Die sagenhaften Nibelungen sind in Worms allgegenwärtig. Den Rhein überspannt die Nibelungenbrücke, auf der stolz der 53 Meter hohe Nibelungenturm prangt.

Am Ufer erinnert ein bronzenes Standbild an den Helden Hagen von Tronje, das Nibelungenmuseum schmiegt sich in die alte Stadtmauer ein.Vor dem romanischen Dom, dem wichtigsten Bauwerk der Nibelungenstadt, finden im Juli und August die hochkarätig besetzten Nibelungenfestspiele statt.
Auch Martin Luther, der große Reformator, hat hier Geschichte geschrieben. Sein Auftritt vor dem Reichstag, 1521, beeinflusste das Schicksal Europas nachhaltig. Die Wormser schufen ihm zu Ehren das weltweit größte Reformationsdenkmal.
Das Land der 1000 Hügel
Ebenso prägend wie Luther und die Nibelungensage ist für Worms und ganz Rheinhessen die besondere topografische Struktur der Region: „Land der 1000 Hügel“ heißt der treffende Slogan, den die Touristiker dem sanften Landstrich verpassten. Hügel? „Hiwwel” heißt das auf Rheinhessisch!
Kein Wunder also, dass die für Wanderer attraktive Gegend, die das Bindeglied zwischen dem Rheinland und der Pfalz ist, ihre Hügel plakativ vermarktet. Neun Prädikatswanderwege lassen sich auf den sogenannten “Hiwweltouren„ erwandern. Bei denen ist nicht nur der Weg das Ziel – eine wichtige Rolle kommt auch den vielfältigen Einkehrmöglichkeiten zu. Und das hat vor allem immer etwas mit Wein zu tun.

Das größte Weingebiet Deutschlands bietet nicht weniger als 432 Einzellagen auf. Vor allem weiße Reben wie Riesling, Müller-Thurgau, Sylvaner und Grauburgunder sind beliebt; bei den Rotweinen führen Dornfelder, Spätburgunder und Blauer Portugieser die Rangliste an. In fast jedem Ort in Rheinhessen lassen sich die Gewächse in urigen Weingütern und Winzergenossenschaften verkosten.
Osthofen, Guntersblum und Oppenheim sind die nächsten Stationen auf der Tour, die nicht nur irdische, sondern auch unterirdische Geheimtipps offenbart: Das Kellerlabyrinth von Oppenheim ist einzigartig – rund 40 Kilometer lang ist das System von Kellern und Gängen, das sich in bis zu fünf Ebenen unter der Stadt verbirgt. Die Gewölbe dienten den hiesigen Winzern als kühles Lager für den Rebensaft.
Die Wein-Hauptstadt
Auch in der Landeshauptstadt Mainz, in der Gutenberg einst den Buchdruck erfand, spielt der Wein eine überragende Rolle. Deshalb wurde sie in den erlauchten Kreis der “Great Wine Capitals„ berufen, gleichauf mit Bordeaux oder Florenz. Ihren Mittelpunkt hat die geschichtsträchtige Bischofsstadt am Dom St. Martin, der einer der drei rheinischen Kaiserdome ist. 500 Jahre lang war Mainz Teil des Imperium Romanum – im Römisch-Germanischen Zentralmuseum wird diese Vergangenheit lebendig.
Als Kaiserpfalz machte das benachbarte Ingelheim schon vom 8. bis 11. Jahrhundert Karriere. Die Ruinen der Anlage sind neben dem Rotwein und dem Chemieriesen Böhringer der Stolz der Stadt, die auch Verwaltungssitz des Landkreises Mainz-Bingen ist.

Bingen, ein paar Kilometer weiter, ist nicht zuletzt dank der Äbtissin Hildegard bekannt. Hier dominieren der Rochusberg mit der Rochuskapelle, die romantische Burg Klopp und das Rhein-Nahe-Eck mit dem Mäuseturm und dem berühmten Binger Loch das malerische Landschaftsbild. Gemütlich und weinselig geht es zu – es gibt das ganze Jahr über viele Feste und noch mehr gute Gründe, die heimischen Weine zu kosten.
Ein Aushängeschild der Stadt ist auch der Wohnmobilpark im Ortsteil Gaulsheim. Er ist einer von über 40 Stellplätzen im überschaubaren Gebiet und – gemeinsam mit den Angeboten in Mainz, Guntersblum, Nierstein, Ockenheim und Alzey – einer der besten. Gut ist auch, dass die Region ein so dichtes Stellplatznetz besitzt. Da findet sich bei Bedarf schnelleine Alternative. Wer es etwas ruhiger liebt, als es im lebhaften Rheintal ist, wird etwa in der hügeligen Gegend zwischen Bingen und Alzey fündig.
Alzey, ebenfalls ein Zentrum des Weinanbaus, trägt übrigens den Beinamen Volker-Stadt, denn der legendäre Volker von Alzey war Spielmann am Nibelungenhof. Das zeigt: Die Nibelungen sind in Rheinhessen allgegenwärtig. Genauso wie die vielen Hiwwel.
Fazit
Rheinhessen zeigt ein Herz für Reisemobilisten
Ohne Zweifel: Rheinhessen ist für Reisemobilisten ein durch und durch attraktiver Landstrich. Was das Stellplatzangebot angeht, ist für jeden etwas dabei. Wünschenswert wäre allerdings, dass das Engagement der Stellplatzbetreiber von den Verwaltungen, den Touristikern und der Politik mehr als bisher gewürdigt wird. Denn die haben längst noch nicht erkannt, welchen Rohdiamanten sie hier in den Händen halten.