Nach der VW-Bus-Reise nach Indien und Nepal hat uns das Fernweh erst richtig gepackt. Wir wollten noch viel mehr solche Abenteuer erleben. Der Traum war eine Reise mit offenem Ende, und dafür haben wir hart gearbeitet. So konnten wir 2010 wieder aufbrechen: Mit Zelt, Fahrrädern und zwei Hunden von München bis Kambodscha. Das hätten wir sicher nie gewagt, wenn wir nicht die vielen guten Erfahrungen von 2007 gehabt hätten. Das Vertrauen in die Welt und in die eigenen Möglichkeiten wächst mit jedem Kilometer.

Wir sind durch atemberaubende Gebirge, Schluchten, Wüsten und Küstenlandschaften gefahren und hatten sehr interessante Begegnungen mit den Kulturen. Oft haben wir über die Gastfreundschaft der Einheimischen gestaunt. Schnell merkten wir, welchen Reiz es hat, auf dem Landweg unterwegs zu sein und die fließenden Übergänge von Menschen und Umgebung hautnah zu erleben. Der Campingbus bescherte uns beiden ein wohliges Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit. Und wir spürten, dass wir an den Erfahrungen und Herausforderungen des Trips wachsen würden – jeder einzelne von uns und auch wir beide als Paar. All das wurde für uns zum Sinnbild fürs Reisen – und es ist nach wie vor das, was es lohnend macht, die Strapazen einer langen Reise auf sich zu nehmen.
Zuerst konnten wir nur ahnen, um wie vieles härter die Radreise sein würde. Erst unterwegs merkten wir, wie heftig es wirklich ist, keine schützende Hülle eines Campingbusses mehr zu haben und jeden Meter aus eigener Kraft zurücklegen zu müssen. Dabei bringt es aber auch viele Momente großer Euphorie mit sich, wenn wir einen steilen Anstieg geschafft oder wieder ein ganzes Land per Fahrrad durchquert hatten. Wir haben nur sehr wenig Geld gebraucht und kamen mit den Einheimischen noch viel mehr in Berührung, wenn wir in den Sätteln saßen. Nicht zuletzt kann man Fahrräder und Campingausrüstung besser in ein Schiff oder Flugzeug packen, und an den Grenzen werden keine besonderen Papiere benötigt wie bei einem motorisierten Fahrzeug. Das alles aber natürlich unter immensen Einbußen beim Komfort.

Zunächst haben wir auch gestaunt: Es geht tatsächlich! Wir haben es geschafft und hatten alles dabei, was wir für uns und die beiden Hunde brauchten – Zelt, Kocher, Schlafmatten, Decken, Bekleidung für drei Jahreszeiten, Ersatzteile, Vorräte, Hundefutter, Wasser, ... Entsprechend schwer waren unsere Fahrräder: Über 40 Kilo Gepäck pro Rad. Dazu noch die beiden Hunde und ihre Anhänger. Ständig haben wir versucht, auszusortieren, was wir nicht brauchen – aber wie viel hilft es schon, ein Kilo Kleinteile loszuwerden, wenn man danach einen Zehn-Kilo-Sack Hundefutter auflädt. Aber nichtsdestotrotz: Die Räder rollen und rollen und rollen! Und irgendwie schaffen wir auch den nächsten Berg.
Klar, so einige. In Vientiane, der Hauptstadt von Laos, wollten wir am Ufer des Mekong übernachten, als gegen zwei Uhr morgens plötzlich drei bewaffnete Soldaten daherkamen und uns anschnauzten, dass wir ihnen Geld geben sollen. Zum Glück sind da gleich unsere Hunde in Aktion getreten. Bei der VW-Bus-Reise ist in Nepal einmal eine ganze Uferflanke weggespült worden, auf der wir gecampt hatten. In Almaty, Kasachstan mussten wir bei zwölf Grad minus im Stadtpark im Zelt schlafen, und dann bekam ich auch noch eine schwere Grippe. Letztendlich ist aber alles immer viel glimpflicher verlaufen als zunächst befürchtet, und sehr oft haben wir Hilfe von der Bevölkerung bekommen.
Wir haben viele Länder Europas bei unseren Fernreisen durchquert – und haben dort genauso spannende Abenteuer erlebt, interessante Leute getroffen und faszinierende Landschaften entdeckt. Aus dem Bauchgefühl heraus üben aber die exotischen Ziele mehr Anziehungskraft auf uns aus. Nur deswegen sind wir überhaupt aufgebrochen – und nur deswegen konnten wir quasi nebenbei Europa erkunden. Eigentlich haben wir aber noch kein Land erlebt, das nicht eine Reise wert wäre.

Hunde sind Kulturfolger des Menschen und sehr anpassungsfähig. Unseren beiden Hunden war es ziemlich egal, wohin die Reise geht, solange wir dabei waren und ihre Bedürfnisse erfüllt haben. Es war sehr schön, dieses Abenteuer mit unseren vierbeinigen Freunden zu teilen. Nicht zuletzt hatten wir immer unsere Beschützer dabei.
Mittlerweile sind wir Eltern geworden und haben das Glück, dass wir schon oft genug verreist sind, um gelernt zu haben, dass das auch mit Kindern gut funktioniert. Unsere Fahrradreise ist nicht vorbei, sie wird lediglich immer wieder mal unterbrochen. Im März geht es weiter: mit Fahrrädern, Kinderanhänger, Zelt & Co. nach Thailand, Malaysia, Indonesien und vielleicht Japan.
Nach langen Monaten und Jahren in der Fremde ist es immer wieder herrlich, zurück in die Heimat zu kommen – für uns ist das der Bayerische Wald. Aber der höhere Zweck unserer Weltreise ist der, einen Platz zu finden, wo es uns mindestens genauso gut gefällt und wir länger bleiben wollen – vielleicht sogar für immer.
Die Touren im Buch

Camping extrem: Ihre zwei größten Abenteuer führten die Fleischmanns mit dem VW LT nach Indien und Nepal, drei Jahre später starteten sie mit zwei Hunden, Fahrrädern und Zelt nach Kambodscha. Wüsten, Gebirge, zerstörte Straßen und bürokratische Hürden verlangten den Weltenbummlern einiges ab. Darüber berichten sie mit einer guten Portion Selbstironie in ihren Büchern.