Touren-Tipp Toskana-Küste
Kultur und Meer

Die Toskana ist Sehnsuchtsland für Reisemobil-Urlauber aus dem Norden. Meist denken sie dabei an Hügellandschaft und alte Kulturstädte im Landesinneren – dabei hat auch die Küste so viel zu bieten.

Mobil-Tour: Toskana-Küste
Foto: Udo Bernhart, Ulrich Kohstall (1), Fototeca ENIT/Vito Arcomano (1)

Die Autobahn von Genua in Richtung Süden kann auch den geübten Reisemobilfahrer ein bisschen nervös machen. Oft schmal und gerade mal vierspurig, mäandert sie durch das ligurische Küstengebirge, führt auf windigen Brücken über schwindelerregende Abgründe, um gleich danach wieder in einem von unzähligen Tunnels zu verschwinden. Nur selten ergibt sich ein Ausblick aufs Meer, was aber nicht weiter schlimm ist, der Fahrer muss sich ohnehin auf anderes konzentrieren: Lange Lastwagen-Kolonnen und dahinrasende Kleinwagenfahrer verzeihen keine Sekunde Ablenkung.

Das geht so bis zur Höhe von La Spezia – dort ändert sich die Szenerie wie auf Knopfdruck. Die schroffen Gebirgszüge des Apennins weichen zurück und machen einer freundlich hingestreckten Küstenebene Platz. Die Autobahnkurven werden weniger, der Highway verläuft nun als entspannte Gerade dahin. Rechterhand glitzert das Meer, Pinien strecken ihre hellgrünen Kronen in den Himmel, und auf breiten Sandstränden flattern bunte Sonnenschirme in der sommerlichen Brise. Einmal tief durchatmen ... willkommen im Badeparadies Toskana!


Strandurlaub in der Toskana? Warum nicht!

Auch wenn die Region im Herzen Italiens vor allem durch ihr kulturreiches Binnenland bekannt ist, wo sich Weinberge mit Zypressenalleen und Olivenhainen zu fast schon klischeehafter Perfektion verbinden – Badeferien sind in der Heimat von Leonardo da Vinci und Dante ebenso schön.

Knapp 330 Kilometer Küste, die meisten mit herrlichem Sandstrand, warten zwischen Marina di Carrara im Norden und Capalbio im Süden auf erholungsbedürftige Nordlichter. Verhältnisse wie an der Adria also? Nun, nicht ganz (und Kenner sagen: zum Glück!), denn im Unterschied zur gegenüberliegenden Stiefel-Küste sind einige der schönsten Toskana-Strände bis heute noch fast so etwas wie kleine Geheimtipps geblieben.

Durchorganisiertes Badeleben im Adria-Stil findet vor allem in der Versilia statt, wie die breite, goldgelbe Sandküste ganz im Norden heißt. Die hoch aufragenden Apuanischen Alpen, in denen schon zu Michelangelos Zeiten Marmor abgebaut wurde, bilden die wilddramatische Kulisse, auch für das Seebad Forte dei Marmi mit seinen prächtigen Jugendstil-Villen unter Palmen und der eleganten Seepromenade.

Glamour oder Natur – Sie haben die Wahl!

Um 1950 herum erwählte Gianni Agnelli mit dem italienischen Jet-Set im Gefolge den Ort zur Lieblings-Sommerfrische. Die glamouröse Attitüde hat heute noch Bestand und sich auch in Russland herumgesprochen, das mit reichlich Oligarchen ebenso zum sommerlichen Gewusel beiträgt wie italienische Klatschspalten-Protagonisten aus Fußball, Showbiz und konservativer Politik. Man trifft sich in luxuriösen Strandbädern wie dem von Formel-1-Manager Flavio Briatore gegründeten „Twiga Beach Club“, wo die Gäste im Schatten großzügiger Safarizelte auf weichen Day-Beds ruhen und beim Dahinschmelzen demokratischer Grundprinzipien zusehen können, wenn etwa die durchgestylte Abgeordnete der Berlusconi-Partei mit dem zigarrenrauchenden Chefredakteur einer (Berlusconi gehörenden) Tageszeitung Strandtennis spielt.

So was muss man mögen. Wer es nicht mag, fährt weiter nach Süden, der sogenannten Etrusker-Küste entgegen, wo die Strände und das Publikum deutlich naturbelassener wirken. Die Reise könnte sich allerdings hinziehen, weil auf dem Weg so verlockende Städte wie das weltberühmte Pisa (den Blick auf den Schiefen Turm kann man schon von der Autobahn aus abhaken) und vor allem Lucca locken. Dieses Juwel mit seinen über 100 Kirchen, romantischen Gassen und gemütlich radelnden Einheimischen wird von einer vier Kilometer langen, komplett erhaltenen Stadtmauer umfasst, auf der man im Schatten von Pappeln und Ulmen wunderbar spazieren gehen kann.

Ohnehin ist es besser, man gewöhnt sich an die ständigen kulturellen Reize des toskanischen Hinterlands und baut sie von vornherein in den Ferienplan ein – vormittags schwimmen, nachmittags besichtigen. Die von duftenden Pinienhainen gesäumten Strände der Etrusker-Küste, die sich von Livorno bis nach Piombino erstreckt, eignen sich perfekt als Basis für Ausflüge in die Geschichte des alten Kulturvolks, das hier besonders viele Spuren hinterlassen hat. In dem uralten, imposant auf einem Felsplateau errichteten Volterra etwa gibt es ein schönes Museum dazu. Und bei Populonia, das gleich hinter der hinreißend schönen, weit geschwungenen Sandbucht des Golfo di Baratti liegt, locken eine gut erhaltene Nekropole sowie eine Akropolis.

Ein paar Kilometer weiter beginnt bereits die Maremma, die wilde und nur dünn besiedelte Hügellandschaft der Südtoskana mit langen, unter Naturschutz stehenden Stränden – ein Paradies für Liebhaber einsamer Spaziergänge. Auf der schönen Halbinsel Monte Argentario mit dem Bilderbuchhafen Porto Ercole sowie unterhalb des Dörfchens Capalbio, nur noch eine kurze Fahrt von der Hauptstadt Rom entfernt, füllt es sich dann wieder. Hier sonnt sich vor würzig duftender Macchia und in Strandbädern, die sich mit shabby Chic und leiser Jazzmusik in Szene setzen, bei einem gutem Buch die linke Künstler- und Intellektuellenszene. In der Toskana findet eben jeder seinen Strand.

Auf der nächsten Seite finden Sie alle Städte im Überblick, Stellplatz-Tipps für die Tour und drei promobil-Tipps für die Region.


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