Reise-Tipp Burgund mit dem Wohnmobil
In aller Ruhe geniessen

Der stille Westen von Burgund ist eine ideale Region für einen Urlaub mit dem Wohnmobil: Die Départements Nièvre und Yonne locken mit viel Kultur, tollem Wein und guten Stellplätzen.

Mobil-Tour: Burgund
Foto: Silke Tokarski, Thomas Zwicker

Der Campingtisch kommt uns heute beinahe zu klein vor, so sehr ist er mit Leckereien vom nahen Wochenmarkt gefüllt. Neben knusprigem Baguette locken da die kräftige Wurst Andouillette de Chablis, knackige Tomaten und Paprika aus der Region, ein Ziegenkäse aus dem Morvan und mehr. Dazu kommt natürlich eine gute Flasche Wein, heute ein Pouilly Fumé mit feiner Note von Cassis und Limone. Nahebei strömt gelassen die Loire dem Atlantik entgegen, auf der anderen Seite des Flusses grüßt die Silhouette der zauberhaften Ortschaft La Charité-sur-Loire mit ihrer romanischen Klosterkirche, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Ein leiser Wind bringt den Duft von Heu und Lavendel, es ist wunderbar ruhig.

Im Herzen Frankreichs: Das Wohnmobil-freundliche Burgund

Wir befinden uns so ziemlich in der Mitte Frankreichs, im westlichen Teil Burgunds. Der besteht aus den Départements Nièvre und Yonne und ist eine ideale Region für einen Urlaub mit dem Wohnmobil: Selbst in der Hochsaison kaum überlaufen, mit vielen gut gelegenen Stell- und Campingplätzen gesegnet, dazu in allerlei Hinsicht ein bevorzugter Landstrich für Freunde der kulturellen und vor allem der leiblichen Genüsse.

Sonntag früh, der kleine Ort La Charité-sur-Loire bietet heute ein besonders buntes Bild. Das Wohnmobil parkt praktischerweise auf dem kleinen Stellplatz rechts vor der Brücke direkt an der Loire, über die mächtige Pont de Pierre aus dem 16. Jahrhundert spazieren wir bequem in die Ortschaft hinein.

Literarische Schätze

La Charité-sur-Loire zeigt sich heute als Dorado für Menschen mit Liebe zur Literatur. Im historischen Stadtzentrum haben sich hier traditionell jede Menge Buchhandlungen, -binder, -maler, Kalligraphen, Verleger und Antiquariate angesiedelt, und vor deren Geschäften und Ateliers sind nun Tische voller literarischer Schätze aufgebaut.

Da vergisst man beim Stöbern ganz schnell die Zeit und auch die Tatsache, dass der örtliche Sakralbau Ste-Croix-Notre-Dame das zweitgrößte Gotteshaus Frankreichs mit Platz für 5000 Gläubige war und nach einem Großbrand und Wiederaufbau noch heute zu den eindrucksvollsten Kirchenensembles des Landes gehört – gerade fand dort eine Taufe statt, die große Familie samt Freunden steht zufrieden im schattigen Innenhof.

Die edlen Weine des Burgunds

Kulinarischer Genuss steht nun erneut auf der Tagesordnung. Gute Weine gehören zu Burgund wie der Hafen zu Hamburg, und im kleinen Ort Pouilly-sur-Loire ein paar Kilometer hinter La Charité flüchten wir dankbar aus der Nachmittagshitze in die Kühle eines alten Winzeranwesens aus dem 16. Jahrhundert. Hier wird man im Sommer mit moderner Technik anschaulich über Wesen und Werden der leckeren Tropfen der Appellation Pouilly Fumé informiert.

Audiovisuell präsentiert die kleine interaktive Erlebniswelt (www.tourdupouillyfume.fr) die Arbeit im Weinberg und die Mühen der Weinherstellung, im tiefen Gewölbe schnuppern wir verschiedenste Aromen der feinen Kreszenzen, und nach der anschließenden Verkostung wandern natürlich auch ein paar Flaschen in den Vorratsschrank des Wohnmobils, die Preise sind überaus anständig.

Ein Stück weiter nordöstlich, im Département Yonne, liegt ein anderes namhaftes Anbaugebiet: An den Kalksteinhängen rund um den kleinen Ort Chablis wird die Chardonnaytraube für den gehaltvollen, grün-goldenen Weißwein angebaut, das ganze Städtchen steht im Zeichen genussvoller Verkostung - die Spitzenprodukte Chablis Grands Crus zählen zum Besten, was Burgund in diesem Segment zu bieten hat. Wie gut, dass sich im Wohnmobil noch ein Plätzchen für ein paar weitere Flaschen findet.

Das Burgund - ein vielfach gesegneter Landstrich

Neben dem Weingenuss spricht das Burgund auch alle anderen Sinne an: zum Beispiel auf den vielen Wander- und Fahrradwege, so führen Teile der 800 Kilometer langen Rundstrecke „Tour de Bourgogne à vélo“ durch den ruhigen Westen. Den großen, einsamen, zum Zentralmassiv gehörigen Naturpark Morvan etwa und jede Menge prachtvolle Schlösser und Kirchen. Ferner romantische Orte voller Kunstschätze, die alte Handelsstadt Nevers zum Beispiel mit dem mächtigen Palais Ducal (und einem schönen Stell- und Campingplatz direkt an der Loire). Oder das quirlige Auxerre am Fluss Yonne, das von seinen Kirchen und den vielen Fachwerkhäusern geprägt wird. Und Vézelay, dessen stolze Basilika Sainte-Madelaine eine Station für die Pilger auf dem Jakobsweg ist, oder Clamecy als einstiges Zentrum der Flößer und der Holzindustrie.

Das Beste aber sind die kleinen Augenblicke, die Burgund den Reisenden so gerne schenkt. Am Sonntagnachmittag etwa am Flussufer von Cosne-Cours, wo die halbe Einwohnerschaft zu Akkordeonmusik hingebungsvoll tanzt. Auf den Wochenmärkten, die überquellen vor frischen Angeboten aus der Region. Beim Picknick am Straßenrand neben einem schmalen Kanal, auf dem Hausboote entlangtuckern.

Die wichtigste Frage des Tages wird dort ebenfalls erörtert: Wo und vor allem was wird später am Abend gegessen? Das klassische Boeuf Bourguignon (ein Rindergulasch in Rotwein), Weinbergschnecken oder Poulet de Bresse à la Crème (Bresse-Huhn) kämen sehr gut – heute jedenfalls bleibt die Wohnmobil-Küche mal kalt.

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