Entsorgungs-Stationen fürs Wohnmobil
Ver- und Entsorgung auf Europas Stellplätzen

Die Ver- und Entsorgung ist auf jedem Stellplatz ein wenig anders. Verschiedene Anlagen spenden Wasser und Strom, nehmen Abwässer und Fäkalien auf. Wir stellen die gängigen Sani-Stationen vor und geben Tipps für die Benutzung.

Reise-Spezial: Service-Stationen
Foto: Hess, Regenscheit, Hersteller, Archiv

Eigentlich ist es ganz einfach: Ankommen, Stecker rein, und schon ist das Wohnmobil an das Stromnetz angeschlossen. Ähnlich einfach stellt sich auch die Entsorgungssituation dar. Und doch liegt, wie so oft, der Teufel im Detail.

Jede der vielen unterschiedlichen Anlagen wird anders bedient. Also sollte man sich die Zeit nehmen, die Anleitungen genau zu studieren. Das spart Enttäuschungen und Geld. Voraussetzung ist allerdings, dass zur Bordausrüstung jedes Wohnmobils ein eigener Frischwasserschlauch und ein geeigneter Abwasserschlauch gehören. Eine Gießkanne erweist sich oft auch als sinnvolles Zubehör. Grundsätzlich darf man zur Reinigung der Kassette nicht den Frischwasseranschluss benutzen um die Übertragung von Bakterien zu vermeiden.

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Stromversorgung auf dem Stellplatz

Für sämtliche Stromanschlüsse muss der blaue CEE-Stecker mindestens als Adapter benutzt werden. Auf Stellplätzen ist es üblich, dass Strom nur gegen ein entsprechendes Entgelt abgegeben wird.

Fast alle Stromsäulen werden daher über einen Münzautomaten aktiviert. Deshalb empfiehlt es sich, immer einen ausreichenden Vorrat an Münzgeld dabei zu haben.

Aber aufgepasst: Bei mehreren Anschlüssen an einem Terminal muss man entweder über eine Tastatur oder mittels eines Drehschalters erst die betreffende Steckdose einstellen, bevor das Geld eingeworfen wird. In der Regel können auch mehrere Münzen im Voraus eingeworfen werden.

Abgerechnet wird in Kilowattstunden (kWh). Die Kilowattstunde kostet zwischen 50 Cent und einem Euro. Oftmals trifft man aber auch eine Zeitsteuerung an. Dann sollte man genau kalkulieren, damit des Nachts nicht der Strom wegbleibt. Gibt es keine Zeitschaltuhr, wird der Strom pauschal abgerechnet.

Frischwasser für das Wohnmobil tanken

An den Ver- und Entsorgungsstationen wird Frischwasser auch über einen Münzautomaten abgegeben - meist gibts zwischen 80 und 100 Liter für einen Euro. Manche Stationen geben auch Kleinmengen über eine sogenannte „Kaffeetaste" zum Preis von zehn Cent ab. Zum Befüllen des Tanks verwendet man aus hygienischen Gründen grundsätzlich einen eigenen Schlauch, der an die Anlage angeschlossen wird. Ein Stück Schlauch mit Schraub- oder Klickanschluss sollte jeder Fahrer bei sich haben, er passt in jedes Wohnmobil.

Entsorgung auf dem Stellplatz

Wenn kein Bodeneinlass vorhanden ist, geschieht die Entsorgung von Grauwasser über einen zweiten selbst mitgebrachten Schlauch, der in entsprechende Öffnungen der Anlage eingeführt wird. Oft gibt es auch einen gesonderten Ausguss für die Kassetten und einen ebenfalls separaten Wasserhahn zur Spülung des Kassettentanks. Hier sollte man generell kein Frischwasser entnehmen.

Manche Anlagen für Wohnmobile verfügen über eine separate Spülung des Ausgussbeckens. Bei der gemeinsamen Benutzung von Ausgüssen oder Bodeneinlässen gilt: Erst wird der Fäkaltank entleert, und anschließend spült man mit Grauwasser nach. Bei moderneren Anlagen werden Frischwasseranschlüsse inzwischen getrennt von der Entsorgung montiert, damit niemand auf die Idee kommt, den Frischwasserhahn zum Spülen der Kassette zu benutzen.

Ob die Anlagen winterfest sind, entscheidet der Betreiber. Im Prinzip können alle Anlagen entsprechend ausgerüstet werden.

Eigenbauanlagen: Die Individualisten unter den Sani-Stationen

Neben einer Vielzahl von Serienmodellen zur Ver- und Entsorgung gibt es auf etlichen Plätzen auch Installationen Marke Eigenbau. Die sind mehr oder weniger perfekt ausgeführt, können aber manchmal auch mit pfiffigen Ideen aufwarten. So zum Beispiel eine einfach zu bauende Anlage aus Betonsteinen und Abflussrohren in Bad Dürrheim, bei der man die Toilettenkassette auf einem erhöhten Podest ablegen kann. Oder auch die Anlage in Wiesbaden mit einer kleinen, einseitig angebrachten Rampe für die eine Seite der Räder. Durch die schräge Stellung des Wohnmobils können die Tanks bis auf den letzten Tropfen leerlaufen.

Ver- und Entsorgung: Uneinheitlich in Europa

Im europäischen Ausland findet man viele unterschiedliche Systeme für die Ver- und Entsorgung. Vor allem in Frankreich und Italien kann man vom einfachen Loch im Boden und Wasserschläuchen an einem Holzpfosten bis hin zur perfekten Anlage alles antreffen. In Frankreich gebräuchliche Sani-Stationen für Wohnmobile sind zum Beispiel die „Flot bleu“, die „Euro Relais" und die „Aire Service" in unterschiedlichen Ausführungen. Hier muss man sich zur Bedienung häufig erst spezielle Jetons besorgen, die es am Platz oder in nahen Geschäften gibt. In Italien hat sich in letzter Zeit die praktische WC-Wash-Anlage durchgesetzt, die auch in Deutschland vertrieben werden soll. Stromversorgung für Wohnmobile ist oft Mangelware.

Die gängigsten Sani-Stationen für Wohnmobile im Überblick

Holiday Clean: Der Klassiker mit GS- und CE-Prüfung bietet grundsätzlich kostenlose Entsorgung. Nach Gebrauch wird gespült. Frischwasseranschluss an der Seite. Kassettenspülung unter dem Spritzschutz. Winterfeste Ausführung. Auch mit Bodeneinlass oder mit Parkscheinautomat kombinierbar.

Holiday Cleany: Die Babyversion dieser Anlage ähnelt ihrem großen Bruder in fast allen Bereichen. Geeignet für kleine Stellplätze zum Beispiel an Gasthäusern. Winterfest. Auch mit Bodeneinlass. Spülung rechts und Frischwasseranschluss auf der linken Seite. Unten der Einfüllstutzen für die Kassette oder den Entsorgungsschlauch.

Elektrostar: Der Pylon passt ins Familiendesign. Die Stromsäule findet man auf Stellplätzen noch mit vier oder sechs Anschlüssen, heute sind nur noch vier Steckdosen erlaubt. Erst über die Tastatur den Anschluss wählen und dann Geld einwerfen. Der Betreiber bestimmt, wie viel Strom für den Betrag X abgegeben wird.

E.V.A.: Die Entsorgungs- und Frischwassersäule kann wahlweise über Münzautomaten oder das Camping-Card-System bedient werden. Winterfest durch Heizschlangen. Das Trennblech am Wasserhahn ver-hindert die Berühung mit der WC-Kas-sette. Mit kleinem Bodeneinlass.

Modusan: Diese Anlage trennt die Entsorgung und den Frischwasseranschluss voneinander (siehe Fotoshow). Für die Entsorgung ist meist ein beweglicher Trichter vorhanden. Oft wird auch eine Bodenrinne davor installiert. Je nach Betreiber ist die Anlage auch winterfest.

Sani-Station: Die aktuelle Version der legendären Sani-Service 3 in 1. Die Frischwasserabgabe ist räumlich von der Entsorgung getrennt. Der Entsorgungsschacht auf der Rückseite ist mit einem Rollladen verschlossen. Erst nach dem Bezahlen ist die Entsorgung möglich.

Ceitec/Seijsener: Dieser Hersteller setzt auf den befahrbaren Edelstahl-Bodeneinlass. Entweder unmittelbar an der Frischwassersäule untergebracht oder mit Abstand eingebaut. Frischwasserabgabe über Münzeinwurf oder mittels spezieller Karten-Systeme.

ST-San: Das Gehäuse ist komplett aus Edelstahl gefertigt. Die Anlage wird meist ebenerdig eingebaut, so dass der Bodeneinlass überfahren werden kann. Optional gibt es einen Abwasserschlauch mit einem schwenkbaren Trichter.

Silver S: Bei der Entsorgung wird durch Tastendruck ein Zeitrelais aktiviert, das eine gewisse Menge an Wasser zum Nachspülen freigibt. Frischwasserabgabe über Münzprüfer. Ähnliche Anlagen Silver-C und Silver-Maxx, alle auch als winterfeste Ausführungen möglich.

Hygienja: Diese futuristische Anlage aus der Elomat-Serie liefert Frischwasser. Über einen externen Bodeneinlass mit Deckel findet die Entsorgung von Grauwassertanks und Toiletten statt. Kleine Wassermengen ohne Münzeinwurf. Abwassertrichter ohne Gebühr.

Euro Relais Junior: Seit Jahrzehnten auf dem Markt findet man diese Anlage vor allem in der Schweiz und in Frankreich. Wasser, Entsorgung und Stromanschlüsse in einer gemeinsamen Anlage sind allerdings nicht mehr zeitgemäß. Entsorgung über kleine Klappe am Fuß.

Dumpy: Die jüngste Anlage wurde von einem Stellplatzbetreiber entwickelt und bei einem österreichischen Hersteller gebaut. Bisher noch selten anzutreffen. Neu dabei ist die Bedienung mit einem Fußhebel. Dazu passend gibt es eine Stromsäule.