Maria Neumeisters VW Bulli läuft wieder
Diese Schrauberin repariert ihren Bulli selbst

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Ihren VW Bulli hat Maria Neumeister selbst wieder fahrtüchtig gemacht. Auch sonst ist die zierliche Dame aus Rostock wenig zimperlich und packt an, wo sie kann. promobil hat sich mit ihr getroffen.

Mobile Menschen - Selbst ist die Frau
Foto: Maria Neumeister, Sophia Pfisterer

Der Horror eines jeden Reisemobilisten geschah mitten in der Nacht kurz vor der spanischen Grenze: Ein Reifen platzte auf der Autobahn, das Fahrzeug blieb mit Schäden an Felgen und Hinterachse liegen. Die Werkstatt weigerte sich, ihn zu reparieren. So begann Maria Neumeisters erste Tour in ihrem VW Bulli: „Dann kam der ADAC, schleppte den Bus auf einen Schrottplatz, und ich musste mit dem Zug zurück.“ Ob sie den Bus wiedersehen würde, war ungewiss ...

2005 hatte sie sich den Multivan gekauft und selbst mit einer gebrauchten Küchenzeile und Möbeln zum Campingbus umgebaut: „Schon als Kind habe ich mit meinen Cousins in Opas Werkstatt geschraubt.“ Der Werkzeugkasten fährt immer mit.

Zwei Monate nach der Panne in Frankreich kam ihr Bus auf einem Lkw zurück nach Rostock. „Heute würde ich ihn nicht mehr stehen lassen, sondern darin campen, bis er wieder läuft“, sagt sie. Zu viel habe sie mittlerweile investiert.

Auf ihrer zweiten Tour nach Schweden „gab der Motor auf, und wir konnten gerade noch so auf die nächste Tankstelle rollen“. Die Reparatur kostete 2000 Euro. Dann nahm sie den Bus auseinander, um Rost zu entfernen und ihn umzulackieren. Ihren Bulli kennt Maria Neumeister also in- und auswendig. Schon deshalb sitzt sie am liebsten selbst hinterm Steuer: „Mein Freund darf ihn zwar fahren, macht es aber nicht so gerne, denn er weiß, was für eine schlechte Beifahrerin ich bin“, sagt sie schmunzelnd. „Ich liebe es zu fahren. Und kann studenlang hinter einem Lkw herzuckeln. In einem alten Bulli kann man einfach nicht schnell unterwegs sein. Da ist der Weg das Ziel.“

Eine Selfmade-Dame ist sie auch im Beruf. Um das Lehramtsstudium zu finanzieren, verkaufte sie Selbstgenähtes. Ein Hobby aus den Jugendtagen in Usedom: „Die Mode auf der Insel war so lahm, da habe ich für mich und meine Freunde viel neu oder umgenäht.“ Am Ende des Studiums in Rostock stellte sie fest, dass sie lieber näht als unterrichtet. Kurz vor den letzten Prüfungen und dem Referendariat brach sie ab und machte sich mit ihrer Nähwerkstatt erfolgreich selbständig. Ein Verlag wurde auf sie aufmerksam und veröffentlichte ihr Buch zum Thema Upcycling: „Mich fasziniert, wie aus vermeintlichem Abfall neue Produkte entstehen, man dabei Ressourcen schont und Energie spart.“ Der Bulli falle auch in diese Kategorie.

Ist Maria Neumeister also ein richtiger Öko? Sie muss lachen: „Naja, Delfine sind mir schon wichtig, aber ganz so eng sehe ich das alles nicht.“ Sie macht lieber, als groß zu grübeln. So organisiert sie seit Neuestem Näh-Workshops mit Flüchtlingsfrauen: „Das gibt ihnen ein Stück Normalität und Sicherheit zurück.“

Ganz undogmatisch ist sie auch, was die Bulli-Touren betrifft: „Wenn es beim Campen drei Tage nur regnet und es einfach keinen Spaß mehr macht, dann gehe ich eben ins Hotel. Ich bin keine Hardcore-Camperin und brauche keinen Survival-Urlaub.“

Ihr Tipp für den perfekten Urlaub ist übrigens ihre Heimat Usedom: „Auf der Halbinsel Gnitz am Achterwasser gibt es viele ruhige Stellen und Campingplätze.“ Dort könne man richtig gut entspannen.

Selbermachen liegt im Trend!

Mit dem Buch „DIY-Camping“ macht Maria Neumeister Lust aufs Campen, verrät einige ihrer persönlichen Tricks und wie man sich Camping-Zubehör selbst nähen und werkeln kann. Sehr lecker: Die lagerfeuertauglichen Rezepte wie der „weltbeste Marshmallow-Keks“.

„DIY-Camping“ ist bereits das zweite Buch von ihr. Ihr Erstlingswerk heißt „Upcycling mit Nähmarie“ und zeigt, wie man aus Altem Neues macht: Schmuckstücke, Taschen und Kleider. Nachhaltigkeit kommt hier ganz bunt und fröhlich daher.

Weitere Tipps findet man in ihrem Blog: naehmarie.de