Wohnmobil-Tour ins Altmühltal
Ein Fluss mit Schwung

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Das Altmühltal ist eine steinreiche Region, und zwar in vielerlei Hinsicht. Die Gegend um den schönen Flusslauf in Bayern ist reich an heiler Natur, an urigen Orten, Rad- und Wanderwegen, aber auch an Fossilien-Funden aus uralter Zeit – Impressionen von einer spannenden Mobil-Tour.

Reise-Tipp Altmühltal
Foto: Joachim Negwer

„Die Klasse 5a bitte herkommen!“ Laut hallt es über den Besuchersteinbruch Blumenberg in Eichstätt. „Och nö! Ich habe doch erst einen Mini-Seestern gefunden!“, sagt das Mädchen, das direkt neben uns nach kleinen Schätzen gesucht hat. Sie nimmt Hammer und Meißel und trabt missmutig zum Ausgang. Uns ruft zum Glück kein Lehrer, wir können weiter hoffen, zwischen den nächsten Platten etwas zu finden, vielleicht einen Fisch oder Ammoniten!

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Also wieder ein Steinplattenpaket zwischen die Knie klemmen. Meißel ansetzen, noch an anderen Stellen sacht in den winzigen Spalt klopfen, da – die Platte löst sich, glücklicherweise am Stück! Und jetzt sind wir die Ersten, die einen Blick in diese Welt von vor 150 Millionen Jahren werfen. Wie sagte die nette Dame an der Kasse: „Es gibt auf alle Fälle eine Überraschung: entweder ist was drin oder nix!“ Nach zwei Stunden ist dann aber doch etwas zusammengekommen: ein daumengroßer, glitzernder Calcithaufen, ein Ammonit und jede Menge Seelilien, eine sogar „mit Lockenwicklern“, wie die Kassenfrau sagt.

Reise-Tipp Altmühltal
Joachim Negwer
Guter Ort für eine Pause – Kipfenberg an der Altmühl, im Hintergrund die Burg Kipfenberg aus dem 12. Jahrhundert.

Solnhofen im Altmühltal lockt mit dem Hobby-Steinbruch am Frauenberger Weg. Die Kalkschieferplatten liegen hier in großen Bergen übereinander, die meisten lassen sich mit dem Werkzeug gut in einzelne Schichten trennen – und immer wieder sind kleine Schätze drin, Versteinerungen, die sich in diesen Bergen verstecken.

Im feinkörnigen Plattenkalk fand und findet man noch heute viele versteinerte Pflanzen und Tiere aus dem Jurameer, das sich vor 150 Millionen Jahren hier ausbreitete. Kleine Ammoniten, aber auch Fisch- und Landsaurier wurden hier ausgegraben und natürlich die berühmten Archaeopteryxe. Fünf Exemplare des Urvogels sind bisher in den geologischen Jagdgründen der Fränkischen Alb gefunden worden.

Solnhofen ist ein kleines Örtchen, seinen Weltruf hat es mit diesen Funden erlangt und damit, dass Alois Senefelder Ende des 18. Jahrhunderts mit Solnhofener Platten die Lithografie erfunden hat, den Druck mit Steinen. Bedeutende Künstler wie Manet, Picasso, Goya und Toulouse-Lautrec haben die Technik und die Platten aus dem kleinen Solnhofen zur Vervielfältigung ihrer Werke genutzt. All das, die Fossilienfunde und die Geschichte der Lithografie, kann man hier im Bürgermeister-Müller-Museum bestaunen.

Es sind die kleinen Sensationen, die diese Region so liebenswert machen. Eine Region übrigens mit einer ganzen Reihe schöner Stell- und Campingplätze. Der Naturpark Altmühltal ist mit 3.000 Quadratkilometer Fläche der drittgrößte seiner Art in Deutschland. Er liegt mitten in Bayern, zwischen den Ballungsräumen Nürnberg, Regensburg, Augsburg und Ingolstadt. Und er ist über weite Teile grün, ruhig und idyllisch. Die Altmühl, der rund 200 Kilometer lange Fluss, der dem Naturpark den Namen gab, sei „Bayerns schüchternster Fluss“, sagen die Einheimischen, „der sich drei Mal umdreht, bevor er weiterfließt“. Das ist wohl wahr und gilt zumindest für den Oberlauf bis Beilngries, denn ab dort wird die Altmühl für die letzten 34 Kilometer plötzlich breit, gerade und etwas träge.

Bilder einer Kahnpartie
Joachim Negwer
Stilles Wasser als ideales Revier für eine gemütliche Kahnpartie – die Altmühl in der Gegend von Eichstätt.


Der Naturpark gilt in erster Linie als ein Land für Aktiv-Urlauber, als Wanderregion erster Güte. Der Panoramaweg führt auf 200 aussichtsreichen Kilometern in 15 Etappen ganz unterschiedlicher Länge von Gunzenhausen bis nach Kelheim. Perfekt ausgeschildert ist auch der Altmühltalradweg, inzwischen schon ein Klassiker unter seinesgleichen. Er folgt der Altmühl auf 167 Kilometer Länge von ihrer Quelle bis zur Mündung in die Donau. Ein Radweg für Genießer: wenig Steigungen, meist in der Nähe des Flusses und fast immer fernab des Straßenverkehrs. Und wenn die Strecke dann doch mal zu lang ist, gibt es vielfältige Möglichkeiten, mit dem Schiff oder dem „Freizeitbus“ wieder zum Stellplatz zurückzufahren.

Außerdem ist das Altmühltal ein Burgen- und Schlösser-Land – auf den schroffen Kalkfelsen stehen jede Menge imposanter Bauwerke aus dem Mittelalter. Das eindrucksvollste ist Schloss Prunn bei Essing, von dort aus hat man einen herrlichen Ausblick auf das weite Tal.

Auf dem Rückweg vom Steinbruch in Solnhofen zum Stellplatz in Eichstätt landen wir mit den Rädern im schrulligen Museums-Café. Dort machen wir erst mal Pause und kaufen noch schnell ein: fürs Abendessen im Reisemobil frischen Zwiebelkuchen und fürs Frühstück das berühmte Klosterbrot. Und gleich vor Ort gibt’s zum Kaffee guten Zwetschgenkuchen. Aber bitte mit Sahne, denn die Kalorien sind längst abgestrampelt und durchs Steineklopfen vielfach eingespart.

Reise-Tipp Altmühltal
Joachim Negwer
Diese Orte im Altmühltal sollten Sie nicht verpassen.

Die schönsten Orte im Altmühltal: Auf den Spuren von Römern und Rittern

Streifzüge durch das Altmühltal sind immer auch eine Reise in die Geschichte – historische Altstädte und mittelalterliche Kleinode zeugen von einer wahrlich großen Vergangenheit. Hier zeigen wir Ihnen sechs schöne Beispiele.

1) Dollnstein: Die ältesten Spuren der Menschen im Dollnsteiner Gemeindegebiet reichen weit in die Steinzeit zurück. Relikte aus alter Zeit kann man in der ganzen Stadt sehen: die mittelalterliche Ringmauer mit dem Petersturm etwa, das einstige Nordtor und die Pfarrkirche. Unbedingt sehenswert ist auch die Burganlage aus dem 9. Jahrhundert.

2) Eichstätt: Geschlossen und herrschaftlich wirkt die barocke Bebauung mit Bischofsresidenz und Domherrenhöfen rund um den Sakralbau, während die Häuser um den Markt (viele im Kern aus dem 14. Jahrhundert) den Wohlstand der Kaufleute spiegeln. Heute ist das lebhafte Eichstätt Sitz der einzigen katholischen Universität Deutschlands.

3) Beilngries: Unterhalb des Hirschbergs liegt dieser beschauliche Erholungsort mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten. Die Pfarrkirche St. Walburga samt ihren verzierten Turmdächern, das Kloster Plankstetten, das Schloss Hirschberg oder das unterirdische Brauereimuseum sind nur einige der interessanten Highlights. www.beilngries.de

4) Riedenburg: Die Perle des Altmühltals, wie der Ort gerne genannt wird, hat eine lange Geschichte, die bis ins Hochmittelalter zurückreicht. Greifbar wird die Historie vor allem durch die drei Burgen der Stadt – bei einer Wanderung auf dem Drei-Burgen-Steig können Besucher die Wehrbauten bequem besichtigen. www.riedenburg.de

5) Essing: Wandern, Rad- oder Schifffahren, Angeln oder Walken – die Umgebung von Essing taugt mit ihrer Flusslandschaft und dem Hügelland ideal für Aktivurlauber. Eine Besonderheit ist die längste Holzbrücke Europas, die sich über den Main-Donau-Kanal spannt. Übrigens: Schon zu Zeiten der Römer führte hier eine Seilhängebrücke über die Donau.

6) Kelheim: Überall in der Stadt stößt man auf Spuren der Historie, von den Kelten bis zu König Ludwig, der die Befreiungshalle auf dem Michelsberg errichten ließ. Für Naturliebhaber lohnt sich ein Besuch am Donaudurchbruch Weltenburger Enge, der mit seinen 70 Meter hohen Kalkfelswänden einen eindrucksvollen Anblick bietet. www.kelheim.de

promobil-Tipps für die Region Altmühltal

Fossilien-Funde in Solnhofen: Tauchen Sie ein in die Welt der Dinosaurier. 1860 wurde in Solnhofen ein spektakulärer Fossilienfund gemacht, der Abdruck einer Feder aus der Jurazeit – ein erster Hinweis auf den „Urvogel“ Archaeopteryx. Seitdem gehen in Solnhofen und im gesamten Altmühltal nicht nur echte Archäologen auf die Suche nach weiteren Fossilien, sondern auch Hobbyforscher wie Schulklassen oder Touristen. Fünf Steinbrüche und Sammelstellen vor Ort laden zur spannenden Schatzsuche ein. Mit Hammer und Meißel lassen sich die weichen Gesteinsschichten einfach voneinander trennen und enthüllen Reste von Meeresschnecken oder urzeitliche Insekten. Besonders spektakuläre Funde kann man in den vielen Museen im Altmühltal bewundern, etwa im Museum Solnhofen oder im Fossilien- und Steindruck-Museum in Gunzenhausen. www.fossilien-solnhofen.de

Urlaub auf dem Rad: Herrliche Landschaft und gut gekennzeichnete Wege machen den Naturpark Altmühltal zu einem Paradies für Radfahrer. Besonders beliebt ist der Altmühltal-Radweg von Gunzenhausen bis Kelheim: Immer am Fluss entlang geht es auf 245 Kilometern vorbei an mächtigen Felspartien der Juraalb, an Wacholderheide und saftigen Ufer- und Wiesenlandschaften. Unterwegs locken rustikale Restaurants mit einheimischen Spezialitäten zum Pausemachen. Neben dem bekannten Radweg gibt es noch viele weitere Touren durch den Naturpark; etliche davon bieten sich auch für Mountainbiker an. Für E-Biker gibt es ein Netz von Ladepunkten. www.naturpark-altmuehltal.de

Schön: Rhein-Main-Donau-Kanal

Erinnern Sie sich? In den 1980er Jahren machte der Ausbau des Rhein-Main-Donau-Kanals politisch Furore. Der (SPD-)Verkehrsminister nannte den Kanal „das dümmste Projekt seit dem Turmbau zu Babel“ – Franz Josef Strauß, damals (CSU-)Ministerpräsident in Bayern, setzte seinen Plan trotzdem gegen harte Widerstände durch. Nun strömt zwischen Beilngries und Kelheim der breite Kanal. Was das für Auswirkungen hat, kann man heute unter anderem recht gut bei einer Radtour von Riedenburg nach Kelheim sehen: eine herrliche Landschaft, schöne Städtchen – und immer wieder wilde Altarme der Altmühl, die damals nach Protesten der Umweltschützer angelegt wurden. Durchaus attraktiv!

Reise-Tipp Altmühltal
Joachim Negwer
Ruhig schläft man auf dem Camping- und Stellplatz Kastlhof.

Wohnmobil-Stellplätze im Altmühltal

93077 Bad Abbach (D)
Stellplatz am Camping Freizeitinsel
28 Bewertungen
24,00 EUR/Nacht