Die Aufschrift „Camping“ prangt in großen weißen Lettern auf der Plane am Bauzaun, im Hintergrund wehen rote Fähnchen mit weißen Reisemobilen. Von außen wirkt er zunächst einmal unspektakulär, der City Campingplatz in Kopenhagen. Doch hier kann man sich schnell heimisch fühlen. Dafür sorgt Betreiber Finn Asved. Jedes Jahr im Mai zieht Finn in den kleinen Baucontainer am Eingang, der dann fünf Monate lang sein Zuhause ist. In den Regalen stehen Bilder von seinen Enkeln, ein aufblasbarer Bulli hängt von der Decke über dem ordentlich gemachten Bett. Die Tür steht immer offen.
Heimisch fühlen in Kopenhagen
Herzlich begrüßt Finn ankommende Gäste. Der 69-Jährige war Geschäftsführer einer Ölraffinerie, bevor er 2002 den City Campingplatz eröffnete. 40 Jahre lang fuhr er selbst mit einem Camper um die Welt. Neuen Gästen händigt er zunächst einmal eine kleine Karte mit Kopenhagens wichtigsten Sehenswürdigkeiten aus.
Wer sich einen Blick über die Stadt verschaffen will, den schickt er auf das Dach des benachbarten Einkaufszentrums Fisketorvet. Den Weg zur alternativen Wohnsiedlung „Freistadt Christiania“ entlang des Wassers empfiehlt er Menschen, die gut zu Fuß sind. Wer nicht so gern laufen mag, den schickt er zum Dock, an dem der Wasserbus alle paar Minuten anlegt.
Finn Asved kann immer weiterhelfen, schließlich ist er in Kopenhagen aufgewachsen. Er plaudert mit seinen Gästen und repariert nebenbei den Platten an einem der vier Leihfahrräder. Für eine Reise entlang des Öresunds ist das bunte Kopenhagen der perfekte Ausgangspunkt.
Der Öresund zwischen Dänemark und Schweden
Der Öresund ist eine Meerenge, die Dänemark und Schweden trennt, und an seinen Ufern liegt eine der wichtigsten Wirtschaftsregionen im Ostseeraum. Vom dänischen Kopenhagen aus spannt sich eine 16 Kilometer lange Tunnel-Brücken-Kombination hinüber nach Malmö in Schweden, die schnellste Verbindung zwischen den beiden Ländern.
Wir fahren zunächst auf dänischer Seite entlang des Sunds nach Norden in Richtung Helsingør, von wo die Fähre nach Schweden ablegt. Gleich hinter Kopenhagen beginnt eine propere Bilderbuchlandschaft voll mondäner Vorstadtidylle und prunkvoller Schlösser. Die Region ist vom Wohlstand geprägt, Landsitze, Villen und Herrschaftshäuser reihen sich aneinander – sicherlich der Grund, warum man sie den Whiskeygürtel von Kopenhagen nennt.
Von der Metropole über Strandbädern zu malerischen Hafenstädten
Charlottenlund und Bellevue heißen zwei Strandbäder, in denen sich auf dem Weg nach Helsingør ein relaxter Tag mit Blick auf das Treiben im und auf dem Sund verbringen lässt. In der Ferne schieben sich dicke Containerschiffe durchs Wasser, in Ufernähe paddeln die Kajakfahrer. Einige Kilometer weiter Richtung Norden beginnt Jægersborg Dyrehave, ein etwa elf Quadratkilometer großer Park, Heimat von rund 2000 Hirschen – hier kann man Golf spielen, mit der Pferdekutsche fahren oder am parkeigenen Schloss „Eremitageslottet“ picknicken.
Im südlichen Teil des Geländes befindet sich außerdem Bakken, der wahrscheinlich älteste Vergnügungspark der Welt: Seine Geschichte geht auf das Jahr 1583 zurück. Nur wenige Kilometer entfernt liegt Hørsholm mit dem malerischen Hafen Rungsted, wo auch Finn die restliche Zeit des Jahres lebt – der schönste Ort am Öresund, sagt der City-Camp-Chef.
Mit der Fähre nach Schweden
Bevor man in Helsingør auf der Fähre nach Schweden eincheckt, lohnt eine Besichtigung des Hafens der kleinen Stadt samt dem Schifffahrtsmuseum. Im Hafen thront Han, der Prinz von Helsingør – er besteht aus 800 Kilogramm poliertem Edelstahl und ist sozusagen das Pendant zur kleinen Meerjungfrau Kopenhagens. Noch etwas anderes Legendäres kann man im Hafen besuchen: Schloss Kronborg, Schauplatz des berühmten Theaterstücks Hamlet von William Shakespeare.
Die Überfahrt nach Helsingborg dauert ungefähr eine halbe Stunde. Auf der schwedischen Seite des Sunds wirkt dann alles etwas bodenständiger und weniger mondän. In Landskrona sollte man nicht versäumen, die Zitadelle, eine Festungsanlage aus dem 16. Jahrhundert, zu besuchen – Dänenkönig Christian III. wollte von hier seine Herrschaft über den Öresund festigen. Ab Landskrona fahren täglich Fähren auf die Insel Ven, eines der drei bewohnten Eilande des Sunds. Und auch ein Abstecher in die Studentenstadt Lund lohnt sich.
Die Schweden-Metropole Malmö
Malmö ist nun nicht mehr weit. In der schwedischen Metropole leben mehr als 170 Nationalitäten zusammen. Ihr wohl berühmtestes Gebäude: der Turning Torso, ein 190 Meter hoher Bau des Stararchitekten Santiago Calatrava. Für spektakuläre Ausblicke auf die Öresundbrücke nächtigt man am besten auf dem First City Campingplatz am Stadtrand Malmös. Hier ist es nicht ganz so familiär wie bei Finn in Kopenhagen – aber dank des Ausblicks beinahe ebenso schön.