Wohnmobil-Abenteuertour in Amerika
Abenteuer abseits der Panamericana

Über Stock und Stein quer durch Amerika: Das abenteuerlustige Ehepaar Vierkotten erfüllte sich mit einem selbst geplanten Expeditionsmobil den Traum von der Panamericana. Sie reisen drei Jahre umher.

Ratgeber: Mobile Menschen, Petra und Klaus Vierkotten, Kakteen
Foto: Petra und Klaus Vierkotten

Stellen Sie sich eine Straße vor, die über 25.000 Kilometer durch einen kompletten Kontinent führt und dabei menschenleere Wüsten, wilde Dschungel und die höchsten Berge der Anden kreuzt. Und jetzt stellen Sie sich vor, dass Sie nicht nur auf dieser Straße fahren, sondern auch links und rechts davon, querfeldein, gerade so, wie Ihnen der Sinn steht.

Klingt abenteuerlich? Ist es auch – genauso sah drei Jahre lang der Reisealltag von Petra und Klaus Vierkotten aus. Mit einem kompakten Expeditionsmobil waren die Eheleute aus Leverkusen 2010 aufgebrochen, um Nord- und Südamerika zu erforschen. Quasi als roten Faden für ihre Reise wählten sie die berühmte Panamericana, die Alaska mit Feuerland verbindet. Gut 25.000 Kilometer misst sie – doch weil die wirklich interessanten Orte meistens abseits der Hauptroute liegen, machten die Vierkottens den ein oder anderen Umweg.

Selbstgeplantes Expeditionsmobil auf Toyota HZJ

Knapp 100.000 Kilometer kamen so im Laufe von drei Jahren zusammen. Treuer und zuverlässiger Begleiter war ihr „Expedi“ getauftes Expeditionsmobil, das Klaus in akribischer Detailarbeit geplant hat. Zuerst nur mit Stift und Papier, später dann dreidimensional und zu guter Letzt sogar als Sperrholzmodell im Maßstab 1:10. Als Basis dient der robuste Toyota HZJ 79, das sagenumwobene „Buschtaxi“, das frei von Elektronik und mit Allradantrieb ausgestattet ist. Eine aufgesetzte Wohnkabine mit Aufstelldach sorgt für den Wohnraum. Den Ausbau übernahm übrigens die Firma Alpha-Cab aus dem oberschwäbischen Herbertingen.

Nach der mehrjährigen Planungsphase, in der das Ehepaar auch die notwendigen finanziellen Mittel ansparte, ist es im Juni 2010 endlich so weit: Die Reise beginnt. Zu diesem Zeitpunkt haben beide ihre Jobs gekündigt und ihre Wohnung aufgelöst. Wie lange die Tour dauern soll, steht in den Sternen.

Wohin? Wie lange? Das meiste geschah spontan

Ein halbes Jahr durchstreifen sie die USA, in Südamerika verbringen sie zwölf Monate, und Mittelamerika zieht sie sogar eineinhalb Jahre in seinen Bann. Von staubtrockenen Wüsten bis zu den atemberaubenden Pässen der Anden führt sie der Weg, der oft genug nicht über Straßen, sondern querfeldein führt. Die Beanspruchung für das Fahrzeug ist enorm, doch die sorgfältige Planung macht sich bezahlt: Von schlimmen Fahrzeugschäden bleiben die Weltenbummler verschont. Nur der Kühlschrank und die Entlüftung der Toilette geben den Geist auf – können aber dank kulanter Hersteller, die Ersatzteile sogar bis nach Mexiko schicken, vor Ort repariert werden.

Der erste Härtetest erwartet die Vierkottens in der Wüste: Eine simple Reifenpanne. „Das war unser erster Reifenwechsel überhaupt – und ich selbst ein Greenhorn auf diesem Gebiet“, schmunzelt Klaus. „Aber unterwegs sind wir vielen Leuten begegnet, von denen wir lernen konnten. Sie waren für uns das Salz in der Suppe.“

Eine Begebenheit blieb besonders in Erinnerung: Im Hochland von Chiapas in Mexiko versperrt ihnen ein umgestürzter Baum den Weg, so dass sie in einem Dorf über Nacht Unterschlupf suchen müssen. „Die bitterarmen Einwohner haben uns mit einer unglaublichen Herzlichkeit empfangen – und uns am nächsten Morgen noch mit Kartoffeln und Kürbissen beschenkt. Wir waren regelrecht beschämt“, erinnert sich Klaus.

Lieblingsland: Mexiko

Die Freundlichkeit und Offenheit der Bevölkerung begleitet sie in allen 17 bereisten Ländern. Ihr ganz persönlicher Favorit ist aber mit Abstand Mexiko. Die kulturelle und landschaftliche Vielfalt bezaubert die Reisenden so sehr, dass aus geplanten drei Monaten Aufenthalt zwölf werden. „Ein Highlight in Mexiko war der karibische Strand. Der Sand war dort so weiß, das man eine Sonnenbrille brauchte.“ Drei Jahre waren die Vierkottens unterwegs, inzwischen sind sie wieder in Deutschland angekommen. Doch das Reisefieber ist geblieben, der Toyota noch fit. „Als Nächstes wollen wir den Nahen und Fernen Osten erkunden: Russland, Baikalsee, die Seidenstraße – es gibt noch so viel zu entdecken.“

Buchtipp: Panamericana südwärts – eine Abenteuertour durch Lateinamerika

Die Erfahrungen, die das Ehepaar Vierkotten auf seiner dreijährigen Reise gesammelt hat, hat Klaus Vierkotten zu einem spannenden Reisebericht verarbeitet. Authentisch, lebendig und informativ glänzt das 345 Seiten starke Buch mit vielen Anekdoten. Fernweh garantiert! Erschienen im Reise Know-How-Verlag, 19,50 Euro. Noch mehr Infos finden sich auf www.abenteuertour.de