Miete bezahlen oder lieber Wohnmobil fahren? Das Ehepaar Hans-Georg und Cornelia Wieber hat sich ganz bewusst für das einfache aber abenteuerliche Leben in einem kompakten Campingbus entschieden.
Miete bezahlen oder lieber Wohnmobil fahren? Das Ehepaar Hans-Georg und Cornelia Wieber hat sich ganz bewusst für das einfache aber abenteuerliche Leben in einem kompakten Campingbus entschieden.
Dauerhaft im Reisemobil leben? Diesen Schritt haben schon andere gewagt. Normalerweise allerdings in sehr geräumigen Fahrzeugen. Hans-Georg und Cornelia Wieber haben sich für den Umzug in einen Campingbus von Bavaria Camp entschieden. Sie sind überzeugt, dass ihnen nur der Kastenwagen, der zudem mit einen Allradantrieb von Dangel veredelt wurde, die maximale mobile Freiheit erlaubt.
Trotzdem muss das Leben während der Woche ganz bürgerlich weitergehen: für den 46-jährigen Hans-Georg als Angestellter in der Stadtverwaltung von Breisach im Breisgau und für Ehefrau Cornelia als Hausfrau. Während er tagsüber im Büro mit Bilanzen kämpft, kümmert sich die 43-Jährige ums traute Heim auf vier Rädern – und um die beiden Foxterrier.
So was funktioniert nur bei einem eingespielten Ehe-Team. Denn Ausweichmöglichkeiten gibt’s im perfekt konstruierten, aber engen Campingbus keine. Für die Wiebers keine Belastung. Warum, das macht Hans-Georg mit einer einfachen Rechnung und verliebten Blicken verständlich: „Acht Stunden im Büro, plus acht Stunden Schlaf, da bleiben uns leider nur noch acht gemeinsame Stunden täglich.“ Die verbringen die beiden Naturliebhaber dann an den schönsten Übernachtungsplätzen, die der nahe Kaiserstuhl zu bieten hat, und unternehmen, selbst im tiefsten Winter, mit den Hunden stundenlange Spaziergänge.
Neben Romantik hat das Leben im Kompaktmobil aber auch seine eigenen Gesetze: Gewaschen wird im Waschsalon, wo man auch einen Internetanschluss findet; statt Briefkasten gibt es ein Postfach. Wenn das Reisemobil in die Inspektion muss, wird im Hotel übernachtet, und wenn die Hündin läufig ist, dann zieht Cornelia Wieber mit ihr für ein paar Tage zur Tochter. Erleichtert wird das Leben der Wiebers durch die Ausrüstung des Bavaria Camp. Dieser verfügt über zwei 120-Ah-Bordbatterien, einen 1500-Watt-Wechselrichter und Solarpaneele mit 220 Watt Leistung. Einen Netzanschluss hat das Fahrzeug in seinen drei mobilen Lebensjahren noch nie gesehen. Das gilt selbst für lange Winternächte, wenn die Truma-Dieselheizung Wärme ins Innere bläst. Wenn nötig, werden die Batterien dann durch Anfahrten zu den Stellplätzen aufgeladen.
Diesel versorgt auch das Cerankochfeld im Küchenblock mit Energie und macht so unabhängig von Gas. Dadurch steht mehr Stauplatz zur Verfügung, denn der ist knapp, besonders für Kleidung. Winzige Fächer müssen genügen. Nicht benötigte Sommer- oder Winterausstattung verschwindet in Stauboxen unterm Doppelbett.
Edle Garderobe, zum Beispiel für Familienfeste, wird in den großen Dachboxen gebunkert. Dort lagert auch technisches Zubehör für Fernreisen und sogar eine Pflanzkiste für Cornelia Wiebers sommerlichen Kräutergarten.
Ausgelegt ist das Leben im Kastenwagen zunächst auf zehn Jahre. So lange dauert es, bis sich die Anschaffung des 72.000 Euro teuren Freizeitmobils mit der gesparten Miete inklusive Nebenkosten deckt. Die hat Hans-Georg mit 600 Euro monatlich angesetzt.
Aber der mathematische Dreisatz hat Tücken. Eine bis zuvor wenig beachtete Variable macht den beiden Individualisten gelegentlich Sorgen. Der Kilometerstand des Bavaria Camp ist bereits bei 105.000 Kilometern angekommen. Das entspricht einer Jahresfahrleistung von stolzen 35.000 Kilometern. Nach zehn Jahren wären das immerhin 350.000 Kilometer. Die Begeisterung von Hans-Georg und Cornelia Wieber für das mobile Leben lässt sich eben kaum bremsen.