Die Prämie vom Staat für Dieselpartikelfilter (DPF) hat die Debatte um die Nachrüstung noch mal angeheizt. Fahrer von Reisemobilen bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht erhalten 330 Euro Zuschuss, wenn sie ihr Fahrzeug bis Jahresende umrüsten. Gut die Hälfte des Gesamtbudgets ist noch im Topf. Danach ist wohl Schluss, eine Neuauflage des Förderprogramms derzeit nicht geplant.
Prämie hin oder her. In vielen Fällen ermöglicht ein Rußfilter die Einfahrt in Umweltzonen, die viele deutsche Städte zur Verbesserung der Luftqualität eingerichtet haben. Abhängig von der Abgasnorm des Fahrzeugs beziehungsweise vom eingebauten Filtersystem gibt es eine rote, gelbe oder grüne Umweltplakette.
Damit beginnen jedoch viele Missverständnisse. Viele lesen die Zahlen auf den Plaketten als Hinweis auf eine geänderte Euro-Norm. Rechnen gar mit sinkenden Nebenkosten. Zu Recht? Was hat es mit den Euro-Normen überhaupt auf sich? Fragen über Fragen. promobil gibt Antworten.
Was bringt der Einbau eines Partikelfilters?
Ein Partikelfilter verhilft einem Fahrzeug zu einer höheren Partikelminderungsklasse (PMK) und damit zu einer Umweltplakette. Seit der Einführung der Umweltzonen - vielen ein Dorn im Auge, doch Umsetzung europäischer Luftreinhalte-Normen - haben dort nur noch Kfz mit roter, gelber oder grüner Plakette Zufahrt. Einige Zonen wie Stuttgart oder Berlin haben ihre Beschränkung inzwischen verschärft und für Mobile mit roter beziehungsweise gelber Umweltplakette dicht gemacht.
Auf der ideellen Ebene sorgt der Einbau für ein besseres Umweltgewissen. Bessere Filter halten einen großen Teil der Rußemissionen zurück, der sonst an die Umwelt abgegeben würde. Geschlossene Systeme arbeiten dabei effektiver als offene, sind aber auch wesentlich teurer und fordern einen deutlich höheren Regelungsaufwand.
Ändern sich durch den DPF-Einbau Euro-Norm und Schadstoffklasse?
Nein. Euro-Norm und Schadstoffklasse werden durch einen Partikelfilter nicht aufgewertet. Im Gegensatz zu älteren Benzinern, wo der Einbau eines Kaltlaufreglers die Euro-Norm verbessern kann. Euro-4-Fahrzeuge mit Light-Duty-Homologation (siehe Fotoshow) entsprechen S3. Ein schweres Euro-4-Nutzfahrzeug hat dagegen auch Schadstoffklasse 4.
Beeinflusst der Einbau Kfz-Steuer oder Mautgebühren im Ausland?
Nein. Die Steuer für Reisemobile richtet sich neben dem Gewicht auch nach der Schadstoffklasse (S), die sich durch den Einbau eines Partikelfilters nicht ändert. Seit 1.1.2010 sind S-1-Fahrzeuge übrigens denen ohne Klasseneinstufung gleichgestellt und in der teuersten Steuerklasse einsortiert.
In einigen Nachbarländern hängen die Mautgebühren von der Euro-Norm des Fahrzeugs ab. Prominentes Beispiel sind die Autobahngebühren in Österreich. Wer seine Go-Box auf eine höhere Euro-Norm umprogrammiert, stößt bei der ASFINAG auf wenig Verständnis. Empfindliche Nachzahlungen sind meist die Folge.
Lassen sich alle Basisfahrzeuge nachrüsten?
Nein. Längst nicht für alle Basisfahrzeuge gibt es Partikelfilter. Bei Fahrzeugen mit einer Zulassung als „Sonstige Kfz, Wohmobil" muss tatsächlich im Einzelfall eine Werkstatt anhand der Motornummer, der Abgasnorm und der Emissionsschlüsselnummer prüfen, ob eine Nachrüstung möglich ist. Das macht es auch unmöglich, eine Liste aller umrüstbaren Basisfahrzeuge mit allen Motorvarianten zu veröffentlichen. Pauschal kann man sagen, dass sich die Filterhersteller auf gängige Fahrzeuge wie den Ducato konzentrieren. Für den Ford Transit sind Filter rar.
Dürfen auch Fahrzeuge ohne Plakette in Umweltzonen einfahren?
Unter bestimmten Voraussetzungen ja. Oldtimer mit H-Kennzeichen zum Beispiel haben freie Zufahrt; ebenso zwei- oder dreirädrige Fahrzeuge. Wie wäre es mit einem Rollerausflug nach Berlin? Menschen mit beeinträchtigter Bewegungsfähigkeit dürfen ebenfalls in Umweltzonen einfahren, sofern sie im Schwerbehindertenausweis die Merkzeichen aG, H oder Bl führen.
Außerdem können Bewohner von Umweltzonen gegen relativ hohe Gebühr eine Sondergenehmigung beantragen, wenn es für ihr Fahrzeug keine Nachrüstmöglichkeit gibt. Über eine Ausnahmegenehmigung entscheiden die Kommunen individuell, und sie gilt nur für diese eine Zone. Ist die Anschaffung eines umweltzonenkonformen Fahrzeugs dem Halter wirtschaftlich nicht zumutbar, kann er ebenfalls eine Sondergenehmigung beantragen. Bei Reisemobilen dürfte in dieser Hinsicht schwierig zu argumentieren sein.
Für welche Fahrzeuge lohnt sich ein Dieselpartikelfilter überhaupt?
Der Einbau lohnt vor allem bei älteren Fahrzeugen, die im Originalzustand keine Plakette erhalten - sofern die Fahrer entweder in Umweltzonen wohnen oder aber solche regelmäßig besuchen wollen und keine Möglichkeiten haben, außerhalb zu parken. Wer auf Städtetrips verzichten kann, braucht keinen Filter. Beim Wiederverkauf ist eine Umweltplakette aber ein triftiges Argument. In solchen Fällen kann sich die Nachrüstung rechnen.
Bei Neufahrzeugen wie den aktuellen Fiat Ducato oder Ford Transit, die mindestens Euro 4 erfüllen und deshalb eine grüne Plakette bekommen, kann man sich die Mehrausgabe für einen Original- oder Nachrüstfilter sparen.
Bekommt man die Förderung auch, wenn der Filter vor dem 1. Januar 2010 eingebaut wurde?
Die Förderung gilt rückwirkend für Einbauten ab dem 1. Januar 2010. Wer davor umgerüstet hat, bekommt vom BAFA erst mal einen Ablehnungsbescheid und geht leer aus. Es sei denn, er lässt den Rückbau und die entsprechenden Änderungen der Papiere vornehmen. Und exerziert das ganze Einbau-, Ummelde- und Antragsprozedere erneut durch. Der finanzielle Aufwand kann dann jedoch die Förderprämie schnell übersteigen.
Welchen Einfluss hat ein Partikelfilter auf den Kraftstoffverbrauch?
Mit Partikelfilter liegt der Verbrauch tendenziell höher als ohne. Das gilt sowohl für Fahrzeuge mit Serien- als auch mit Nachrüstfiltern. Nach Leser- und Redaktions-Erfahrungen muss man mit ein bis drei Liter Mehrverbrauch rechnen.
Ein Dieselpartikelfilter erzeugt durch seine feine Siebstruktur einen vergleichsweise hohen Staudruck, der noch zunimmt, je mehr Partikel eingelagert werden. Gegen diesen Staudruck zu arbeiten, fordert dem Motor zusätzliche Leistung ab. Bei der Regeneration der Filterelemente aktiver Systeme wird zudem zusätzlich Kraftstoff direkt in den Abgastrakt eingespritzt, um den Ruß katalytisch abzubrennen.
Was kostet die Nachrüstung eines Rußfilters?
Das ist sehr unterschiedlich. Generell ist die Abgasreinigung älterer Reisemobile aufwendiger als bei neueren Fahrzeugen, die einer höheren Abgasnorm entsprechen und für den Sprung von Gelb auf Grün möglicherweise nur ein offenes Filtersystem benötigen. Geschlossene Systeme, die einen hohen Regelungsaufwand und Komponenten wie Steuergeräte und Pumpen haben, kosten ab 3500 Euro inklusive Einbau. Dieser gestaltet sich bei offenen Systemen viel einfacher. Solche Filtersysteme sind ab rund 1000 Euro zu haben.