Stellplatz-Tipp in Wolframs-Eschenbach
Vor den Toren der Stadt

In der historischen Stadt an der Burgenstraße treffen moderne Reisende auf eine wahrhaft große Geschichte – und einen großen Dichter.

Stellplatz
Foto: Hess

Es sagte der Dichter des Parzival: „Ich bin Wolfram von Eschenbach, und ich kann auch Lieder machen.“ Stolz war er auf sein Künstlertum, und in seinen Werken trat er auch gerne selbst in Erscheinung. Orts- und Personennamen im „Parzival“ deuten darauf hin, dass Wolfram aus dem fränkischen Eschenbach, dem heutigen Wolframs-Eschenbach, stammt. In 16 Büchern gegliedert, umfasst sein Vers-roman „Parzival“ sage und schreibe 25.000 paarweise gereimte Verse, die der mittelhochdeutschen Literatur zugeordnet werden. Das alles ist historisch durchaus verworren. Klar ist indes, dass Wolframs „Parzival“ Richard Wagner zu seinem letzten musikdramatischen Werk inspirierte, welches er „Parsifal“ nannte.

Sei’s drum – die 3000-Einwohner-Stadt in Mittelfranken lebt auch heute noch gerne mit und von ihrem berühmten Dichter und verehrt ihn. Obendrein nimmt der Deutsche Orden eine beträchtliche Rolle in der Geschichte von Eschenbach ein. Über 600 Jahre herrschte er über die Stadt, denn Eschenbach lag an einer wichtigen Handelsstraße und wurde zum regionalen Handelsplatz sowie zu einem weltlichen und geistlichen Zentrum.

Heute begegnen sich hier Welten: Hinter der vollständig erhaltenen Stadtmauer verbirgt sich ein einzigartiges historisches Stadtensemble. Und draußen vor den Toren der Stadt entstand im Jahr 2012 für mobile Touristen eine fortschrittliche Einrichtung: ein mustergültiger Reisemobilhafen, auf dem es sich ein paar Tage gut aushalten lässt, um die Geschichte der Stadt zu erkunden. Nur wenige Schritte vom großen Stadttor entfernt und gleich neben der Friedhofskirche St. Sebastian liegt die hochmoderne Anlage, auf der 24 Mobile Platz finden. In einem großen Oval gruppieren sich komfortable Stellflächen auf feinem Schotter, die mit Rasenflächen unterteilt sind.

Dazwischen wurde an Bepflanzung nicht gespart. Die 16 Plätze in den zwei Reihen des mittleren Kreises messen jeweils sechs mal zehn Meter. Der Clou dabei ist aber, dass an einigen Plätzen die trennende Bepflanzung zwischen zwei Plätzen weggelassen wurde, um auch besonders langen Fahrzeugen Raum zu bieten.

An der Einfahrt und am Kopfende der Anlage finden sich noch einmal jeweils vier Plätze mit jeweils sechs mal zwölf Meter Größe. Das reicht auch für größere Fahrzeuge gut aus. Lediglich zum Rangieren von großen Fahrzeugen wird es auf der umlaufenden Asphaltfahrspur etwas eng, und so kann der Rasen schon mal etwas Schaden nehmen. Alle Stellflächen sind mit münzbetriebenen Stromsäulen erschlossen, die für einen Euro eine Kilowattstunde Strom abgeben.

Gleich an der Einfahrt ist perfekt angeordnet und von zwei Seiten befahrbar die rustikal gepflasterte Fahrspur mit der EVA-Station platziert, die das Entleeren des Grauwassers über eine Bodenrinne ermöglicht. Ebenfalls gleich an der Einfahrt steht ein schlichter Parkscheinautomat, der mit drei Euro promobil und Tag zufrieden ist. Wie kommt es zu dieser mehr als gästefreundlichen Preisgestaltung? Ein großes Schild mit der Platzeinteilung klärt auch darüber auf, dass die Entstehung dieser Anlage mit Mitteln des Freistaates Bayern und des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert wurde. Die Überschrift auf dem Schild „Aufbruch Bayern“ weist in die Zukunft.

Gäste der Stadt aber wenden noch einmal ihren Blick in die Vergangenheit und begeben sich hinter die Stadtmauern. Bei einem historischen Stadtrundgang lernen sie die Geschichte der Familie von Eschenbach kennen, begegnen Gralsrittern und erleben die Ankunft des Deutschen Ordens. Dabei schlendert man über die Prachtstraße mit ihren unübertroffen zahlreichen Fachwerkgiebeln und bestaunt den ansehnlichen Marktplatz mit dem Deutschordensschloss.

Mitten auf dem Marktplatz steht er, der Held der Stadt, Wolfram von Eschenbach, auf einem hohen Sockel. Gleich nebenan befindet sich im alten Rathaus auch das Museum Wolfram von Eschenbach.

Wer all die Historie intensiver erleben möchte, bucht einfach ein Erlebnis­paket unter dem Motto „Schmieden im mittelalterlichen Städtchen“. Meister Siegfried Wagner vermittelt kleinen Gruppen in seiner üppig ausgestatteten Werkstatt nötige Fertigkeiten und Tricks der Schmiedekunst. Wer es lieber sportlich mag, wendet den Blick zum Reiterhof Geidner und erlebt ein Wochenende in Räuber-Hotzenplotz-Atmosphäre. Ein besonderes Spektakel für Jung und Alt ist auch der Ritterspielplatz am Eschenbach. Eine Burg mit Burgfried, die Seilbahn und eine Rammbock-Schaukel lassen auch die Kleinen ins Mittelalter zurückblicken.

Aber auch für Abwechslung ist hier gesorgt. Wer dem Mittelalter mal entfliehen möchte, der macht einen Ausflug in die nähere Um­gebung, zum Beispiel bei einem Trip ins Fränkische Seenland, nach Ansbach oder Dinkelsbühl. Und wer dann weiterfährt, ist gut beraten, der Burgenstraße zu folgen, die auf ihrem Weg von Prag nach Mannheim noch viele historische Leckerbissen bereithält.

Alle Infos zum Stellplatz in Wolframs-Eschenbach

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 24 Mobile am westlichen Stadtrand. Angelegtes und markiertes Areal auf Schotterrasen, nachts beleuchtet. Liegewiese und Grillplatz mit Sitzgruppe. Supermarkt, Bäckerei und Metzger in unmittelbarer Nähe. Historische Altstadt 500 m entfernt.

91639 Wolframs-Eschenbach (D)
Stellplatz Münsterblick
92 Bewertungen
8,00 EUR/Nacht