Eine Panoramatour mit dem E-Bike im Montafon, ein Architekturbummel durchs Land und ein Bad im Bodensee – all das und noch mehr passt in eine Mobil-Tour durchs österreichische Bundesland Vorarlberg.
Eine Panoramatour mit dem E-Bike im Montafon, ein Architekturbummel durchs Land und ein Bad im Bodensee – all das und noch mehr passt in eine Mobil-Tour durchs österreichische Bundesland Vorarlberg.
Von Schruns nach Bartholomäberg geht’s erst mal mindestens sechs Kilometer bergauf, am Anfang langsam, dann immer heftiger und steiler. Also: Schön locker bleiben. Lässig steigen wir in die Pedale, blicken ins Tal und genießen die Fahrt. Wir sind unterwegs auf der Panoramarunde im Montafon. Sie führt von Schruns-Tschagguns, dem Hauptort des Montafons, nach Bartholomäberg, dann weiter auf schönen Bergwegen – eine waschechte Mountainbike-Tour.
Mit unseren normalen Fahrrädern, die wir hinten am Reisemobil hängen haben, hätten wir uns das, ganz ehrlich, nicht zugetraut: einen Nachmittag Zeit, 40 Kilometer, davon die ersten zehn stramm, nein sogar sehr stramm bergauf. Aber wir wollten mal E-Bikes testen, und dafür ist diese Bergwelt in Vorarlberg perfekt geeignet. Das Montafon ist eine Art Modell-Region für E-Bikes, es gibt eine Vielzahl von ausgewiesenen Touren, dazu eine ganze Reihe von Mietbike-Anbietern und auf den Strecken ein gutes Netz von Lade- und Akkutauschstationen.
So kamen wir zu ziemlich knackigen Mountain-E-Bikes der neuesten Generation mit 29-Zoll-Rädern und den knubbeligen Ballonreifen. Es ist ein Traum: die herrlichen Berge des Montafons, Pferde auf der Weide, Ausblicke auf die Dreitausender in der Umgebung und am Ende noch eine Pause im Berggasthof mit grandioser Aussicht auf das Örtchen Silbertal.
So ist das hier oft in Vorarlberg. Das westlichste Bundesland in Österreich bietet auf engem Raum die große Vielfalt. Von West nach Ost misst es rund 100 Kilometer, man fährt also eineinhalb gemütliche Stunden mit dem Reisemobil vom Bodensee ins Hochgebirge bis zu den Dreitausendern.
Der Morgen begann schon mal prima: mit einem Bad im Bodensee. Der Mittag führte uns auf den Berg, und heute Abend werden wir wieder in einem der schönen Restaurants im Bregenzerwald speisen. Vorgestern waren wir im Adler in Schwarzenberg, gestern in der Krone in Au, und heute hoffen wir auf einen Tisch auf der Terrasse in der Krone in Hittisau. Wenn das so weitergeht, wird die Tour zwar nicht gerade die günstigste, aber eine mit kulinarischen Höhepunkten.
Eine Besonderheit fällt auf bei unseren Erkundungstouren kreuz und quer durch Vorarlberg: In vielen Dörfern stehen moderne Häuser zwischen den oft jahrhundertealten Bauernhöfen – und dieses Miteinander von Modern und Traditionell verträgt sich gut. Nehmen wir zum Beispiel Andelsbuch, eines der ältesten Dörfer im Bregenzerwald. Beim Bummel durch den Ort kann man das gleich vielfach erleben: Da prangt das markante Rathaus, ein Kubus aus Beton, Glas und Holz, direkt dahinter steht ein altes hölzernes Bauernhaus, das gerade mit den typischen Vorarlberger Schindeln neu gedeckt wurde. Schräg gegenüber befindet sich das Werkraum-Haus, ein moderner Bau, der vom Schweizer Stararchitekten Peter Zumthor entworfen wurde. Hier stellen die Handwerker Vorarlbergs kleine, feine Kunstwerke aus, die man auch kaufen kann.
In Vorarlberg gibt es eine ausgeprägte Handwerkstradition, es gibt aber auch die modernen Architekten, die klare Formen lieben. Und, auch das muss mal gesagt sein: Es gibt vielerorts Verwaltungen, die das Ungewöhnliche zulassen.
Im Vorarlberger Alltag kann man genau das vielerorts sehen: Der islamische Friedhof in Altach, die Bushaltestellen in Krumbach, das Frauenmuseum in Hittisau, die Probstei und die Reithalle in St. Gerold – man könnte diese Liste fast endlos weiterschreiben. Kein Wunder also, dass Vorarlberg schon seit Jahren zum Pilgerziel für Architekturinteressierte geworden ist. Das Vorarlberger Architektur Institut (VAI) veranstaltet Exkursionen zum Thema und arbeitet mit den touristischen Institutionen zusammen. Jetzt gibt es sogar die neue App „Architektouren Vorarlberg“, die Smartphone-Nutzer auf neun Reisewegen durchs Land führt.
Und dann natürlich Bregenz: Die Landeshauptstadt am Bodensee ist für sich schon eine Reise wert. Das Kunsthaus (KUB, übrigens ebenfalls von Architekt Peter Zumthor gebaut) ist einer der großen Schauplätze zeitgenössischer Kunst in Europa. Das Vorarlberg-Museum gleich daneben setzt sich modern und oft auch originell mit der Geschichte des Landes auseinander. Längst internationalen Rang besitzen die Bregenzer See-Festspiele, die Jahr für Jahr im Juli und August für unvergessliche Erlebnisse sorgen. In diesem Sommer wird wieder die „Zauberflöte“ aufgeführt, 2015 und 2016 kommt Giacomo Puccinis Oper „Turandot“ auf den See.
Mit der Seilbahn werden wir morgen von Bezau aus auf die Niedere fahren, einen Berg, der mit seinen 1604 Meter Höhe eigentlich ganz schön hoch ist. Dort gibt es einen aussichtsreichen Höhenwanderweg, der bei einem Startpunkt der Paraglider endet, die von hier oben aus hinunter nach Andelsbuch fliegen, immer mit schönem Blick auf das Dorf und die Berge.
Auch hier oben gibt es eine kleine architektonische Attraktion: Die Kapelle direkt neben dem Startplatz ist komplett aus Holz gebaut. Sie sieht von außen zwar unscheinbar und grau aus, ist von innen aber eine echte Rarität. Und heute Abend suchen wir uns eine Seeterrasse am Bodensee zum Abendessen. Kann ein Urlaubstag in Vorarlberg schöner enden?