Marcus und Viola Bauermann. Frank Eppler, Tesgro Tessieri/Fotolia
Ehefrau Viola und die beiden Hunde sind immer mit an Bord des Rockwood.
Stolz zeigt Marcus Bauermann Hersteller Jürgen Landsberg, sein Schlafzimmer.
Keine Abgase koennen in den Wohnraum ziehen.
Die grosse Garage. 14 Bilder

Metzger Marcus Bauermann lebt im Landsberg Luxusmobil

Marcus Bauermann lebt im Landsberg Luxusmobil Der Metzger im Wohnmobil

Wer sind die Menschen, die sich ein Luxusmobil leisten? Wir waren zu Gast bei Marcus Bauermann, dem Besitzer der Rügener Landschlachterei. Er gewährte promobil Einblicke in Fahrzeug und Leben.

„Einige denken sicher, dass ich ein Arschloch bin“, sagt Bauermann. „Und ganz ehrlich: Manchmal, da will ich auch eines sein.“ Diese Meinung teilen wir nicht, denn der Metzgermeister und Unternehmer empfängt uns überaus herzlich in seinem großen Reisemobil – und serviert einen wirklich guten Espresso aus einer original italienischen Espressomaschine.

Sicherlich könnte man, ob aus Neid oder Unverständnis, Vorurteile gegenüber jemandem hegen, der sich ein Luxusgut leistet wie den elf Meter langen Rockwood im Wert von rund 450.000 Euro. So ist eine unserer brennendsten Fragen, wieso es unbedingt so ein luxuriöses Fahrzeug sein muss. „Ich bin viel unterwegs und nur wenige Tage und Wochen des Jahres auf Rügen.“ Zwar befindet sich seine Metzgerei dort. Das Unternehmen leitet er jedoch von unterwegs: per Internet und seinem ständig klingelnden Telefon. Der Geschäftsführer auf Rügen übernimmt das Tagesgeschäft.

„Ich mache nur, was mir schmeckt“

Nach dem Aufbau seines Betriebs konzentriert sich Bauermann nun auf die Kommunikation der Marke und den Verkauf. Neben dem Online-Vertrieb reist er zusammen mit seiner Frau von Slow-Food-Events über saisonale Märkte bis hin zu Gourmet-Veranstaltungen, um seine Wurstwaren zu verkaufen. „Eines Tages haben wir mal wieder in ein ganz furchtbares Hotel eingecheckt – und als ich aus dem Fenster meines Hotelzimmers sah, stand da ein Caravan-Händler.“

Kurz darauf besaß er einen Caravan. Ein Jahr später wechselte er zum Reisemobil, einen Niesmann+Bischoff Flair 8.000. Auf den folgte ein Concorde Charisma, den er acht Jahre lang fuhr. Seit einigen Monaten ist der Rockwood von Individualausbauer TSL Landsberg sein mobiles Zuhause. „Der Charisma war schon alles andere als ein Stangenfahrzeug, aber wenn ich den jetzt betrete, denk ich, ich steh im Zelt – der Rockwood ist einmalig.“

Was macht den Landsberg Rockwood so besonders?

TSL-Chef Jürgen Landsberg hat den Rockwood nach Bauermanns Wünschen ausgebaut: mit einem Slide-Out im Wohnbereich, Möbeln aus amerikanischem Massivholz und einem Generator, der 230 Volt Strom erzeugt und 100-prozentige Autarkie verspricht.

Eines der markantesten Merkmale des Luxusliners ist die geräumige Garage im Heck. Dort passt ganz geschmeidig der 4x4 Fiat Panda von Bauermann hinein. Landsberg hat häufig mit Menschen zu tun, die den Großteil ihrer Zeit im Reisemobil leben: „Früher waren es Sonnenfahrer, heutzutage gibt es immer mehr Aussteiger.“ Als solcher empfindet sich Marcus Bauermann jedoch nicht: „Im Gegenteil, ich bin Einsteiger: Ich stehe mit beiden Beinen voll im Leben und der Arbeit – aber auf eine andere Art. Und die ahmen viele nach.“

Bauermanns persönlicher Augenstern im Rockwood ist das Scania-Fahrerhaus: „Das Cockpit ist doch einfach geil!“ Natürlich besteht er darauf, uns das Fahrgefühl im Rockwood live zu vermitteln und nimmt das promobil-Team mit auf eine Spritztour durch die Umgebung.

Angst vor großen Fahrzeugen kennt Marcus Bauermann nicht

„Je größer das Gefährt, desto cooler musst du sein.“ Lässig cruist er mit uns durch das Ahrtal und auf die Autobahn, wo der Rockwood mit seinen 420 PS noch bei 100 km/h klapperfrei schnurrt, nein, summt. Ein zufriedenes Grinsen macht sich auf Bauermanns Gesicht breit. Und das liegt nicht nur an der Massagefunktion im Fahrersitz.

„Wissen Sie, ich schütte einen Wein in meine Salami, den kaufen sich die meisten Leute nicht einmal zum Trinken, weil er so teuer ist“, sagt Bauermann. Vom Motto „Geiz ist geil“ hält er nichts. „Da schätzt man die Dinge nicht, da ist doch am nächsten Tag schon alles nichts mehr wert.“ Dann erzählt er, dass er eigentlich Klempner hätte werden sollen, wie sein Vater: „Damals in der DDR, da hat mein Vater Kupferrohre verbaut – die halten für die Ewigkeit. Er schätzte die einfachen Dinge. Und wenn er mal ein Stück Schweinefleisch aß, dann nur das beste.“

Qualität steht bei dem Metzgermeister an erster Stelle

Der Espresso, den er kredenzt, zeugt davon. Die teure Uhr, die er trägt, erinnert ihn an seine Heimat Sachsen. Seine Schweine auf Rügen leben länger und fressen gesünder als die Tiere in Massenhaltung. „Und wenn mich jemand am Telefon fragt, ob da Zusatzstoffe drin sind in meiner Wurst, dann leg ich einfach auf. Der hat mich nicht verstanden.“

Man muss ihm nicht in allen Punkten recht geben. Doch seine Kompromisslosigkeit verdient Respekt. Just klingelt wieder sein Telefon. Der Klingelton ist ein Badesalz-Sketch: „Kannste mich mal in Ruhe lassen. Ich ess’ kein Fleisch.“

Appetit auf mehr? Buch-Tipp: „Lust auf Wurst“

In seinem Buch teilt Marcus Bauermann seine Rezepte für und mit Wurst. Er gibt praktische Tipps, wann die Wurst beleidigt ist, bespielsweise bei der Begegnung mit dem falschem Messer oder dem falschen Senf – und klärt auf über ihre sehr spezielle Erotik. Ganz nebenbei verrät er Geschichten aus seinem Leben und von seiner Leidenschaft für gute Nahrungsmittel. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann sich auf www.ruegenfleisch.de eine Wurst-Kostprobe bestellen.

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