Zur Zeit der Hanse zählte Lübeck zu den reichsten und mächtigsten Handelsmetropolen im Ostseeraum. Davon zeugt noch heute eine Vielzahl historischer Bauten in der Altstadt an der Trave – und es gibt zudem jede Menge andere Gründe für einen Besuch des romantischen Kleinods im Norden.
Das berühmte Holstentor
Einige Jahrzehnte lang steckte sein Bild in fast jeder Geldbörse: Von 1958 bis 91 hat das Holstentor den 50-Mark-Schein der Deutschen Bundesbank geschmückt. In natura ist es noch wesentlich eindrucksvoller, nicht umsonst gilt das spätgotische Gebäude von 1478 mit zwei mächtigen Türmen und bis zu 3,50 Meter dicken Mauern als Wahrzeichen der Hansestadt Lübeck. Einst als Verteidigungsanlage konzipiert und mit 30 Geschützen bewaffnet, sollte der Bau 1863 wegen des morastigen Untergrunds abgerissen werden – mit einer Stimme Mehrheit entschied sich die Bürgerschaft für den Erhalt.
Das Holstentor liegt zentral auf dem Weg in die Innenstadt und wird auf einer öffentlichen Straße umfahren, Parkplätze gibt es in der Umgebung genügend. Die Innenräume der vierstöckigen, vor einiger Zeit mit 30 Tonnen Moselschiefer neu eingedeckten Türme (mit Mauerwerk aus glasiert-gebrannten Backsteinen) beherbergen heute das Stadtgeschichtliche Museum von Lübeck. Unter dem Titel „Die Macht des Handels“ wird hier der alten Kaufleute gedacht, die mit ihren Koggen dem mächtigen Bund der Hanse vorstanden. Das historische Lübeck wird im Film und in einem großen Modell dargestellt, Exponate wie Schiffsmodelle, nautisches Gerät oder Instrumente der mittelalterlichen Rechtsprechung sind absolut sehenswert. www.die-luebecker-museen.de
Altstadt und Rathaus
Lübecks komplette Altstadt befindet sich auf einer Insel, die von Flussarmen und Kanälen der Trave umströmt wird - das schönste Entree ins historische Zentrum bietet das Holstentor. Prunkvolle Patrizierhäuser mit den typischen Stufengiebeln säumen enge Gassen, man merkt, dass Lübeck einst eine führende Hansestadt war. Davon zeugen auch die vielen Museen wie Buddenbrookhaus, Burgkloster, das Drägerhaus und die historischen Schiffe am Travekai. Die Schiffergesellschaft, ehemals Versammlungshalle Lübecker Hansekaufleute, ist heute ein uriges Restaurant, in dem man sehr ordentlich essen kann.
Besonders sehenswert ist das Rathaus am Marktplatz, das mit seiner prächtigen Fassade von 1350 aus glasierten Steinen zu den schönsten der Republik zählt. Zu besichtigen ist unter anderem der Audienzsaal mit zwei unterschiedlich hohen Eingangstüren - eine hohe für die Ratsherren mit ihren großen Hüten, eine niedrige für die reuigen Sünder.
Die Kirchen von Lübeck
Sieben Kirchtürme prägen das Stadtbild und machen die Skyline so unverwechselbar. Eine Sonderstellung nimmt dabei St. Marien direkt neben dem Rathaus ein, drittgrößte Kirche Deutschlands und einst Vorbild der vielen gotischen Backstein-Sakralbauten im Ostseeraum. Mit ihr wollten die alten Hansestadtväter Reichtum und Macht der Handelsmetropole demonstrieren. St. Marien enthält viele Kunstwerke, die größte mechanische Orgel der Welt, eine mittelalterliche Ausmalung und ein Glockenspiel mit 36 Glocken.Unweit des Eingangs hockt ein kleines Bronze-Teufelchen an der Wand - das Streicheln der glänzenden Hörner soll der Sage nach Glück bringen.
Neben dem dreischiffigen romanischen Dom samt seinen beiden 115 Meter hohen Türmen ist außerdem auch die Petrikirche einen Besuch wert. Außerhalb der Gottesdienste finden hier zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen statt - und von der 50 Meter hohen- Aussichtsplattform im Turmbau der Kirche genießt- man eine wunderbare Aussicht über Lübeck und das Umland.
Travemünde
Lübecks „schönste Tochter“ liegt an der Mündung der Trave in die Ostsee, rund 20 Kilometer vom Zentrum entfernt. Seit 1320 gehört der alte Fischerort zur Hansestadt und ist heute ein anerkanntes Ostseeheilbad. Als hanseatische Kaufleute im Mittelalter den Ort aus strategischen Gründen zum Schutz ihrer Schiffe kauften, ahnten sie noch nicht, wie wichtig Travemünde einst für den Warenumschlag in dieser Region werden sollte - heute ankern große Fähren und Containerschiffe am Skandinavienkai und transportieren Handelsgüter in alle Welt.
Auf der Uferpromenade flaniert man herrschaftlich entlang schöner Restaurants und Bistros und sieht kleinen und großen Schiffen beim Auslaufen zu. Wahrzeichen wie der alte Leuchtturm von 1539 oder die Viermastbark Passat können besichtigt werden, im obersten Stockwerk des hoch aufragenden Maritim-Hotels bietet ein Café grandiose Ausblicke. Die Priwall-Halbinsel und das Brodtener Steilufer eignen sich gut zum Spazierengehen, abends lockt gar ein Spielcasino.
Das Beste: Der Stellplatz von Travemünde liegt direkt am Hafen - schöner kann man an der Ostsee kaum nächtigen! www.travemuende.de
Die Marzipan-Geschichte
Es duftet süß, Kaffeemaschinen zischen, man sitzt bequem auf Polstersesselchen und wird von weißgeschürzten Kellnerinnen freundlich bedient. Lübeck ist weltbekannt für sein Marzipan, und Niederegger ist der größte Hersteller. In zwei Cafés und einem großen Laden kann die Köstlichkeit genossen werden, die der Sage nach zur Lübecker Hungersnot im Jahr 1407 erfunden wurde – da habe man aus Mandel- und Zuckerresten das Marci Panis, Brot des heiligen Markus, zusammengebacken (tatsächlich stammt die Leckerei aus Venedig). Niederegger hat gar ein Marzipan-Museum (www.niederegger.de), zudem kann man im Marzipan-Speicher an der Untertrave (www.marzipanland.de) Vorträgen lauschen und Kostproben genießen.
Der besondere Tipp von promobil:
Besuch im Gängeviertel: Hier heißt es Kopf einziehen und durch: Hinter Lübecks opulenten Patrizierhäusern verbergen sich oft winzige Hinterhofbutzen, die nur durch niedrige Gänge erreichbar sind. Die einstigen Arme-Leute-Quartiere sind heute heiß begehrt – aber nur mit leichtem Mobiliar zu beziehen.
Übersicht: Reise-Tipp Lübeck