Auf Weltreise mit dem Wohnmobil
Diagnose Reisefieber

Weltreise, aber richtig: Dieter Kreutzkamp tourt seit vielen Jahren um die Welt. Das Ziel ist nebensächlich, wenn jeder Tag neue Horizonte eröffnet und hinter jedem Busch ein Abenteuer wartet.

Dieter Kreutzkamp
Foto: Dieter Kreutzkamp

„Von Südafrika wollen wir nach Südamerika übersetzen – eventuell schieben wir aber noch die Mongolei dazwischen.“ Man braucht keine Eins in Erdkunde, um bei diesem Satz stutzig zu werden. Und doch trifft er die Lebensphilosophie von Dieter und Juliana Kreutzkamp wie kaum ein anderer. Reisen ist ihre Leidenschaft, das Ziel wird zur Nebensache, wenn jeder Tag neue Horizonte eröffnet und hinter jedem Busch das Abenteuer wartet.

Von der Auszeit zum Lebenswerk

Mal ein Jahr Auszeit nehmen, etwas von der Welt sehen – für Dieter Kreutzkamp, Jahrgang 1946, ist das nicht genug. Seit fast 45 Jahren erkundet der Reisejournalist, Fotograf und Autor von mehr als 40 Reisebüchern die entlegensten Winkel dieser Erde. Ob mit dem Motorrad durch Japan, mit dem Kanu über die Flüsse Alaskas und Kanadas oder mit dem Reisemobil durch Afrika und Asien: Dieter Kreutzkamp will die Welt entdecken. Zwei Weltreisen hat er zusammen mit Ehefrau Juliana schon gemacht, momentan befinden sie sich auf der dritten. Seit Ende 2011 fahren sie mit einem ausgebauten 710er-Mercedes, Baujahr 1967, durch Afrika, 45.000 Kilometer haben sie bereits zurückgelegt. Schon in den 1970ern waren die Kreutzkamps in Afrika unterwegs, damals gab es noch kaum Literatur über den Schwarzen Kontinent. „Man konnte sich noch als Entdecker fühlen“, erinnert sich Dieter Kreutzkamp.

Afrika – Kontinent der Abenteuer

Der Mythos vom Abenteuer, die einzigartige Tierwelt und die atemberaubenden Landschaften ziehen sie auch heute noch nach Afrika. Seit ihrem ersten Aufenthalt hat sich manches geändert: „Damals waren die Polizisten quasi Raubritter am Straßenrand“, heute sei das viel besser geworden, auch wenn zum Beispiel in Simbabwe acht Polizeikontrollen am Tag keine Seltenheit sind.

Die Begegnungen mit den Einheimischen verlaufen meist sehr positiv, „wir sind auf wundervolle Menschen getroffen“, schwärmt Dieter Kreutzkamp. Doch nicht immer sind die zwischenmenschlichen Kontakte so positiv, in Windhuk muss er einen Dieb vertreiben, der in den Mercedes einbrechen will – und wird später doch noch um Wertpapiere, Handy und Pass erleichtert. Über die Frage nach einer wirklich gefährlichen Situation muss er nicht lange nachdenken: Im Grenzgebiet zwischen Äthiopien und Kenia toben schon lange Stammeskämpfe, diese Region haben sie nur mit Polizeischutz durchquert. Doch ansonsten schlagen sich die Abenteurer alleine durch, Unabhängigkeit ist ihnen wichtig. Die zeigt sich auch an anderer Stelle: Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, beherbergt ihr „Thunder“ getauftes Fahrzeug „unendlich viel“ Werkzeug. „Wir sind besser ausgerüstet als die meisten Werkstätten hier in Afrika“, stellt Kreutzkamp lapidar fest.

Immer für alle Notfälle gerüstet: Werkzeug und Liebe

Wenn es hart auf hart kam, haben sie bisher alle Probleme in den Griff bekommen. Die sind bei dem robusten Oldtimer glücklicherweise überschaubar. Da keine Elektronik die Reparatur verkompliziert, „kann quasi jeder Dorfschmied mit einem Hammer den Wagen wieder zum Laufen bringen“, grinst Kreutzkamp. Anfang der 1990er Jahre hatte er den für Katastropheneinsätze konzipierten und mittlerweile ausrangierten Großraumkrankenwagen für 10.000 Mark erstanden. Inzwischen hat er in den Oldie freilich viel investiert, das Innere ist topmodern. „So an die 100.000 Euro dürften das inzwischen sein.“

Um sich in ihrem Fahrzeug zu Hause zu fühlen, scheut das Ehepaar weder Mühen noch Kosten. Trotzdem ist der Platz in einem Wohnmobil naturgemäß beschränkt, aus dem Weg gehen kann man sich kaum. Wie hält man es so lange auf engstem Raum miteinander aus? „Ohne Liebe geht’s nicht“, sagt Kreutzkamp und überlegt. „Außerdem ergänzen wir uns gut, meine Frau holt mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und füllt meine Reiseideen erst mit Leben aus.“ Von diesen Ideen hat er eine ganze Menge, nach Afrika ist Südamerika das Ziel. Und danach? Vielleicht nach Tibet oder noch einmal zurück in die Weiten Alaskas: „Mich findet man dort, wo man frei sein darf.“