Wohnmobil-Weltreise quer durch Russland
Bis ans Ende der Welt in Sibirien

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Abenteuer Asien: Jessica und Jens Brinkbäumer fuhren in zehn Wochen 25.000 Kilometer, um einmal an den Ufern des Baikalsees in Sibirien zu stehen.

Mobile Menschen: Jessica und Jens Brinkbäumer
Foto: Brinkbäumer

Mitten in der Weite der mongolischen Steppe: Die Nacht bricht herein, von Zivilisation ist weit und breit nichts zu sehen. Nirgends ein Baum, an dem der Blick Halt finden könnte. Nur ein Fluss – genau dort, wo eigentlich die Straße weiterführen sollte. Wobei man hier eigentlich nicht von Straßen sprechen kann, im besten Fall sind es Pisten, meistens in keiner Karte verzeichnet. Im Dunkeln ein unbekanntes Gewässer durchfahren? Besser nicht. Am nächsten Morgen schälen sich ein paar Jurten aus der Dunkelheit, die Bewohner wissen Rat. Offensichtlich führt der Weg tatsächlich durch den Fluss. Mit Hilfe der Einheimischen findet sich schließlich eine sichere Passage ans andere Ufer.


An diesem Punkt der Reise haben Jessica (34) und Jens (40) Brinkbäumer bereits einiges erlebt. Angefangen hat alles mit der Idee, ihr liebstes Reiseland Russland von Westen nach Osten zu durchfahren, bis zum Baikalsee in Sibirien. Zuerst muss ein geeignetes Fahrzeug her, darüber sind sie sich einig. Auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf werden sie fündig, der CS Independent auf Mercedes Sprinter hat es ihnen angetan. Wichtig ist vor allem der Allradantrieb des Fahrzeugs; und auch das dichte Service-Netz spricht für den Mercedes Sprinter.

Knackige 6500 Kilometer liegen zwischen Münster und dem Baikalsee – Luftlinie, wohlgemerkt. Zehn Wochen Urlaub bekamen die Brinkbäumers dafür von ihren Arbeitgebern. Mit der Fähre soll es bis Helsinki gehen, von dort über Sankt Petersburg nach Moskau und dann weiter Richtung Osten.

Aufregend wird es schon vor der Abreise: Die bei einer Agentur in Auftrag gegebenen Visa lassen auf sich warten und kommen erst einen Tag vor der Abreise an. Um auch technisch auf der sicheren Seite zu sein, kontrolliert ein Mitarbeiter des Reisemobilausbauers noch einmal alle Systeme.

Der Startschuss fällt am 27. April 2012. Nach einer entspannten Fährpassage über die Ostsee von Travemünde ins finnische Helsinki ist die Einreise nach Russland nur mehr eine Formsache. Durch ausgedehnte Birken- und Nadelwälder führt der Weg bei angenehmen Temperaturen nach Osten, immer weiter hinein ins Herz des Riesenreichs. Um unterwegs Reiseberichte auf der Internetseite baikalsprinter.de online stellen zu können, besorgen sich Jens und Jessica russische Sim-Karten samt Internetflatrate – auch ein Abenteuer verträgt etwas moderne Technik.

Mit der Verständigung klappt es derweil ganz gut, Jessica hatte Russisch bereits in der Schule und belegt inzwischen Volkshochschulkurse – mit der Smartphone-Übersetzungshilfe gelingt es ihnen sogar, vor Ort eine Haftpflichtversicherung für ihr Fahrzeug für Asien abzuschließen. Nur einmal geht trotz Allrad nichts mehr: Auf einem Stellplatz bleiben sie im Schlamm stecken – ein hilfsbereiter Einheimischer zieht sie mit seinem SUV wieder raus.

Den Baikalsee erreichen die Brinkbäumers bereits zwei Wochen nach dem Aufbruch in Münster. Mit 25 Millionen Jahren ist er der älteste See der Welt – und er ist geradezu bodenlos: 1,6 Kilometer Tiefe kann er vorweisen. Doch nicht nur das: Neben ihm wirkt der Bodensee wie eine Pfütze, denn der Baikalsee bedeckt eine Fläche, die fast so groß wie Baden-Württemberg ist. Jetzt im Mai ist er noch teilweise zugefroren, schließlich ist das hier Sibirien. Wärmer als fünf Grad wird es um diese Zeit kaum. Eisschollen treiben gemächlich dahin, die frostigen Temperaturen hindern zumindest Familienhund Ceddy nicht an einem erfrischenden Bad. Einige Tage bleiben Jens und Jessica hier, besichtigen unter anderem die Insel Olchon mit dem berühmten Schamanenfelsen. Doch die Ferne ruft, und so geht die Reise weiter Richtung Mongolei, deren Grenze sie bei Kjachta überqueren. Die weiten Steppen dehnen sich bis zum Horizont. Ulan Bator, die Hauptstadt der Mongolei, ist das krasse Gegenteil: Von einsamer Steppe ist in den verkehrsverstopften Straßen nichts mehr zu spüren.

Die weiteren Etappen durch die Mongolei gestalten sich schwierig. Staub dringt in jede Ritze, die aufgewirbelten Wolken sieht man meilenweit. Das Navi verweigert unterdessen den Dienst, außerdem sucht man richtige Straßen hier vergebens. Bleibt nur noch, nach GPS-Daten zu fahren.

Von diesem Zeitpunkt an werden die Reisenden noch sechs Wochen lang unterwegs sein und dabei das Schwarze Meer und Länder wie Moldawien und Griechenland sehen. Aber eins ist jetzt schon klar: Ihr Herz haben die Brinkbäumers an Russland verloren.