Wohnmobil-Tour in der Region Valencia
Stadt der Kontraste

Spaniens drittgrößte Metropole begeistert mit avantgardistischer Architektur – zugleich zählt Valencias Altstadt zu den schönsten Europas. Auch die Region ringsu lohnt eine Tour mit dem Wohnmobil.

Mobil-Tour: Valencia
Foto: Silke Tokarski, Thomas Zwicker

Es sieht so aus, als sei gerade eine Flotte außerirdischer Raumschiffe inmitten der Metropole gelandet, so ziemlich genau zwischen Mittelmeerhafen, Shoppingmalls und dem historischen Zentrum. Die Stadt Valencia, Spaniens drittgrößte Kapitale, punktet nämlich nicht nur mit einer der schönsten Altstädte Europas und riesigen Orangenplantagen ringsherum, sondern auch mit einem futuristischen Herz. Ciudad de las Artes y las Ciencias lautet der sperrige Name dieser Wunderwelt, die aus Oper, Kunstpalast, Wissenschaftsmuseum, Planetarium samt IMAX-Kino und Mega-Aquarien besteht und mit ihrer avantgardistischen Architektur einzigartig ist – wir werden sie später besuchen.

Für eine Mobil-Tour ist die gesamte Region Valencia ein ideales Ziel, auch und gerade zur Vor- oder Nachsaison. Selbst im Winter sind die Temperaturen meist mild, die Sonne ist Dauergast, und über die gute Küstenautobahn ist die spanische Provinz bequem zu erreichen. Star dieser Region im Osten der Iberischen Halbinsel ist die namensgebende Hauptstadt: Valencia mit ihren rund 800.000 Einwohnern ist mit so vielfältigen Reizen gesegnet, dass sie allein schon einen längeren Aufenthalt lohnt. Das Wohnmobil steht dabei bequem etwa auf dem Stellplatz Camping Parking Car La Marina am Südrand der Stadt, von hier aus ist man in 20 Minuten per Bus in der City oder geht zu Fuß durch duftende Mittelmeervegetation zum Meeressaum; weiter südlich breitet sich der Parque Natural de l’Albufera aus. Beste Bedingungen also für tolle Urlaubstage.

Valencias Nachtleben vor und nach Mitternacht

Es ist Freitagabend, in Valencias Innenstadt pulst das Leben. So gegen 21 Uhr geht anscheinend die ganze Bevölkerung auf die Straße. Obwohl in der Metropole durch Spaniens Wirtschaftskrise viele Menschen ohne Arbeit sind, füllen sich Hunderte Restaurants und Bars mit Feierfreudigen, werden feine Tapas gereicht, dazu das erste Glas Bier, der erste Wein. Leibliche Genüsse stehen hier ganz oben auf dem Programm, so wurde vor Ort die Paella erfunden: 750 Gramm Reis, jede Menge Bohnen, ein Huhn, ein Kaninchen, zwei Dutzend Schnecken, Öl, Tomaten, Knoblauch, Safran – diese und gefühlte 364 andere Versionen gibt es, für jeden Tag im Jahr eine. Da bleibt die Wohnmobilküche heute mal kalt, aus großen Restauranttöpfen schmeckt das traditionelle Reisgericht sicher am besten.

Gegen Mitternacht, wenn alle satt sind, beginnt die Movida, La Marcha, der große Bummel durch die Lokale. Zwischen Jugendstilpalästen und Kirchen im warm leuchtenden Viertel Barrio del Carmen strömen die Massen von Bar zu Disco zu Kneipe, rund um die schmale Calle Caballeros etwa, an der studentischen Plaza Xúquer (es gibt zwei Universitäten vor Ort) und im Sommer am Stadtstrand Malvarossa; ältere Semester sitzen gemütlich bei Kerzenlicht und klassischer Musik in barocken Cafés. Das sind Urlaubsnächte, die man so schnell nicht vergisst.

Für jeden was dabei: Strand, Altstadt und Hafen

Und die Stadt bietet noch so vieles mehr. Den riesigen Turia-Park etwa, ein ehemaliges Flussbett rund um das Zentrum, der sich wie ein grünes Band sieben Kilometer lang durchs ockerfarbene Häusermeer zieht. Den Rathausplatz mit Prunkbauten im Zuckerbäckerstil, die gotisch-barocke Kathedrale, eine große Jugendstil-Markthalle mit frischesten Waren für die Reisemobilküche, dazu jede Menge Ausstellungen und Museen.

Mit der Straßenbahn fährt man zudem von der City aus vorbei am Universitätsgelände in ein paar Minuten hinunter zu Hafen und Stadtstrand – auf der kilometerlangen Palmenallee am breiten Beach lässt es sich auch zur kühleren Jahreszeit schön flanieren, es gibt fliegende Händler und kleine Cafés, und im März gehen die ersten Badelustigen schon wieder ins Wasser.

Die Region Valencia: Ruhe in Naturparks und urigen Küstenorten

Das Kontrastprogramm zur quirligen Metropole beginnt gleich südlich von unserem Stellplatz. Ruderboote ziehen über glitzernde Seen, Wasservögel singen ihr Lied, Kiefernwälder und Dünen begrenzen die Region zum Meer: Der Naturpark La Albufera zählt zu Spaniens wichtigsten Feuchtbiotopen. Seine Gewässer nähren seit jeher Fischer und Reisbauern, und natürlich wird in den kleinen Gaststätten der Orte die allerbeste Paella serviert; zudem lockt ein großer Golfplatz.

Ein ruhiger Tag im Park macht dann vielleicht Lust, die Region noch ein wenig mehr zu erkunden: die Küstenorte Gandía oder Sagunt etwa oder urige Dörfer wie Requena und Xàtiva in den Bergen des Hinterlands. Auch bauliche Schönheiten wie Peniscola weiter im Norden oder Urlauberhochburgen à la Dénia, Benidorm und Alicante im Süden sind über die Küstenautobahn fix erreicht.

Die wohl spektakulärste Sehenswürdigkeit Valencias aber haben wir uns für den letzten Tag aufgehoben. Star-Architekt Santiago Calatrava, Sohn dieser Stadt, hat sich mit der futuristischen Ciudad de las Artes y las Ciencias ein Denkmal gesetzt, Baukosten rund 1,4 Milliarden Euro. Die schneeweiße Anlage ist von blau schimmernden Wasserbecken umgeben. Mit der Kuppel des Kinos L’Hemisfèric, dem walfischskelettartigen Wissenschaftsmuseum, der Aquarienwelt L’Oceanogràfic mit 42 Millionen Liter Wasser in Arktisund Tropenbecken zieht sie Reisende aus aller Welt an und gilt als meistbesuchte Attraktion Spaniens – noch vor dem Prado in Madrid und Barcelonas Sagrada Família. Einer von so vielen Gründen, Valencia bald mal einen Besuch abzustatten.