Die Weltenbummler
Wohnmobil auf Weltreise

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Den Lebenstraum einer Wohnmobil- Weltreise hat sich das Ehepaar Freddy und Rita Reck ausgiebig erfüllt: Fast acht Jahre lang tourte es mit einem ausgebauten MAN-10-Tonner rund um den Globus.

Mobile Menschen: Rita und Freddy Reck
Foto: Freddy Reck

Schlamm. Sehr viel Schlamm. Mehr ist von der 80 Kilometer langen Straße durch den Urwald Kameruns nicht übrig. Doch genau hier müssen Freddy Reck und seine Frau Rita durch, eine Umkehr ist nicht mehr möglich. Die Räder des ausgebauten MAN-10-Tonners versinken aufheulend in der matschigen Masse, Dreck spritzt in Fontänen unter den Reifen hervor. Keine Chance, der Wagen sitzt fest.

Mit Schaufeln und Spaten graben sie einen Weg für ihr fahrendes Heim. „Ohne die Hilfe der Einheimischen wären wir aufgeschmissen gewesen, aber auch so war es eine ziemliche Tortur.“ Die hilfsbereiten Dorfbewohner werden mit Kartoffelchips entlohnt, „für Euros gibt es hier keine Verwendung“. Eine ganze Woche benötigt das Ehepaar, um den Schlammassel hinter sich zu lassen – Freddy nimmt dabei zwölf Kilo ab.

Mit dem Wohnmobil auf Weltreise – da gibt es viel zu erzählen

Auch wenn solche Erlebnisse nicht zu den schöneren zählen: Die Freude an der Weltreise trübt es nicht. Sieben Jahre und acht Monate waren die Ludwigsburger unterwegs, „geplant waren ursprünglich nur fünf bis sechs“. Durch 56 Länder führte die Reise. Los ging es im Jahr 2004, da waren Freddy und Rita Reck 56 und 54 Jahre alt und hatten Haus und Hof verkauft, um ihren Traum von der Weltreise zu finanzieren.

Basisfahrzeug für die Weltreise: ein geländetauglicher MAN mit Allradantrieb

Schon in den 80ern hatten der Filmproduzent Reck und seine Frau ausgiebige Touren durch Europa, Nordafrika und bis in die Sahara unternommen. Ihr allererstes Fahrzeug war ein VW Joker, später folgte ein VW-LT-Ausbau von Sülzer, doch für die ganz große Weltreise- Tour durfte es schon etwas Größeres sein. Die Wahl fiel schließlich auf einen geländetauglichen Lkw von MAN mit hoher Zuladung, einem 700-Liter-Kraftstofftank und 220 PS. Den Ausbau übernahm der Individualausbauer Woelcke aus Heimsheim. Ebenfalls an Bord: ein Quad, um im unwegsamen Gelände die sperrige Filmausrüstung transportieren zu können.

Denn die musste selbstverständlich mit, über 800 Stunden Filmmaterial kam in den knapp acht Jahren der Weltreise zusammen. Ein Best-Off zeigen die Recks bei Filmvorträgen, die Termine werden auf ihrer Homepage veröffentlicht.

Heiße Wickel für den Motor legten die Recks in den Anden an. Bei minus 22 Grad in der Nacht wurde der Diesel sulzig, nichts ging mehr. Erst nachdem sie den Motor mit heißen Tüchern umwickelt hatten, sprang er wieder an. „Man muss improvisieren können.“  Da muss dann auch mal wie in Kamerun die Angelschnur herhalten, um einen geplatzten Hochdruckschlauch zu reparieren.

240.000 Kilometer legten die Recks auf Ihrer Weltreise zurück, 24 Reifen und 60.000 Liter Sprit blieben dabei auf der Strecke. Bei Reisebeginn kostete der Liter Diesel noch 81 Cent, inzwischen sind es schon über 1,45 Euro. Im Iran mussten sie übrigens nur neun Cent bezahlen.

Einen besonders schönen Moment erlebten die Recks auf ihrer Weltreise in Mosambik, wo sie sämtliche Essensvorräte und T-Shirts an Einheimische verschenkten. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so glückliche Gesichter gesehen“, erinnert sich Freddy. Doch auch Unwägbarkeiten tauchen auf: In Buenos Aires wird Freddy niedergeschlagen und beinahe tot geprügelt.

Doch die Frage nach dem Sinn stellte sich den Recks nie, reisen und die Welt sehen – das wog für sie alles andere auf. Und schließlich war da ja auch noch ihr Hund Simba, ein Rhodesian Ridgeback, der des Nachts öfter zwielichtige Gestalten verbellte. Der Tod des heiß geliebten Tiers gegen Ende der Reise in Asien war für die Recks wohl der härteste Schicksalsschlag in den acht Jahren.
Inzwischen haben sie sich im heimischen Ludwigsburg wieder eingerichtet und eine Wohnung gekauft. Einiges hat sich in den letzten Jahren verändert, Facebook, Smartphones und Co. gab es vor acht Jahren noch nicht. Bis sie auch mental wieder in Deutschland angekommen sind, dauert es freilich seine Zeit, doch nach ihren Filmvorträgen steht schon die nächste Reise fest: Es geht nach Südamerika und dann weiter nach Afrika. „Ein oder zwei Jahre werden wir schon unterwegs sein“, sagt Freddy und grinst.

Mehr Infos und Bilder unter www.reckfilm.de