Die Verkehrsvorschriften mögen in Europa nicht ganz einheitlich sein. Verglichen damit hat man es bei der Übernachtungssituation mit ganz eigenen Kulturen zu tun. Da gibt es traditionelle Campingnationen, besonders reisemobilorientierte Länder, aber auch Staaten, die mit dem Wunsch nach einem legalen Stellplatz gar nichts anfangen können. DieWohl nur in einem Punkt herrscht weitgehende Einigkeit: Die völlig freie Wahl eines Übernachtungsplatzes ist praktisch nirgends vorgesehen. Offizielle Regelungen finden Sie in der Tabelle oder in unserem Reise-Infos zum kostenlosen Download .
Im wirklichen Leben bleiben wie so oft feine Unterschiede. So toleriert man trotz generellen Verbots beispielsweise in der Schweiz die Übernachtung an Autobahnraststätten. Frankreich gilt wiederum als liberal, was freie Stellmöglichkeiten angeht. Auf Korsika jedoch wehren sich Behörden und Bevölkerung gegen frei stehende Wohnmobile. Restriktionen und Bußgelder für illegale Übernachtungen drohen vor allem dort, wo die Gemeinden dem Ansturm der Wohnmobile nicht mehr gewachsen sind. Das trifft ebenso für einzelne Orte an der spanischen Costa Brava zu. Nicht zuletzt wird freies Übernachten vor allem dort verhindert, wo Campingplatzbetreiber Ausfälle befürchten. In den Niederlanden geht man offenbar davon aus, dass angesichts einer so großen Campingplatzdichte kein Übernachtungsstopp auf freier Strecke nötig ist. Wer das nicht glaubt, darf nicht erwarten, dass die Behörden wegschauen. Von der kroatischen Küste sind Fälle bekannt, wo sogar das Verbot der Übernachtung mit dem Wohnmobil auf Privatgrund mit Geldstrafen durchgesetzt wird. Als Traumziele der Freunde freien Stehens galten viele Jahre lang Schweden und Norwegen. Das von einigen Wohnmobilfahrern falsch verstandene Jedermannsrecht und entsprechende Sorglosigkeit führt heute zu vielen lokalen Übernachtungsverboten. Schwedische Behörden raten außerdem aus Sicherheitsgründen vom nächtlichen Halt entlang der großen Straßen ab. Eine Einschätzung, die während der Saison wohl auf alle Hauptverkehrsadern Europas zutrifft. Diebesbanden, die sich auf Wohnmobile spezialisiert haben, warten dort, wo sie in jeder Nacht neue Betätigungsmöglichkeiten vorfinden.
So weit die weniger erfreulichen Botschaften. Der gute Teil der Nachricht lautet: Es gibt immer mehr offizielle Wohnmobilstellplätze in Europa. Die promobil-Stellplatzatlanten verzeichnen den jeweils aktuellen Stand. Allerdings bleibt die Stellplatzkultur - wie eingangs erwähnt - immer noch länderspezifisch. Ein dichtes Netz kommunaler Plätze wie in Deutschland kennt man praktisch nur in Frankreich und Italien. Viele europaweit neu entstandenen Wohnmobilplätze befinden sich in privater Hand. Sie orientieren sich am wachsenden Komfortbedarf der Zielgruppe und erinnern mit Duschgebäude und Schranke oft schon an klassische Campingplätze. Wenig erstaunlich, dass auch die Preise fast Campingniveau erreichen. Gemeinsamkeit nahezu aller europäischen Stellplätze: die problemlose Ver- und Entsorgungsmöglichkeit. Dass es auch hier von Land zu Land große Unterschiede gibt, bedarf eigentlich kaum noch der Erwähnung. Während in Deutschland aufwendige Technik bemüht wird, kommt man in Italien mit einem simplen Bodeneinlass gut zurecht.
Auch die meisten Campingplätze haben sich auf die Bedürfnisse von Wohnmobilfahrern eingerichtet. Sie bleiben die beste Wahl für all jene, die gerne länger an einem Ort bleiben wollen und ein wenig Platz rund ums Mobil zu schätzen wissen. In der Hauptsaison kann es aber auch hier eng werden, bei Bedarf also unbedingt rechtzeitig reservieren.