Ratgeber: Besser schlafen
Wie man sich bettet ...

Pause machen muss sein. Die wichtigste Auszeit im Tagesablauf ist ein gesunder Nachtschlaf. Doch auch auf großer Fahrt sollte man sich nach spätestens zwei, drei Stunden hinterm Steuer eine kurze Rast gönnen. Und danach richtig tiefenentspannt und trotzdem erfrischt weiterfahren. Das wär was.

Massagematratze, Handhabung
Foto: Uli Regenscheit

Sich die müden Beine an der frischen Luft vertreten ist eine Methode. Dieselben hochlegen, damit das Blut wieder in den Oberkörper zurückfließt, eine andere. Der Traum wäre eine Massage zwischendurch: Die Muskeln entspannen, die Durchblutung anregen. Aber wie soll das gehen, 350 Kilometer entfernt von der heimatlichen Physiotherapie-Praxis seines Vertrauens?

Oszillationstherapie heißt das Zauberwort, mit dem der Hersteller Medicotherm für seine speziellen Massagematratzen wirbt. Weniger hochtrabend formuliert: Mach dich lang und lass dich mal so richtig durchvibrieren. Die Wirkung des Systems hat sich Medicotherm medizinisch zertifizieren lassen. Der Hersteller beliefert unter anderem Klinikbetriebe - und stattet seit Kurzem auch Wohnmobile mit seinen Matratzen aus. Erstmals rüstete Eura Mobil Anfang 2011 seinen Wellness-Integrierten Comforturia mit dem Medicotherm-System aus.

Um die Wirkung zu testen und auch den recht guten, aber ausbaufähigen Schlafkomfort zu verbessern, hat promobil den Dauertestwagen der Redaktion, einen Bürstner Ixeo, mit einer Massagematratze nachrüsten lassen.

Stromanschluss fürs Bett

Im Grunde sind bei deren Einbau die gleichen Überlegungen anzustellen wie bei jedem Matratzentausch. Mit einem wichtigen Unterschied: Das Massagesystem braucht Strom. Vorbereitend hat die Bürstner-Werkstatt zu diesem Zweck von der Bordbatterie zwei Kabel abgezweigt, die in einer konventionellen 12-Volt-Steckdose münden. Die Stromaufnahme des elektrischen Massagesystems von maximal 1,2 Ampere beziehungsweise 16,5 Watt sind für die 90-Ah-Bordbatterie eine eher leichte Aufgabe. Die Nachrüstung eines zweiten Bordakkus ist dafür nicht extra erforderlich.

Die Massagefunktion macht das Medicotherm-Schlafsystem einmalig. Für den entscheidenden Effekt sorgen zehn in den Schaum eingebettete Schwingungsmodule. In diesen etwa handgroßen schwarzen Knubbeln rotieren Wellen, die durch eine gezielte Unwucht Vibrationen verursachen. Die Schwingungen werden durch einen pilzförmig ausgebildeten Kunststoffteller auf die Fläche der Matratze übertragen. Für die einzelnen Körperzonen - Schulter, Lende, Becken, Ober- und Unterschenkel - sind je zwei Oszillationsmotoren zuständig. Sie lassen sich einzeln über die Fernbedienung ansteuern. Fünf unterschiedliche Vibrationsstärken sind einstellbar.

Darüber hinaus gibt es verschiedene, 15-minütige Massageprogramme. Bei „Wave" beispielsweise werden die Module nacheinander aktiviert, die Vibrationen laufen in einer Wellenbewegung den Körper entlang von oben nach unten. Bei „Pulse" oszillieren die Motoren gleichzeitig jeweils für einige Sekunden. Die jeweilige Intensität und die Geschwindigkeit, mit der die Programme ablaufen, sind wiederum einstellbar. Es empfiehlt sich, einfach auszuprobieren, was man als angenehm empfindet. Mit der zunächst etwas kompliziert erscheinenden Fernbedienung kommt man schnell zurecht.

Rundum fit durch Vibrationen

Der Effekt, der sich im Test nach einer viertelstündigen Vibrationsmassage einstellt, ist eine spürbare Erwärmung des Körpers. Ein Zeichen für eine deutlich angeregte Durchblutung, die naturgemäß auch eine verbesserte Sauerstoffversorgung der Körperregionen zur Folge hat. Rückschlüsse auf eine gleichzeitig stattfindende Verstärkung der Pumpleistung der Lymphgefäße sind durchaus zulässig. Aufgabe des Lymphsystems, das eine zentrale Rolle für die körpereigene Immunabwehr spielt, ist der Abtransport von Abfall- und Giftstoffen im Körper.

Die verschiedenen Probanden berichten zudem über eine fühlbare Entspannung der Muskeln. Eine gute Voraussetzung für den erholsamen Nachtschlaf. Regelmäßig und langfristig angewendet, sollen die Vibrationen nach Herstellerangaben auch zur Linderung bei Rückenschmerzen beitragen.

Einzig an der Geräuschentwicklung störten sich die Testpersonen. Die Heckgarage des Ixeo verstärkt als Resonanzraum das Ganze zu einem leisen, jedoch präsenten Dröhnen. Andererseits kann man nach einer Viertelstunde die wieder eingekehrte Ruhe umso entspannter genießen.

Vom medizinischen Aspekt abgesehen, funktioniert die Medicotherm-Matratze natürlich auch als Schlafunterlage. Am Beginn jeder Bett-Optimierung sollte man den Bedarf und die Gegebenheiten im Mobil analysieren. Der Unterbau - beim Heckbett des Bürstner Ixeo ein geteilter Lattenrost - blieb unangetastet. Er ist hoch genug, um für eine ausreichende Unterlüftung zu sorgen. Das ist wichtig für den Feuchtigkeitsabtransport. Jeder Mensch gibt über Nacht Flüssigkeit ab, von der auch ein Teil durch die Matratze hindurchwandert. Kann sie nicht entweichen, bilden sich Stockflecken auf der Unterseite des Bezugs, gegebenenfalls sogar Schimmel.

Abstandsgewebe statt Lattenrost

Eine Alternative zu Rosten sind sogenannte Abstandsgewebe, die bei vielen höherwertigen Matratzen schon in den Bezug eingenäht werden. Diese dreidimensionalen, druckstabilen Geflechte aus Nylonfäden sorgen für einen gut durchlüfteten Zwischenraum zwischen Matratze und Auflage. Manchmal lohnt sich deren Einsatz auch, um Höhe für die Matratze zu gewinnen. Die neue Schaumunterlage kann dicker gewählt werden, wenn statt eines sechs Zentimeter hohen Lattenrostes ein flacheres Abstandsgewebe ausgelegt wird. So gewinnt man einige, für die Bequemlichkeit entscheidende Zentimeter. Einleuchtend, da für mindestens 80 Prozent des Schlafkomforts die Matratze verantwortlich ist.

Als orthopädisches Optimum gelten punktelastische Tellerfedern. Doch auch sie kosten Höhe, und nicht in jedem Reisemobil reicht die Kopffreiheit dafür aus. Der Kern der Matratze besteht heute in den allermeisten Mobilen aus einem Schaumstoffblock.

Für stark schwitzende Menschen eignen sich zwar Federkern- oder Taschenfederkernmatratzen wegen ihrer guten Durchlüftung besser; hochwertige Versionen bauen aber bei gleicher Liegequalität etliche Zentimeter höher auf als reine Schaumstoffmatratzen. Deshalb greift man bei der Nachrüstung üblicherweise auf diese zurück.

Schaum ist nicht gleich Schaum

Entscheidende Gütekriterien von Schäumen sind Raumgewicht und Herstellungsverfahren. Ein höheres Raumgewicht - in Kilogramm je Kubikmeter angegeben - bedeutet mehr Dichte, was die Haltbarkeit verbessert; ein schwererer Schaum richtet sich nach einer Belastung schneller wieder auf. Zu leichte Matratzen sind dagegen relativ bald platt.

Für Matratzen aus kaltgeschäumtem Polyurethan (PUR) sollte man daher mindestens ein 40er-Raumgewicht (RG 40) wählen. Der ebenfalls aus PUR, aber nach einem anderen Verfahren hergestellte Polyether-Schaum, den Medicotherm in RG-40-Qualität für seine Matratzen verwendet, ist etwas langlebiger und unempfindlicher gegen Temperaturschwankungen als der übliche Kaltschaum. Beide Schäume haben von sich aus eine hervorragende Punktelastizität und ein sehr gutes Federungs- und Rückstellverhalten bei Positionsveränderungen des Körpers.

Was der Körper fühlt, ist die Stauchhärte des Schaums. Die Hersteller sprechen meist vom Härtegrad. Für leichtere Menschen eignet sich eine weichere Matratze besser. Schwergewichtige brauchen für mehr Stützkraft einen festeren Schaum. Liegekomfort wird jedoch individuell unterschiedlich empfunden. Daher ist Probeliegen Pflicht.

Medicotherm fertigt viele Matratzen aus zwei Lagen verschieden fester Schäume. Je nach Geschmack kann man sie wenden. Im Bürstner Ixeo hätten 22 Zentimeter Dicke die Kopffreiheit unter den Hängeschränken jedoch stark eingeschränkt. Die Wahl fiel letztlich auf die festere Variante. Für die flexible Anpassung der Unterlage an den Körper, besonders an die ausladenderen Partien wie Hüfte oder Schulter, sorgt häufig eine zusätzliche Zonierung.

Auch der Bezug hat großen Einfluss auf den Schlafkomfort. Der Oberstoff sollte elastisch sein und sich dem Körper gut anpassen. Bei besseren Matratzen handelt es sich um ein gestricktes Doppeltuch.

Guter Schlaf dank richtigem Bettbezug

Verschiedenste Fasern von Baumwolle bis Bambus kommen zum Einsatz. Die von Medicotherm verwendete, aus  Eukalyptusholz hergestellte Tencel-Faser nimmt besonders gut Feuchtigkeit auf und sorgt so für ein trockenes Schlafklima. Gegen Keimbildung wird zusätzlich ein antibakteriell und geruchshemmend wirkender Silberfaden eingewoben.

Für den Komfort und Feuchteausgleich spielt auch die Wattierung des Bezugs eine wichtige Rolle. Sie lässt wie ein Abstandsgewebe Feuchte nach unten durch. Die Lamellen im Schaum der Medicotherm-Matratze unterstützen die Belüftung zusätzlich. Sie richten sich nach Entlastung wieder auf und bilden dann unter dem Bezug Kanäle, durch die die Luft zirkulieren kann.

Ein teilbarer Bezug ist bei der jährlichen Wäsche von Vorteil. Ideal sind zwei per Reißverschluss verbundene Teile. Bei hochwertigen Matratzen lässt sich eine verschlissene Oberplatte auch separat tauschen.

Was kostet eine gute Nacht? 450 bis 600 Euro sollte man für ein reisemobilübliches Doppelbett kalkulieren. Die Obergrenze ohne Massagefunktion liegt bei rund 1200 Euro. So gesehen erscheinen 1238 Euro für ein Medicotherm-System mit 1,40 Meter Breite und Massage durchaus angemessen. Eine gesunde Auszeit ist Gold wert - aber keineswegs unbezahlbar.

Auf die Zonen kommt‘s an

Eine spezielle Zonierung sorgt bei vielen Matratzen dafür, dass sich die Unterlage flexibel an den Körper anpassen kann. Bis zu sieben Zonen sind keine Seltenheit. Oft ist die Unterlage in Becken- und Schulterhöhe nachgiebiger. Idealerweise bildet das Rückgrat in der Seitenlage eine waagrechte Linie. So nimmt ein Schlafsystem der Muskulatur die Arbeit ab. Häufig machen Schlitze im Schaum die Oberfläche in bestimmten Bereichen weicher. Aufwendiger ist das Einkleben von Schaumkeilen unterschiedlicher Härte für Becken, Schulter oder Taille, das bei speziellen orthopädischen Matratzen üblich ist.


Anbieter von Schlafsystemen

BB Walder,

56068 Koblenz,
Telefon 02 61/9 63 40 55,
www.schlafsysteme24.de

Calypso,

59329 Wadersloh,
Telefon 0 25 23/95 33 41,
www.calypso-schlafsysteme.de

Fanello,

CH-5615 Fahrwangen,
Telefon 00 41/56/6 76 63 63,
www.fanello.ch

Fränkische Schlafmanufaktur,

97903 Collenberg,

Telefon 0 93 76/ 14 45,


Froli,

33758 Schloß Holte-Stuken-brock,

Telefon 0 52 07/9 50 00,

Bettenhaus Gailing,

74321  Bietigheim,

Telefon 0 71 42/9 93 90,


Groll/Grosana,

72766 Reutlingen,

Telefon 0 71 21/1 64 10,

Junglas Design,

77974 Meißenheim,

Telefon 0 78 24/66 49 67 10,


Schaumstoff Kersten,

25421 Pinneberg,

Telefon 0 41 01/3 29 04,

Optima,

37235 Hessisch Lichtenau,

Telefon 0 56 02/9 36 70,

Ott‘s Traumwelt,

71332 Waiblingen,

Telefon 0 71 51/3 70 44,

Medicotherm,

65830 Kriftel,
Telefon 0 61 92/951850,
www.medicotherm.de


Schaumstoffe Weiß,

42853 Remscheid,

Telefon 0 21 91/2 72 55, 

Schnierle,

86368 Gersthofen,

Telefon 08 21/29 99 30,


Traum-Fabrik,

73087 Bad Boll,

Telefon 0 71 64/90 23 90,