieht. Kurgäste im langen Kapuzenumhang schreiten bedächtig durch den weißen Dunst, dank der spitzen Mützen ihrer Kutten hat die Szene beinah etwas Mystisches. Bei jedem Atemzug dringen winzige Salzpartikelchen in die feinsten Verästelungen der Lunge, heilen so Asthma bronchiale und andere Krankheiten oder tun einfach nur gut. Dann geht es raus an die taufrische Thüringer Luft, auf knarrenden Holzbohlen wandelt man still an überdachten Salinenwänden entlang, wo einst die Sole zur Salzgewinnung am Schwarzdornreisig herabrann. Wer hier nicht Entspannung findet, der ist ein klinischer Fall.

Das hölzerne Gradierwerk von Bad Salzungen, einige Kilometer südlich der Eisenacher Wartburg zwischen Rhön und Thüringer Wald gelegen, zählt mit seiner historischen Architektur und dem modernen angeschlossenen Keltenbad samt vielen Pools, Saunen, Gesundheits- und Beauty-Offerten zu den schönsten Wellness-Anlagen unseres Landes. Die Salinenwände sind Hunderte Jahre alt, der Mittelbau mit Türmchen, Erkern und Fachwerk mutet an wie ein thüringisches Cinderella-Schloss und verzückt nicht nur Urlauber aus China und Japan.

Bei Sonne und Wärme sitzt man fein draußen zu Kaffee und Kuchen in bequemen Rattansesseln mit roten Polstern unter großen weißen Schirmen, Brunnen plätschern, Blumen duften, leise spielt die Musik – Kuren wie zu Kaisers Zeiten. Zur kühleren Jahreszeit wird oben im Café König unter Holzbalkendecken eine Druiden-Salatplatte oder ein Gradierwerk-Omelette verputzt. Das Wohnmobil parkt derweil ruhig und bequem gleich um die Ecke, etwa auf dem grünen Stellplatz Am Haad, von wo aus ein Brücklein über die Werra direkt zum Gradierwerk führt.


Rund 70.000 Liter salzhaltiges Wasser sprudeln pro Stunde aus der Tiefe in Bad Salzungens Therme. Ab einem Salzgehalt von 1,5 bis sechs Prozent im Wasser wird im medizinischen Sinne von Sole gesprochen, beste Grundlage für medizinische, Wellness- und Schönheitsanwendungen. Der Reichtum an solehaltigen Quellen beschert Thüringen viele solch schöner Heilbäder, allesamt lohnende Ziele für eine geruhsame Tour mit dem Reisemobil. Praktisch: An fast allen Thermen gibt es dicht gelegene, meist gute Stellplätze.

Ganz nah dabei steht das Mobil zum Beispiel im einige Kilometer nordwestlich von Gotha gelegenen Bad Langensalza auf dem Platz direkt an der Friederiken-Therme, wo in 32 °C warmen Solebecken die Muskeln entspannen und Thalassotherapie und Champagnerölbäder Wohlsein versprechen. Bad Langensalza bietet zudem reichlich Orte der Einkehr an frischer Luft: zehn Grünanlagen wie den Rosengarten etwa (auch Garten der Liebe genannt), dessen 450 Arten einen bezaubernden Duft verströmen, oder den japanischen Park mit einer Vielzahl von stillen Winkeln – über seiner Teichlandschaft mäandert eine hölzerne Brücke im Zickzack, damit „böse Geister“ nicht nachkommen.

Thüringen ist Inbegriff beschaulicher Parks und warmer Heilbäder

Weit gefehlt! Dieses Bundesland im Herzen der Republik weist alle paar Kilometer eine geschichtsträchtige Stadt auf. Eisenach etwa ist einen Besuch wert, samt der hochgelegenen Wartburg, dem Geburtshaus von Johann Sebastian Bach, dem Marktplatz mit barockem Rathaus und Stadtschloss. In Erfurts historischer Altstadt gibt es reges Studentenleben und die 120 Meter lange Krämerbrücke über die Gera, die beidseitig mit schmalen Häusern voll kleiner Shops und Geschäfte bebaut ist. Weimar gedenkt in Museen großer Geister wie Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe und Franz Liszt, die hier lebten und wirkten. Und im beschaulichen Gotha wurzelt nicht nur ein Großteil des europäischen Adels, man pflegt im prunkvollen barocken Riesen-Schloss Friedenstein auch das älteste Schlosstheater der Welt mit funktionierender Bühnentechnik aus dem 17. Jahrhundert.

Genug urbanes Flair geschnuppert, jetzt steht der Sinn nach einem kräftigen Marsch durch frische Natur? Geht ganz leicht: Elf von 62 zertifizierten deutschen Wanderrouten führen durch Thüringen. Wie wäre es mit einer Etappe über den Rennsteig, berühmtester und ältester Fernwanderweg unseres Landes auf der Kammlinie des Thüringer Mittelgebirges? Rhön, Saale-, Ilmtal und der urwaldartige Hainich, von dem schon Theodor Storm schwärmte, sind ebenfalls gute Wanderreviere – im Nationalpark Hainich gibt es zudem nicht nur Wildkatzen, sondern auch einen spektakulären Baumkronenpfad hoch droben in grünen Wipfeln.

Sphärenmusik und Lichteffekte beruhigen Kopf und Seele, wie schwerelos schwebt man im 34 Grad warmen Nass – es ist mal wieder Zeit für ein entspannendes Bad. „Wasser ist der Luft als Träger- Medium von Schall weit überlegen“, sagt Micky Remann, Schöpfer des futuristischen Unterwassermusiktempels Liquid Sound in Bad Sulzas Toskana-Therme. Nebenbei: Auch hier gibt es Stellplätze direkt vor der Tür, weitere werden gerade gebaut – für Körper, Geist und Reisemobil ist im Thüringer Thermenland bestens gesorgt.

Thüringen ist der Mittelpunkt Deutschlands

Eine kräftige Linde und ein Gedenkstein markieren den geografischen Mittelpunkt der Bundesrepublik Deutschland. Der liegt unweit der kleinen Thüringer Ortschaft Niederdorla, rund 45 Kilometer von Erfurt entfernt. Zwei Fachleute hatten die entferntesten Punkte unseres Landes in Nord-Süd- sowie in Ost-West-Richtung als Referenzpunkte gewählt und bei 51°948’’N und 10°2652’’O die Mitte festgestellt – und zwar direkt bei dem 1400-Einwohner-Dorf Niederdorla neben einem alten Opfermoor, wo die Germanen einst durch Rituale die Götter gnädig zu stimmen suchten. Es gibt übrigens auch noch konkurrierende Messmethoden mit anderen Ergebnissen. So klebte ein pensionierter Lehrer aus Gera die Umrisse Deutschlands auf ein Stück Pappe, schnitt das Ganze aus und balancierte es auf einer Nadel – heraus kam der rund 20 Kilometer nordwestlich von Niederdorla gelegene kleine Ort Silberhausen.

Das Thüringer Wurstmuseum

Um die Thüringer Bratwurst dreht sich alles im 1. Deutschen Bratwurstmuseum in Holzhausen westlich von Arnstadt. Es gibt hier vielerlei zur Kulturgeschichte und Produktionstechnik zu sehen, ferner Bratwurst-Seminare, -Theater, -Diplom, -König, -Bank und einiges mehr. Ach ja, und ein Bratwurst-Songcontest darf natürlich auch nicht fehlen oder die Bratwurst-Tiriade zum Tag der Deutschen Einheit. Liebstes Motto des Hauses: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. www.bratwurstmuseum.de