Camping auf dem Wasser
Wohnmobil ahoi!

Stechen Sie in Deutschlands Nordosten doch einfach mal mit Ihrem Reisemobil in See! promobil zeigt die mobilen Möglichkeiten dafür auf der Mecklenburgischen Seenplatte und in Brandenburg.

Hausboot-Ponton am Anlegesteg
Foto: Vermieter, Spindler/Sealander

Reisemobil und Hausboot unterscheiden sich eigentlich nur dadurch, dass das eine auf Asphalt, das andere auf Wasserstraßen unterwegs ist, das eine auf Stell- oder Campingplatz, das andere an der Mole vor Anker geht. Beide sind sie beweglich, in beiden kann man schlafen, kochen, sich frisch machen – einfach wohnen und urlauben.

Warum also nicht das eine mit dem anderen verknüpfen? Vor einem halben Dutzend Jahren begannen Markus Frielinghaus und einige weitere Pioniere, Ideen dazu zu entwickeln und umzusetzen. Frielinghaus, Diplom-Sportlehrer, Begründer einer Kanubasis und Reiseveranstalter, eröffnete bei Mildenberg an der Havel eine Charterstation für den „Freecamper“, eine Art Fähre im Miniaturformat. Die durfte maximal 1,8 Tonnen schwere und 7,75 Meter lange Gefährte an Bord nehmen, weshalb der Hausbootspaß zunächst Caravanern vorbehalten war. 2012 unternahm promobil dann die Jungfernfahrt mit dem ersten reisemobiltauglichen Ponton.

Prinzipiell dieselbe Idee verfolgte Wolfgang Neumann, Chef des Camping- und Wohnmobilparks Kamerun in Waren an der Müritz. Bei ihm kann man heute ein bis zu 12,60 Meter langes Reisemobil auf den „Seecamper“ verladen. Das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs darf maximal 4,5 Tonnen betragen. Ein bis zu 60 PS starker Außenborder treibt den Ponton munter an, Bug- und Heckstrahlruder sorgen für handliches Manövrieren.

Auch ohne Bootsführerschein dürfen Free- und Seecamper auf einer ganzen Reihe von Seen und Wasserstraßen von der Havel über die Müritz bis nach Schwerin bewegt werden. Voraussetzung ist lediglich der Erwerb eines Charterscheins, der nach mehrstündiger Einweisung erteilt wird. 60 bis 80 Euro werden dafür fällig; der Schein gilt nur einmalig, während ein Sportbootführerschein lebenslange Geltung besitzt.

Frielinghaus bietet neuerdings auch einen Freecamper für „kleine“ Wohnwagen an – bis etwa 7,50 Meter Gesamtlänge und 1700 Kilogramm Gesamtgewicht (plus zwei Personen). Da in diesem Fall ein 15-PS-Motor ausreicht, darf so ein Gefährt nach den neuen Vorschriften führerscheinfrei auf nahezu allen Bundeswasserstraßen gefahren werden.

Je nach Saison bezahlt man hierfür zwischen 450 und 850 Euro pro Woche. Für die größere Variante werden Wochenmieten zwischen 630 und 1050 Euro fällig, der Reisemobil-Freecamper schlägt mit 880 bis 1280 Euro zu Buche. Auch Wochenenden (Freitag bis Montag) und „Kurzwochen“ (Montag bis Freitag) sind buchbar.

Die Preise für den Seecamper, bei Müritzboot und Skippercamping bewegen sich in ähnlicher Größenordnung. Unterschiede gibt es vor allem bezüglich der möglichen Mietdauer und des Reviers.

Wer das eigene Mobil lieber auf festem Boden stehen lassen will, findet auch Angebote mit der gleichen Art Schwimmponton samt fest installiertem Mietcaravan. Das Platzangebot ist hier größer, der Preis günstiger als beim klassischen Hausboot. In beiden Fällen verzichtet man freilich auf den Vorzug, im eigenen Bett zu schlafen und all die anderen Annehmlichkeiten zu genießen, die eben nur das eigene Reisemobil bieten kann.

Allesamt fußen die schwimmenden Campingbasen auf Schwimmkörpern, die von Technus gefertigt werden, einem Unternehmen mit Sitz in Teterow mitten in Mecklenburg-Vorpommern. Die Homepage www.technus.de verrät Details über Bauweise und Technik und das vielfältige Angebot dieser Werft.

Wer Feuer gefangen hat beim Wasserwandern mit dem eigenen Freizeitfahrzeug, kann bei Technus diverse Bausätze für eigene Schwimmpontons ordern. Die Preise beginnen bei knapp 20 000 Euro – ohne Motor und jegliche Ausstattung.

An tollen Tourenvorschlägen herrscht bei den Vermietern kein Mangel. Charterpoint Havelland bringt einen Törnvorschlag und zahlreiche Fotos vom Revier. Markus Frielinghaus hat auf seiner Homepage Tipps zusammengestellt – vom kleinen Wochenendtrip bis zur Zwei-Wochen-Tour. Dazu gibt es ausführliche Reiseberichte, die mit Text und Fotos nicht nur nützliche Informationen liefern, sondern auch richtig Appetit machen. Gleichfalls Vorfreude wecken die Revierinformationen samt Übersichtskarten auf der Homepage von Yachtcharter Schulz, wobei in dessen Angebot die klassischen Hausboote dominieren.

Ein interessantes Werkzeug auf der Homepage von Charterpoint Müritz ist der Törnplaner. Wer sich hier ein wenig einarbeitet, kann zu seinem auf einem Vorschlag basierenden oder selbst erstellten Törn alle bedeutsamen Infos abrufen und unterwegs auf dem iPad oder Tablet-PC handhaben oder auch auf Facebook posten. Außerdem vermittelt Charterpoint Dreitageskurse, in denen in Waren der Bootsführerschein erworben werden kann. Kostenpunkt: 175 Euro plus 95 Euro Prüfungsgebühren.

Müritzboot hat auf seiner Homepage einige Informationen über die Gewässer der
Seenplatte zusammengestellt: Müritz, Kölpinsee, Fleesensee und Plauer See. Außerdem findet sich hier ein kleines Video über den Watercamper. Weitere animative und informative Videos gibt es bei Camping Maritim zu sehen, ergänzt durch eine große Bildergalerie, ebenso auch bei Waterpoint.

Hinweise zur Törnplanung und Tourvorschläge findet man last not least auch bei Selge und Skippercamping, bei Letzterem sehr konkret und detailliert. Skippercamping hat außerdem etliche Reiseberichte und Logbücher von zufriedenen Kunden ins Netz gestellt.

Wer jetzt gleich losschippern will, hat in der Nachsaison durchaus gute Chancen. Für die Zeit von Mai bis Mitte September empfiehlt es sich dagegen, sehr frühzeitig zu buchen, denn Camping auf dem Wasser ist eine tolle Variante, die unter Caravanern und Reisemobilfahrern zu Recht immer mehr Freunde findet.

Caravan + Boot = Sealander

Als eierlegende Wollmilchsau für Camper mit Hang zum Bootfahren kommt der Sealander daher. Dass er „der erste serienreife Schwimmcaravan der Welt“ sei, wie der Hersteller behauptet, ist nicht ganz korrekt: In den 1960er Jahren war es der Polyester-Caravan Schäfer Suleica F 430 „S“ (für Schwimmausführung), der dank wasserfester Aufbauschale und hohem Einstieg just diesen Doppelnutzen versprach. Das tut indes dem Reiz der Idee keinen Abbruch, ein und dasselbe Freizeitgerät sowohl als Ausflugsboot für bis zu sechs Personen als auch als Nachtlager für zwei nutzen zu können. Nach Bedarf kann der Innenraum mit Koch- und Waschmodul, Kühlbox, Chemietoilette, Audiosystem und weiteren Ausstattungsoptionen erweitert werden. Der Sealander ist 4,06 Meter lang, 1,68 Meter breit, 1,89 Meter hoch, hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 550 Kilogramm und ist ab 17 990 Euro zu haben. www.sealander.de