Ratgeber Wintercamping
Ungetrübter Winterspass

Wintercamping ist ein Vergnügen - wenn man sich gut vorbereitet und bei kleineren Pannen weiß, was zu tun ist. Mit diesen Tipps und Tricks kann nichts mehr schiefgehen.

Ratgeber: Wintercamping
Foto: Regenscheit, Hammermeister, Archiv

Blitzblauer Himmel, stille Schneelandschaft, in der Dämmerung nach dem Spaziergang zurück ins gemütliche rollende Heim: Wer möchte da nicht Urlaub machen? Wenn Sie ein paar Details beachten, steht dem Vergnügen nichts im Weg.

Die Heizung geht aus, was soll ich tun?

Zuerst einmal: Neu zünden, falls der Wind die Flamme ausgeblasen hat. Dann den Füllstand der Gasflaschen messen. Geräte wie der Level-Check von Truma helfen dabei. Vorbeugen hilft gegen leere Gasflaschen: Beim üblichen Vorrat von zwei Flaschen nicht zu lange auf die Reserveflasche vertrauen. Prüfen Sie schon vor dem Urlaub, wie Sie unterwegs entlang der Reiseroute an Nachschub kommen. Campingplätze, Reisemobilhändler und Baumärkte sind die üblichen Quellen.

Grundsätzlich braucht die Heizung nicht nur Gas, sondern auch Luft. Halten Sie deshalb die Ansaug-, aber auch die Abgasöffnung schnee- und eisfrei, das gewährleistet eine reibungslose Verbrennung.

Worauf muss ich beim Gaskauf achten?

Beachten Sie die Zusammensetzung des Gases. Meistens handelt es sich um ein Propan-Butan-Gemisch. Propan kann bedenkenlos beim Wintercamping verwendet werden, da es auch bei Temperaturen von minus 40 Grad noch verdampft.

Anders Butan: Das geht bereits bei null Grad nicht mehr in den gasförmigen Zustand über. Falls Sie Gastanks nutzen und Gas über die Tankstelle beziehen, ist ein Gasfilter sinnvoll, der Leitungen und Geräte vor Verschmutzungen schützt. Die Versorger stellen in der kalten Jahreszeit auf sogenanntes Wintergas mit einem höheren Propananteil um. Flüssiggasflaschen enthalten in Deutschland das ganze Jahr über etwa 95 Prozent Propan und sind folglich für den Gebrauch bei Minusgraden geeignet.

Wie lange hält eine Elf-Kilogramm-Gasflasche?

Der Verbrauch hängt stark von der Nutzung ab. Wenn die Heizung permament läuft, hält eine Elf-Kilo-Gasflasche in der Regel zwei bis drei Tage. Wer nicht häufig die Flasche wechseln möchte, kann auf vielen Campingplätzen große 30-Kilo-Flaschen ausleihen. Sie stehen dann vor dem Reisemobil und werden mit einem Schlauch angeschlossen. Führt die Reise ins Ausland, sind Adapter wie das Euro-Füllset aus dem Zubehörhandel empfehlenswert, da die Anschlüsse oftmals nicht kompatibel sind.

Darf man während der Fahrt heizen?

Das Heizen während der Fahrt ist nicht grundsätzlich verboten. Bei Fahrzeugen, die vor dem 1. 1. 2007 gebaut wurden, dürfen Flüssiggasanlagen, die nach DIN EN 1949 installiert wurden, während der Fahrt betrieben werden. Reisemobile mit Produktion nach diesem Datum, müssen über eine automatische Sicherheits-Absperrung, etwa einen Gasdruckregler mit Crash-Sensor, und eine Schlauchbruchsicherung verfügen. Sie verhindern, dass bei einem Unfall Gas ausströmt. Fragen Sie im Zweifel bei Händler oder Hersteller nach - die Teile sind nachrüstbar.

Brauche ich einen beheizten Abwassertank?

Hat das Reisemobil keinen beheizten Abwassertank, sollte man bei Frost im Standbetrieb den Abfluss öffnen und einen Eimer unterstellen. Aus einem konisch geformten Behälter bekommt man den gefrorenen Abwasserklotz leichter heraus. Ein Rolltank ist weniger empfehlenswert: Gefriert dessen Inhalt, lässt er sich nur schwer entleeren. Der vermeintliche Tipp mit Salz im Abwassertank gegen Einfrieren funktioniert nicht - man müsste nämlich Unmengen einfüllen.

Schwitzwasser läuft an den Wänden herunter - was soll ich jetzt machen?

Zuerst die Wände mit einem Lappen abtrocknen. Anschließend lüften: Dabei gelangt kalte Außenluft in den Innenraum, diese nimmt bei der Erwärmung Feuchtigkeit auf, die beim Lüften wieder nach außen abgeführt wird. Je kälter und trockener die Luft ist, desto mehr Wasser kann sie beim Erwärmen aufnehmen.
Öffnen Sie mindestens zweimal am Tag für fünf bis zehn Minuten alle Fenster und Türen, auch Klappen und Schranktüren. Danach normal weiterheizen. Schwitzwasser ist für Reisemobile Gift, denn zu viel lässt Holzteile in Möbel und Aufbau aufquellen und somit instabil werden, außerdem kann Schimmel auftreten. Hängeschränke sind von Schwitzwasser besonders bedroht, da sie wegen des geringen Luftaustauschs oft kälter bleiben.

Was tun, wenn das Wasser beim Einfüllen unten herausläuft?

Stellen Sie mindestens eine Stunde, bevor Sie den Wassertank befüllen, die Heizung im Reisemobil an. So gewährleisten Sie, dass die Umgebungstemperatur des sogenannten Frostwächters hoch genug ist. Sinkt die Temperatur hier unter etwa vier Grad Celsius, öffnet sich das Ventil, und das Wasser im Boiler und im Wassertank läuft ab.

Daran sollten Sie auch denken, wenn Sie das Reisemobil bei Minusgraden unbeheizt abstellen - das Frischwasser findet man sonst als Lache oder Eisplatte unter dem Mobil wieder. Blockieren Sie trotzdem nicht den Frostwächter, denn er verhindert Schäden am Boiler.

Wie bekomme ich meine zugefrorene Windschutzscheibe eisfrei?

Frontscheiben von Reisemobilen sind größer und darum schwerer zugänglich als die von Pkw. Im Fachhandel gibt es Teleskop-Eiskratzer, mit denen sich die eigene Reichweite beträchtlich erhöht. Im Zweifel hilft auch ein Defroster-Spray.
Um eine Vereisung zu vermeiden, kann man das Reisemobil auch in eine Thermohaube hüllen, sie wird über die ganze Front gezogen. Vor allem bei teilintegrierten Reisemobilen ist das Fahrerhaus mit seinen großen Blech- und Glasflächen eine Wärmebrücke, die Haube verhindert das Entweichen der Heizwärme.

Die einfachverglaste Windschutzscheibe friert manchmal auch innen an. Dagegen helfen von innen angebrachte Schutzmatten. Finden sich dennoch Eisblumen an der Innenseite der Frontscheibe, gehen Sie folgendermaßen vor: Öffnen Sie die Verdunkelung, damit die Luft zirkulieren kann. Stellen Sie den Motor und die Klimaanlage an, das Gebläse auf die höchste Stufe. Wenn Sie innen das Eis abkratzen, legen Sie vorher ein Handtuch auf das Armaturenbrett, sonst bilden sich beim Abtauen Pfützen auf dem Cockpit.

Was machen, wenn die Zwangsbelüftung zieht?

In vielen Reisemobilen sitzt die Zwangsbelüftung in den Dachluken, wodurch manchmal Zugluft entsteht. Die Lüftung ist jedoch vorgeschrieben und sinnvoll, denn sie gewährleistet genug Sauerstoff im Wohnraum und verhindert eine Kohlenmonoxid-Vergiftung im Falle defekter Geräte. Daher darf man die Öffnungen keinesfalls abdichten. Wer sich an der Zwangsbelüftung stört, sollte beim Neukauf darauf achten, dass sie sich als Lüftungspilz im Kleiderschrank befindet und nicht in der Nähe vom Bett oder der Sitzgruppe.

Dachluken werden häufig mit Zwangsbelüftung eingebaut, obwohl bereits an anderer Stelle Lüftungsschlitze vorhanden sind. Nur in diesem Fall lässt sich bei unangenehmem Zug die Lüftung in der Luke verschließen. Das sollte aber in jedem Fall vorher ein Fachmann prüfen.

Was tun, wenn der Strom ausgeht?

Nicht immer findet sich unterwegs die Möglichkeit, sich an das Stromnetz anzuschließen. Behalten Sie die Kapazität der Bordbatterie über die Anzeige des Kontrollbords im Auge. Geht der Bordstrom zur Neige, bleibt nur die Möglichkeit, den Akku durch eine Fahrt wieder aufzuladen. Bei längeren Stand-zeiten auch an die Starterbatterie denken. Wenn Sie - beispielsweise auf einem Campingplatz - Strom zapfen, kann es bis zu zwölf Stunden dauern, bis die Bordbatterie wieder vollständig aufgeladen ist. Gut zu wissen, dass eine kalte Batterie weniger Leistung bringt als eine warme. Je nach Einbauort des Akkus hält der Stromvorrat im Winter also nicht nur wegen des höheren Verbrauchs weniger lang. Wer seinen Strombedarf über Solarpanele ergänzt, sollte sich im Klaren sein, dass dies im Winter nicht so gut funktioniert wie im Sommer. Schnee auf den Panelen und eine weniger intensive Sonneneinstrahlung sind kontraproduktiv.

Wie kriege ich den Schnee vom Dach?

Aus gutem Grund verbietet die Straßenverkehrsordnung, mit Schneehaube oder Eis auf dem Dach loszufahren. An Leiter und Besen führt daher kein Weg vorbei. Wegen der Glätte besondere Vorsicht walten lassen. Teleskop-Leitern belegen weniger Stauraum.

Wohin mit nassem Sportgerät?

Ski fahren, rodeln, Langlauf: Sperriges Sportgerät ist beim Wintercamping keine Seltenheit. Nicht jeder möchte die teure Ausrüstung im Freien stehen lassen, Besitzer von Reisemobilen mit Heckgaragen sind hier fein raus. Sicherstellen muss man dann nur, dass das Schmelzwasser ablaufen kann, im Zweifelsfall Abtropfwannen benutzen.

Alle anderen behelfen sich auf dem Campingplatz mit einem Wintervorzelt: Das erweitert nicht nur den Wohnraum, sondern ist auch der ideale Abstellplatz für nasses Sportzubehör, feuchte Winterstiefel und Kleidung. Wichtig beim Zelt sind ein stabiles Gestänge, ein steiles Dach, das den Schnee abrutschen lässt, und verdeckte Reißverschlüsse. Legen Sie außerdem eine Plane oder einen Vorzeltteppich aus, sonst verwandelt sich das Vorzimmer bei Tauwetter ruckzuck in eine Schlammwüste.

Wie vermeide ich kalte Füße im Reisemobil?

Eine Möglichkeit sind Teppich-Heizmatten. Sie dämmen den Boden und verbreiten zusätzlich wohlige Wärme. Sie verbrauchen allerdings viel Strom, man sollte sie also nur betreiben, wenn man einen Stromanschluss hat. Zusätzliche Warmluftausströmer, zum Beispiel in der Sitzgruppe, sorgen ebenfalls für warme Füße. Und wer sich körperlich betätigen will, baut einen Schneewall um das Reisemobil. Der verhindert Zugluft unter dem Fahrzeug, die dem Fahrzeugboden viel Wärme entziehen kann.

Was muss ich vor dem Winterurlaub beachten?

Wer seinen Urlaub auf einem Campingplatz verbringen will, sollte rechtzeitig reservieren. Viele Plätze - auch Stellplätze - haben im Winter geschlossen, was das Angebot schmälert. Die verbleibenden sind meist stark frequentiert. Planen Sie Ihre Anreise so, dass Sie bei Tageslicht ankommen, dann fällt es leichter, sich einzurichten.

Besorgen Sie beizeiten Winterreifen, so entgehen Sie dem großen Ansturm auf die Händler beim ersten Wintereinbruch. Schneeketten, Schaufel und ein Besen gehören ebenfalls zur Winterausrüstung. Packen Sie zur Sicherheit auch Arbeitshandschuhe, Warn- und Arbeitslampe sowie ein Starterkabel ein, so sind Sie für alle Eventualitäten gewappnet.

Das Schloss friert ein, was soll ich machen?

Den Schlüssel mit dem Feuerzeug anwärmen, klappt nicht in jedem Fall. Besser ein Defrosterspray benutzen - das darf dann allerdings nicht im Fahrzeug gelagert werden.

Taugt mein Reisemobil zum Wintercamping?

Prinzipiell kann man mit jedem Reisemobil Winterurlaub betreiben, der Komfort variiert aber erheblich. Je mehr die Technik des Fahrzeugs auf Wintercamping ausgelegt ist, desto mehr Freude werden Sie im Urlaub haben. So sind zum Beispiel Campingbusse weniger geeignet, da sie nicht so gut isoliert sind wie aufgebaute Reisemobile. Alkovenmobile und Integrierte haben im Fahrerhaus meist weniger Wärmebrücken als Teilintegrierte. Die Haube über dem Cockpit bei letzteren ist auch nicht immer doppelt verschalt, was Schwitzwasserbildung Vorschub leistet.

Ein Doppelboden ist für Wintercamper ideal, da der Fußboden isoliert ist und die Wassertanks kältesicher untergebracht sind. Warmwasserheizungen haben gegenüber Gas-Gebläseheizungen den Vorteil, die Wärme gleichmäßiger zu verteilen und die Luft nicht so sehr auszutrocknen. Gut zugängliche Gasflaschen sind ein weiterer Pluspunkt für wintertaugliche Reisemobile, da man mit ihnen wegen des hohen Verbrauchs oft hantieren muss. Wer weniger Gas verbrauchen will, kann eine Zusatzheizung einbauen. So wird der Winterurlaub zum Vergnügen.

Wichtige Rechnung beim Wintercamping: Wie lange hält der Strom?

Heizung, Licht, TV: Gerade im Winter ist der Stromverbrauch im Reisemobil besonders hoch. Um einschätzen zu können, wie lange der Stromvorrat reicht, sollte man sein Verbrauchsverhalten zwei bis drei Tage aufschreiben und so den individuellen Bedarf ermitteln. Listen Sie dazu den Stromaufnahmewert Ihrer Geräte auf, die Werte entnehmen Sie der Betriebsanleitung. Beachten Sie bei der Rechnung den Batterie-Sicherheitsfaktor, der den Leistungsverlust kompensiert, der bei jeder Batterie auftritt.

Wer auf Solarenergie für das Reisemobil setzt, würde im Sommer bei einer effektiven Sonnenscheindauer von vier Stunden mit einem 150-Watt-Modul in etwa den Tagesbedarf decken. Im Winterbetrieb ist das problematischer, da man nur von einer Stunde Sonnenscheindauer ausgehen kann und die Beeinträchtigung durch Schnee hinzukommt.

Wohnmobil im Winter: So schnell kühlt der Wohnraum aus.

Wie das Diagramm in unserer Bildergalerie oben zeigt, kühlt ein Reisemobil innerhalb weniger Stunden völlig aus, wenn es bei Minustemperaturen nicht beheizt wird. Etwa vier Stunden dauert es, bis wieder Zimmertemperatur erreicht ist.