Reise-Tipp Friaul
Italienische Momente

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Wenn es Abend wird in Grado, wenn die Sonne langsam golden scheint, dann wird die Altstadt zur Kulisse für ein wunderbares Schauspiel, das den ganzen Sommer über, Tag für Tag, neu aufgeführt wird. Das Stück heißt „passeggiata“ – flaniere und genieße die Stunde.

Italienische Momente
Foto: Joachim Negwer, Comugnero Silvana

Paare schlendern durch die engen Gassen, Kinder spielen auf der Straße, und viele der Urlauber haben sich zu einem Aperitif an die verlockenden Tische der Restaurants gesetzt. Es duftet nach gegrilltem Fleisch, nach Boreto, der würzigen Fischsuppe, und nach frisch gebackenem Brot.

Grado ist eines der schönsten Fischerstädtchen an der italienischen Adria – und die Altstadt hat an diesen lauen Abenden einen ganz besonderen Zauber. Noch ist es ruhig in Grado, die Ruhe vor dem Sturm – eigentlich eine ideale Zeit, um hier Urlaub zu machen: Die Sonne ist schon kräftig genug, dass es tagsüber schon mal 25 Grad warm wird und man auch abends meist draußen sitzen kann. Und das Wasser der Adria ist um diese Jahreszeit auch schon wärmer als die Nordsee im Hochsommer. Am flachen Strand freuen sich die Kinder seit eh und je über das warme Sand-Wasser-Gemisch in bester Burgen-bauqualität.

Die Stadt liegt auf einer bananenförmigen Insel. Vorne die offene Adria, im Osten das Mündungsdelta des Isonzo, und Triest, die Großstadt mit mehr als 200 000 Einwohnern, liegt 40 Autokilometer entfernt. Ein aufgeschütteter, fünf Kilometer langer Damm führt vom Festland auf die Insel.

Und auf der Innenseite der Banane liegt das, was Grado einzigartig macht: Die Lagune, eine 125 Quadratkilometer große Wasserfläche, die durchsetzt ist mit Inseln und Sandbänken. Ein ideales Revier für Hummer, Seezungen, Aale, Brassen, Mies-, Messer- und Jakobsmuscheln, Tintenfische – das alles gedeiht hier prächtig und bringt den Fischern schon seit Urzeiten den Lebensunterhalt. Bei Ebbe ist das Wasser an den meisten Stellen nur um die 40 Zentimeter tief, bei Flut selten mehr als einen Meter. Die Lagune hat nur etwa ein Viertel der Fläche ihrer venezianischen Schwester und ist nicht ganz so spektakulär, aber gerade dafür umso liebenswerter.

Auf den Inselchen in der Lagune stehen oft Schilfhütten, die hier Casoni genannt werden, manche windschief, manche aber liebevoll gepflegt. Das sind kleine Königreiche für die Herrscher des Meeres, die von Generation zu Generation weitervererbt werden. Bei Lagunen-Touren hat man die Möglichkeit, auch einen Blick in diese Casoni zu werfen.

Genusslagen – die Weine des Friaul

Frische Säure, goldgelbe Farbe und viel Frucht – die Weißweine des Friaul genießen einen hervorragenden Ruf. Auf den trockenen, kiesigen Böden gelangen die Trauben zu vollmundiger Reife. Gemeinsam mit den milden Wintern und heißen, trockenen Sommern ergibt das perfekte Voraussetzungen für Weingenuss.

Viele der friaulischen Weine tragen das Gütesiegel DOC oder DOCG, was für hohe Qualitätsstandards und garantierte Herkunft bürgt, einige der Weine erlangen mit drei Gläsern im Gambero Rosso die höchste Auszeichnung für italienische Weine. Im Collio-Weingebiet werden Wein und Region wunderbar mit traditionellen Kelter- und Anbauverfahren verbunden, die Weinberge erstrecken sich auf über 1600 Hektar im nördlichen Teil der Provinz Gorizia. Besonders empfehlenswert ist die autochthone (einheimische) Rebsorte Pinot, zu genießen etwa in Cormons, dem Hauptort des Collio.

Im Hinterland von Grado wächst der berühmte friaulische Wein, der beste in den Hügeln des Collio, unweit der slowenischen Grenze. Pinot Grigio, Pinot Bianco, Sauvignon Blanc, Tocai Friulano – meist schlicht und trocken ausgebaut. Viele Weingüter bieten Proben an und verkaufen direkt – die Schilder am Straßenrand weisen darauf hin.

Die Villa Vitas zum Beispiel ist eines der schönen Weingüter im Hinterland. Sie liegt in Strassoldo im Anbaugebiet Friuli Aquileia. Der junge Winzer spricht gut deutsch und präsentiert gerne seine Weine. Außerdem ist die Villa Vitas auch ein sehr schönes Gebäude, das zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Stil einer venezianischen Villa erbaut wurde.

Beim Rebenbummeln kommen Sie auch nach Gorizia, in die Stadt am Isonzo, wo man im Zentrum mit einem Bein in Italien und mit dem anderen in Slowenien, in Nova Gorica, spazieren gehen kann – das vereinte Europa macht es möglich. Seit 2007 gibt es keine Grenzkontrollen mehr zwischen Italien und Slowenien, und der Euro ist längst auch in Nova Gorica das Zahlungsmittel.

Gute Töpfe

So schmeckt Fisch am besten – frisch aus dem Meer. In Grado ist aus den Meeresschätzen der Fischeintopf „Il Boreto“ entstanden, nach über 30 Rezepturen hergestellt und dennoch typisch im Geschmack. Ursprünglich wurde Il Boreto aus Fischresten hergestellt, und so empfiehlt es sich, das Restaurant gut auszuwählen. Die „Ristoranti del Castrum“ etwa haben sich ganz der traditionellen Gradeser Küche verschrieben und Il Boreto zu einer echten Delikatesse geadelt. www.iristorantidelcastrum.it

Im Schutz des Flussdeltas

Der Fluss Isonzo entspringt in Slowenien im Nationalpark Triglav, heißt dort Soca und mündet 140 Kilometer weiter südlich bei Monfalcone in den Golf von Triest. Im Isonzo-Delta wird der türkisblaue Strom auf den letzten 15 Kilometern vom 2400 Hektar großen Naturschutzgebiet „Isola della Cona“ gesäumt. Über 300 Vogelarten leben hier übers Jahr verteilt, zahlreiche Wasservögel nutzen die Isola als Rastplatz während ihres Durchzugs. Im Jahr 1991 wurden in den Flussniederungen Camargue-Pferde angesiedelt. Mit ihrer Hilfe werden weite Grasflächen erhalten, die wiederum vielen Vogelarten notwendige Brutgebiete bescheren. Im Besucher- und Forschungszentrum werden geführte Wanderungen und Ausritte angeboten. www.isoladellacona.it

Nicht zu unterschätzen: Udine

Wenn Sie weiter Richtung Norden fahren, liegt Udine am Weg. Machen Sie bloß nicht den Fehler, diese Stadt einfach links liegen lassen. Das wäre schade, denn Udine ist ein Juwel: mit einer bezaubernden Altstadt und einigen der schönsten Plätze in Norditalien.

Zentrum ist die venezianisch geprägte Piazza della Libertà, die beherrscht wird von der Loggia del Lionello, die heute Palazzo Comunale genannt wird. Sie stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und wurde nach dem Vorbild des Dogenpalasts in Venedig gebaut. Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit, und bleiben Sie in der offenen Bogenhalle. Gegenüber steht der Uhrturm aus dem Jahr 1527.

Schlendern Sie durch die arkadengesäumte Via Mercato Vecchio zur Piazza Matteotti, die umstanden ist von farbig bemalten Bürgerhäusern. Lassen Sie später den Tag ausklingen in der Spezeria Pei Santi, „der Apotheke für Gesunde“ in der Via Poscolle 13. Und genießen Sie das junge Leben in dieser schönen alten Stadt bei einem Kaffee oder einem Glas Wein.

Friaul kompakt

Stellplätze

Area Sosta per Camper, Aquileia: Gebührenpflichtiger, ganzjährig nutzbarer Stellplatz für 40 Mobile auf Rasengittersteinen in einem Wohngebiet. WC-Häuschen und Müllentsorgung am Platz. Das Ristorante Corallo ist 50 m entfernt, weitere Restaurants befinden sich im Ort.
8 Euro promobil für 24 Stunden.

Standort: 33051 Aquileia,
Via Antonio Grandi,
GPS 45°4555N, 13°2209O,
Telefon 00 39/04 31 91 94 91,
www.comune.aquileia.ud.it

Area Attrezzata Camper, Gorizia: Großzügig parzellierte Plätze für 7 Mobile im Stadtzentrum. Die Nutzung ist kostenfrei, jedoch auf 48 Stunden beschränkt. Guter Ausgangspunkt für Ausflüge ins Weinbaugebiet oder entlang der Weinstraße des Collio.

Standort: 34170 Comune di
Gorizia, Viale Virgilio,
GPS 45°5644N, 13°3658O,
Telefon 00 39/04 81 38 31 11,
www.comune.gorizia.it

Ponte del Legno, Grado: Neuer, weitläufiger Stellplatz für ca. 60 Mobile, Teil eines asphaltierten Parkplatzes in der Nähe der Lagune. Direkt am öffentlichen Strand von Grado, der Zugang ist hier sogar gebührenfrei. Stellplatz: 12 Euro pro Nacht und Mobil, zahlbar an Automaten.

Standort: 34073 Grado,
Ponte del Legno,
GPS 45°4055N, 13°2442O,
Telefon 00 39/04 31 89 81 11,
www.grado.it

Camping

Campingplatz Tenuta Primero:
4-Sterne-Campingplatz in Grado an der Lagune mit großer Marina (Motor- und Segelboote können gechartert werden). Etwa 800 Plätze inkl. separater Stellplätze für Wohnmobile. Zwei Restaurants, Pool und Bar am Platz. Breiter Sandstrand, diverse Wassersportmöglichkeiten und Animation für Kinder.

34073 Grado, Via Monfalcone,
GPS 45°4219N, 13°2751O,
Telefon 00 39/04 31 89 69 00,
www.tenuta-primero.com

Restaurants

Tavernetta allAndrona: Hier wird die bodenständige Gradeser Küche raffiniert verfeinert – Familie Tarlao kredenzt Gutes aus dem Meer wie Limonen-Gambas, gegrillten Thunfisch in Wasabisauce und köstliches Boreto. Im Sommer unbedingt reservieren.

34073 Grado, Calle Porta
Piccola 6, Telefon 00 39/
0 43 18 09 50, www.androna.it

Ristorante Agli Artisti: In charmantem Ambiente, nur ein paar Schritte von der Kathedrale in der Altstadt von Grado gelegen, werden Gäste seit mehr als 30 Jahren vorzüglich bekocht. Ausgesuchte und gekonnt auf jedes Gericht abgestimmte Weine unterstreichen den Genuss. Tipp: Venusmuscheln alla Marinara.

34073 Grado, Campiello Porta
Grande 2, Tel. 00 39/0 43 18 30 81,
www.agliartistigrado.com


Trattoria de Toni: Wunderbares Meeresfrüchte-Risotto, exzellentes Tintenfisch-Boreto, ein Koch mit Liebe zum friaulischen Wein und eine schöne Piazza vor dem Lokal - das de Toni gehört zu den beliebtesten Gourmet-Restaurants der Stadt. Der Preis ist zwar hoch, die Qualität dafür aber erstklassig.

30373 Grado, Piazza Duca
d’Aosta 37,
Telefon 00 39/0 43 18 01 04,
www.trattoriadetoni.it

Sehenswertes

Lagunentour: Absolut empfehlenswert ist eine Bootsfahrt in der Lagune. Angeboten werden viele Varianten: Tagesausflüge nach Triest oder Venedig, Rundfahrten zwischen den Inseln der Lagune mitsamt den Casoni, den Fischerhütten. Am besten per Ausflugsschiff Nuova Cristina oder Wassertaxi ab Grado.

Ausflugsschiff Nuova Cristina:  www.motorshipcristina.it
Wassertaxi: www.lagunataxi.it

Informationen

Auskunft: Auf der deutschsprachigen Website des Fremdenverkehrsamtes Friaul-Julisch Venetien finden Sie alle wichtigen Infos - und können sich schon vor der Reise Videos der Region anschauen.

33033 Codroipo, Piazza Manin 10,
Telefon 00 39/04 32 81 51 11,
www.turismofvg.it