Ob sie es wirklich wieder sagen? Wir sind gespannt und freuen uns schon mal. Und tatsächlich: „Gruezi mitenand!“ Zwei Tage sind wir jetzt in der Schweiz unterwegs – und jedes Mal werden wir so freundlich begrüßt. War das eigentlich schon immer so, oder liegt es vielleicht daran, dass jetzt, da der starke Franken die Schweiz für viele Urlauber unerschwinglich macht, nicht nur die Deutschen, sondern auch alle anderen Euro-Europäer ausbleiben? In diesem Fall ist es die nette Bedienung im „Restaurant 21“ beim Camping „Gravatscha“ in Samedan bei St. Moritz, die uns so begrüßt – und es wirkt echt und herzlich.
Stellplätze sind ja leider rar in der Schweiz, daher ist es heute wieder ein Campingplatz geworden – ruhig am Waldrand gelegen, schöne moderne Sanitäranlagen. Das zugehörige Restaurant ist sehr schick und ganz neu. Tages-Empfehlungen des Kochs heute: gebratene Steinpilze mit Polenta und Hirschbratwurst mit Rösti. Beides ein Hit und die Preise – extra für Camper – erträglich. Das tut gut, nach einem halben Tag Flüelen-Pass. Rauf und runter mit dem Reisemobil, gefühlte 2000 Kurven. Atemberaubende Aussichten, nach jeder Kurve eine neue. Ob Autofahrer auch wahrnehmen, wie viele Parkbuchten es unterwegs gibt, in die auch ein Reisemobil bequem passt? Damit auch der Fahrer die Berge und die weiten Lärchenwälder, die schneebemützten Bergspitzen und glasklaren Gebirgsbäche in aller Ruhe genießen kann.
Einmal durch die ganze Schweiz
Wir sind unterwegs auf der neuen Grand Tour of Switzerland, einer mehr als 1600 Kilometer langen Route durch die Schweiz, die 44 Sehenswürdigkeiten verbindet. Sie führt durch alle 13 touristischen Regionen, durch die vier Sprachräume, über fünf Alpenpässe, zu elf Unesco-Welterbestätten, zwei Biosphärereservaten, und sie streift 22 Seen.
Die Tour verbindet also fast alles, was in der Schweiz schön und wichtig ist. Die Traumroute durchs Land geht über Pässe und durch Tunnel – ausgedacht ist sie aber eigentlich für Autos und Motorräder. Mit dem Reisemobil und Caravan gibt es Einschränkungen.
Tour durch die Ostschweiz und Graubünden
Wir haben uns den Teil in der Ostschweiz und Graubünden vorgenommen. Erster Stopp: St. Gallen mit dem Weltkulturerbe Stift. Parken außerhalb ist angesagt, aber mit den Rädern aus der Reisemobilgarage fahren wir bequem ins Zentrum. Dort ist auch noch Markt, und wir können den Kühlschrank füllen mit frischen Steinpilzen, Trauben und Äpfeln. Der Stiftsbezirk ist beeindruckend, ganz besonders der weltberühmte Barocksaal der Stiftsbibliothek. Dort lagern 170.000 Handschriften, Frühdrucke und Bücher von unermesslichem Wert. Bevor man zu andächtig wird, stört eine Putzfrau die Stille, die ihre Leiter durch die Gegend schleift.
Zweite Station ist Appenzell, die Altstadt hat bunt bemalte Holzhäuser und einen zentrumsnahen Parkplatz. Die Schweizer sind tatsächlich so entspannt, dass alle, ohne zu meckern, um unser Reisemobil herumfahren, als wir kurz auf dem Landsgemeindeplatz mitten im Ort anhalten, um die Szenerie mit der alten Gerichtslinde und den bunten Häusern in der blauen Stunde zu bestaunen.
Gemütlich geht's weiter...
„Pöschtli“ heißt der Stellplatz in Unterwasser vor dem Hotel-Restaurant Post. Auch da haben wir uns abends lieber an den gedeckten Tisch gesetzt und Kalbsleberli mit Rösti genossen. Den Kaffee gab’s später aber doch im Mobil. Heute dann über Bad Ragaz und Davos bis hierher, kurz vor St. Moritz.
Morgen werden wir zuerst auf den Muottas Muraggl wandern, den sensationellen Aussichtsberg, von dem aus man den schönsten Blick auf die Engadiner
Seenplatte und St. Moritz hat. Wie soll’s dann weitergehen? Die Grand Tour führt nach Bellinzona, Locarno, Ascona, Lugano – oder doch lieber gleich nach Zermatt, Montreux, Lausanne und Genf? Eigentlich egal – da klingt doch jede Station wie ein Versprechen, oder?