Mit dem Wohnmobil nach Zentralasien
Abenteuer Kasachstan

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Eine ungewöhnliche Reise führte die Psychologin Nicole Lämmermann und den Kameramann Christoph Ruthrof nach Zentralasien. Einblicke in eine fremde Welt.

Mobile Menschen: Nicole Lämmermann und Christoph Ruthrof
Foto: Christoph Ruthrof

Rund 25.000 Kilometer. So viel fahren Wohnmobilisten im Durchschnitt in zwei bis drei Jahren. Nicole Lämmermann und Christoph Ruthrof brauchten dafür gerade mal fünf Monate. Allein gut 1000 Kilometer der Strecke waren einem Umweg geschuldet, der fast die gesamte Reiseplanung durcheinanderbrachte und für eine Art Neustart sorgte. Aber der Reihe nach.

Im April 2013 verabschieden sich beide für fünf Monate aus Deutschland und machen sich auf den Weg Richtung Osten. Sie wollen Zentralasien erkunden, dabei Land und Leute kennenlernen und erfahren, wie Menschen dort Glück und ein sinnhaftes Leben definieren. Dabei reizen sie vor allem die ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan und Kirgistan. Solche touristisch kaum erschlossene Länder zu bereisen, ist Abenteuer und Herausforderung zugleich. Obwohl beide reiseerfahren sind und auch schon in verschiedenen Ecken der Welt gelebt und gearbeitet haben, soll es nun die erste Tour im Wohnmobil werden. Zum Üben diente lediglich ein Skandinavien-Urlaub im alten VW-Bus der Eltern.

Kasachstan: Ein Jahr lang planen

Mit den Vorbereitungen begannen Lämmermann und Ruthrof ein Jahr vorher. Nach der grundlegenden Planung zu Ziel und Dauer der Reise, suchten sie zunächst Sponsoren, die das Vorhaben der beiden unterstützten. Bei Dethleffs stieß der Abenteuercharakter der Reise auf Interesse, und mit dem Globebus T stand ihnen ab diesem Zeitpunkt ein kompaktes und wendiges Fahrzeug zur Verfügung.

Danach wälzten sie Reiseführer und Atlanten in der Nürnberger Stadtbibliothek, legten Routen fest und beantragten die entsprechenden Visa. Einige jedoch umsonst, denn die schlechten und teils gar nicht real existierenden Straßen zwingen sie mehrmals zum Umkehren. Auf der Strecke nach Usbekistan summiert sich der Umweg auf gut 1000 Kilometer. Das wirft den Zeitplan völlig durcheinander, so dass die Visa beim Eintreffen an der Grenze bereits abgelaufen sind. Alle Planung ist damit perdu, ab diesem Punkt lassen sich die beiden einfach von den Erlebnissen treiben.

Dass es kaum noch Campingplätze gibt, stört sie ebenso wenig. Dank Solarpanelen auf dem Wohnmobildach sind Lämmermann und Ruthrof autark. Die Nächte verbringen sie meist auf bewachten Parkplätzen oder campen wild. Viele Wochen leben sie so mitten in der Natur. Wasser beschaffen sie aus Brunnen oder klaren Bergflüssen. Das sind oft Gelegenheiten, mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu kommen. Sie sind überwältigt von deren Gastfreundschaft.

Einladungen in die Jurte, hilfreiche Polizei

Offen und herzlich werden sie in eine Jurte zu Tee und vergorener Stutenmilch eingeladen oder bekommen ein Privatkonzert auf regionalen Musikinstrumenten. Sogar ein negatives Erlebnis wendet sich zum Guten. Nach einem Einbruch in das Reisemobil kann die russische Polizei den Täter festnehmen und das Diebesgut zurückgeben. Eine Einladung zum Essen mit den Wolgograder Polizeibeamten gab es mit dazu.

Für Lämmermann bedeutete die Fahrt noch eine kleine Auszeit, nachdem sie in Psychologie promovierte. Ihr Chef genehmigte ihr dafür das halbe Jahr Aufschub bis zum Wiedereinstieg. Auch Ruthrof setzte seinen Job als Mediendesigner und Kameramann beim Bayerischen Rundfunk so lange aus.

Von Anfang an dachte er auch daran, die Eindrücke und Erlebnisse der Abenteuerreise in Film – und Fotoaufnahmen festzuhalten, um sie mit anderen Menschen zu teilen. Gemeinsam produzierte das Paar während der Reise mehrere Kurzdokumentationen für den Bayerischen Rundfunk. Nebenbei befüllten sie eifrig einen Facebook-Blog für Freunde und Interessierte. Eine Fotoausstellung ist ebenfalls geplant. Eine Fortsetzung ist keineswegs ausgeschlossen, denn neben dem Fernweh hat sie nun auch noch das Wohnmobilfieber gepackt.