Wohnmobil-Tour an der Côte d´Azur
Spiel der Gegensätze

Ihr weiches Licht inspirierte einst Künstler wie Picasso oder Matisse, heute verbringen hier Genießer aus aller Welt gern ihren Urlaub – die Côte d’Azur ist seit jeher ein Sehnsuchtsziel. Willkommen zu einer Mobil-Tour durch eine anspruchsvolle Region voller bunter Kontraste.

Küstenstraße „Corniche d’Or“.
Foto: Carolin Thiersch, david hughes/Fotolia (1)

Blaue Stunde in Grimaud, die ockerfarbenen Fassaden der Ortschaft sind in das wundervoll weiche Licht gehüllt, das einst Künstler wie Henri Matisse und Pablo Picasso an die Côte d’Azur lockte. Hier oben in den verwinkelten Gassen wechseln sich Ateliers mit kleinen Restaurants und blumenbewachsenen Wohnhäusern ab. Über allem thront imposant die Burgruine, von der aus der Blick weit über die Bucht von Saint-Tropez geht, Hauptstadt des Savoir-vivre.

Wir sind in Frankreich an der Côte d’Azur, Ziel unserer Reise ist das auf direktem Weg rund 150 Kilometer von Grimaud entfernte Menton an der italienischen Grenze. Aber wer will hier schon ohne Umwege reisen? Schließlich ist die „azurblaue Küste“, die Côte d’Azur, nur eines der vielen reizvollen Elemente der Region. Hier locken klangvolle Orte wie Nizza, Antibes oder Cannes, wo wir unter Palmen flanieren und die vielen luxuriösen Geschäfte zur Schonung der Kreditkarte besser nur von außen betrachten. Aber auch verschlafene Dörfer im Hinterland, Weinberge und Olivenhaine sind reizvolle Rückzugsorte der Region.

Reise-Tipp Côte d’Azur: Ein guter Standort fürs Mobil ist wichtig

Nicht zu den einfachsten Zielen für eine Mobil-Tour zählt diese Küste – das bemerken wir schnell. Abgesehen von Stell- und Campingplätzen oder Aussichtspunkten ist es oft schwer, einen Ort zum Rasten für unser Reisemobil zu finden. Selbst Parkplätze von Supermärkten können häufig nicht angefahren werden, Höhenlimitierungen verwehren immer wieder die Zufahrt. Am einfachsten ist es daher, sich einen strategisch gut gelegenen Stell- oder Campingplatz zu suchen und von dort aus mit dem kostengünstigen Nahverkehr wie Bus oder Zug oder ganz sportlich per Fahrrad die Gegend zu erkunden.

Einer dieser strategischen Orte liegt für uns bei der Hafenstadt Saint-Raphaël. Der Campingplatz ist direkt in die wunderschöne Natur des Esterelmassivs eingebettet, das zum Wandern, Mountainbiken und Reiten verlockt und trotz der Nähe zur magischen Küste eine Auszeit vom dortigen Trubel verschafft.

Tolle Touren entlang der Küste und im Inland

Das Fahren in dieser Region eröffnet immer neue, reizvolle Perspektiven. Wir rollen entlang roter Felsen, Zypressen verströmen einen angenehmen, würzigen Duft. Schroffe Felsen, an die die Wellen des tiefblauen Mittelmeers rauschen, weite Blicke ins Land, idyllische Städtchen und spektakuläre Brücken lassen den Weg hier tatsächlich zum Ziel werden.

Ein bisschen Birnensorbet, ein Hauch Lavendel und Weihrauch, dazu orientalische Rose mit etwas Ingwer: Was klingt wie ein exotischer Stilmix, ist das sensible Spiel mit den Akkorden der Duftorgel – es sind die feinen Nuancen, aus denen wir in der berühmten Parfumstadt Grasse tröpfchenweise unseren ganz persönlichen Duft zaubern. Aufgelegt wird er gleich am nächsten Tag in Gourdon, spektakulär auf einem riesigen Felsen in 758 Meter Höhe gelegen: Hier steigt ein Dorffest mit Musik, herrlicher Aussicht und vielen kleinen Ständen. Wir lassen uns Brot mit Olivenpaste bei einem guten Glas Wein schmecken.

Am folgenden Tag wird es etwas sportlicher. Vom Campingplatz in Villeneuve-Loubet führt ein zweispuriger Fahrradweg ins 16 Kilometer entfernte Nizza. Die Altstadt erkunden wir zu Fuß, und auf dem berühmten Markt am Cours Saleya wird schnell ein Vorrat an Oliven, Obst und frischem Fisch für die Reisemobilküche gekauft. Ein paar Meter weiter fängt eine Künstlerin mit formvollendeten Pinselstrichen perfekt die Stimmung dieses Mittags ein. Eilig hat es hier niemand, Savoir-vivre eben. Von der Terrasse Frédéric Nietzsche des 90 Meter hohen Colline du Château genießen wir die Aussicht „Über den Dächern von Nizza“, wie einst die bezaubernde Grace Kelly.

Die Badeorte der Côte d´Azur

Zum Baden fahren wir nach Villefranche-sur-Mer. Am Strand geht es kunterbunt zu, alle Nationalitäten scheinen vertreten zu sein. Was sicher auch daran liegt, dass wir außerhalb der Sommerferien reisen – im Juli und August ist die Côte d´Azur fest in französischer Hand, und es kann mitunter schwer sein, einen freien Camping- oder Stellplatz zu ergattern.

Das Blau des Meeres und das Rot der Berge, kantige Klippen und weicher Sand, der Trubel der Städte und die Ruhe im Hinterland, mondän und provinziell, Luxus und Bodenständigkeit – genau diese Gegensätze machen eine Mobil-Tour in dieser Region, trotz kleiner Hürden und oft stolzer Preise, zu einem ganz besonderen Sehnsuchtsziel.