Ralf Schabinger und sein alter VW T1 Bulli haben heute eine ganz innige Beziehung, aber das war nicht immer so. Inzwischen hat der Campingbus schon eine Million Kilometer auf dem Tacho.
Ralf Schabinger und sein alter VW T1 Bulli haben heute eine ganz innige Beziehung, aber das war nicht immer so. Inzwischen hat der Campingbus schon eine Million Kilometer auf dem Tacho.
Begonnen hat die Freundschaft zwischen Ralf Schabinger und seinem 1965er VW Ende der 80er Jahre – wobei er zuvor schon diverse andere Bullis besaß. „Den ersten legte ich mir mit 19 zu“, erinnert sich der Physiotherapeut. „Eine hübsche Schulfreundin hatte mir eine Weile zuvor einen kaputten Käfer geschenkt, zu dem ich mir dann vom Flohmarkt eine Reparaturanleitung besorgte: In der war auch vom VW-Bus die Rede. So leicht kann man sich mit dem Bulli-Virus infizieren“, schmunzelt Ralf. „Schon bei der Lektüre des Werkstattbuchs war mir klar, dass der T1-Bulli genau mein Auto ist.“
Anfang der 80er war der an der geteilten Frontscheibe erkennbare VW-Bus der Wirtschaftswunderzeit noch allenthalben zu finden, oft auch für kleines Geld. „Meinen ersten musste ich mit dem Renault R 4 einer anderen Schulfreundin abschleppen, bevor ich ihn überhaupt reparieren konnte“, meint Ralf grinsend. Bald darauf ging es dann immerhin nach Portugal: „Die erste große Reise im eigenen Bulli. Unvergesslich!“
Einige Jahre später kam dann ein „Samba-Bus“ ins Spiel – heute ist diese mit den charakteristischen Dachfenstern gesegnete Variante die teuerste aller Karosserieformen. „In dem war ich auch unterwegs, als mich ein komischer Kauz verfolgte.“ Jener führte indes nichts Böses im Schilde – sondern wollte Ralf einfach nur einen T1 verkaufen. „Der gute Mann hat mich regelrecht überreden müssen.“
Für 800 DM wechselte der stark verbrauchte Bus den Besitzer. „Immerhin fuhr die Kiste, das war die Hauptsache“, erinnert sich Ralf an den leergeräumten Fensterbus, der sich schätzungsweise die Hälfte seiner bereits überstandenen 400.000 Kilometer als Schrotttransporter hatte schinden müssen. „Innen war das Blech total verbeult“, erinnert sich Ralf, der zunächst die Technik überarbeitete, um anschließend eine selbst gebaute Campingausstattung zu implantieren. Kurz darauf wurde der Bus dann zur Saison 88 zugelassen – seit dem war der VW nicht einen Tag abgemeldet.
Reisen nach Frankreich, Griechenland oder Skandinavien folgten – der Bus machte alles mit, während sich die Kilometer munter bis zum aktuellen Stand von knapp 1,1 Millionen summierten. Denn bis heute fährt Ralf den Bulli auch im Alltag, auch im Winter: Im hügeligen Kraichgau und rund um das sympathische Städtchen Bretten bei Karlsruhe kennt man das „Unikum“, das die Blicke zwangsläufig auf sich zieht.
„Das liegt natürlich auch am Hochdach“, meint Ralf, der nach der Geburt der zweiten Tochter zur Dach-Aufstockung schritt. In Eigenregie wurde aus Blech ein stabiler Aufbau gefertigt: „Seitdem kann man auch zu viert ganz wunderbar im Bus schlafen“, freut sich Ralf über sein je nach Beladung bis zu drei Meter hohes Unikat. „Mit dem war sogar eine viermonatige Skandinavien-Reise machbar“, erinnert sich der 52 Jahre alte Vollblut-Camper, der grundsätzlich alle Reparaturen in Eigenregie erledigt.
Aktuell plant er eine längere Reise nach Südfrankreich: „Mit den Mädels natürlich – die sind ganz verrückt auf den Bus. Offen gestanden bedeutet er aber auch mir sehr viel“, sinniert Ralf, der dem VW inzwischen immerhin einen Carport spendierte. „Trotzdem: Der Bus ist für mich ein Gebrauchsgegenstand, kein Sammlerstück.“ Entsprechend legt er weder Wert auf Originalität noch auf ein Tankbuch. „Mit voller Beladung braucht der 42-PS-Boxer knapp zehn Liter. Mehr muss ich gar nicht wissen“, versichert er, während er munter auf seiner Gitarre klampft, die nackten Füße fröhlich im kühlen Gras.
Und dann wird er doch ein wenig melancholisch – erzählt von glückseligen Stunden hinter dem flachen Lenkrad, dem lauen Wind, der durch die weit geöffneten Ausstellfenster streicht, und das vertraute Brummeln des Boxermotors im Heck. „Es ist alles so herrlich vertraut. Und auch deshalb liebe ich dieses Auto.“ Nur eine Antwort muss er schuldig bleiben – die nach dem Spitznamen nämlich. „Er hat noch keinen, bis jetzt zumindest. Kommt vielleicht noch – aber das hat noch Zeit. Oder...?“