Kann man über ein neues Hobby-Reisemobil berichten, ohne kurz in die Historie zurückzublicken? Der Hobby 600 setzte vor fast 30 Jahren Zeichen: als früher Teilintegrierter, als Typ mit Ecken und Kanten. Im neuen Hobby Premium Van lebt der starke Charakter weiter.
Am Heck nimmt der Dachabschluss ein Stilelement von Luxus-Yachten auf. Horizontale Rückleuchten erzeugen eine Nähe zum Automobilbau. Tiefschwarze Fenster erinnern wiederum an die Oberfläche edler Smartphones oder die Fenster abgedunkelter Limousinen. Zusammen ergibt sich der Eindruck eigenständiger Eleganz. Kein Zweifel: der Premium Van ist durch und durch ein Hobby.
Das überrascht kaum, wenn man weiß, dass sein Design aus der Feder von Hobby-Gründer Harald Striewski stammt. Er zeichnete bereits Anfang der 80er Jahre den ersten Hobby 600. Doch Nostalgie ist seine Sache nicht. Wohl deshalb wird auch im Modelljahr 2013 kein Hobby den Traditionsnamen 600 tragen. Dennoch scheint der Geist des Kultmobils lebendiger als zuvor.
Design wird bei Hobby groß geschrieben - aber nicht überbewertet
Alle gehobenen Hobby-Teilintegrierten folgen künftig den Linien der Designstudie Hobby 600 von 2011. Sie heißen Premium, sind fast alle mit Hubbett über der Sitzgruppe zu haben. Und sie fahren zweigleisig: Der Premium Drive basiert auf dem Fiat Ducato und beherbergt mit üblicher Aufbaubreite vier großzügige Grundrisse. Der Premium Van fällt schlanker aus, die Kabine ragt kaum über das Fahrerhaus hinaus und soll auch Käufer von Campingbussen ansprechen. Noch etwas anderes unterscheidet ihn von fast allen gängigen Reisemobilen: Er basiert auf dem neuen Renault Master und zeigt, dass die deutsch-französische Freundschaft im Reisemobilbau harmoniert.
Hat die Extravaganz auch einen exzessiven Preis? Bis zum Redaktionsschluss blieb die Frage offen. Entwarnung gibt jedoch der Hinweis, dass man für den Premium Van einen klassengerechten Grundpreis um 50 000 Euro anpeilt.
Nach der ersten Sitzprobe stellt man unzweifelhaft fest: Der Wohnraum könnte sich auch bedenkenlos in höheren Preisklassen sehen lassen. Helle Hochglanzmöbel kannte man bislang vor allem aus dem Liner-Segment. Wer Fingerabdrücke fürchtet, bekommt bei Hobby aber auch ein unempfindlicheres Holzdekor. Zum Premium Van dürfte die helle Einrichtung besser passen. Nicht nur, weil die klare Linie und die starken Kontraste das Außendesign fortsetzen. Die magnolienfarbenen Fronten machen den Raum luftiger und lassen ohne direkten Vergleich schnell vergessen, dass der Aufbau schmaler ausfällt als bei üblichen Teilintegrierten. Beim vorgestellten Einzelbettmodell 65 GE erfordert die handlichere Außenbreite ohnehin keine Kompromisse.
Luxus ist das Metier des Hobby Van
Mehr wie ein Schlafzimmer als eine Koje wirkt das Heck. Große Stufen führen zum Bett. Nur wenn man den Raum zwischen den Liegeflächen mit einem passenden Polster füllt, muss eine Leiter beim Aufstieg helfen. In den zwei Kleiderschränken unter den Liegeflächen erleichtern ausziehbare Stangen den Überblick. Dass sich die Entwickler eher in der Liner-Klasse als bei den schmalen Vans inspiriert haben, zeigt die Bad-erweiterung: Geöffnet umschließt die Tür einen Wasch- und Ankleidebereich. Und obwohl sich das Bad nach vorne hin schlank macht, bleibt genügend Platz zum Duschen, sobald man das Waschbecken über die Toilette schiebt.
Raum sparen ohne Reue - das passt auch als Motto für den Kühlschrank, der innen geräumig, aber außen nicht breit ist. Eine kleine Theke als Abschluss in Richtung Sitzgruppe vergrößert die Abstellfläche in der Küche. Ebenfalls sehr galant: der gedämpfte Automatikeinzug an den Schubladen und die Leuchtbänder: Sie kümmern sich nicht allein um das Ambiente, sondern machen sich auch nützlich, wenn sie am Boden die Stufen markieren.
Durchdachte Details sind es, die den auf den ersten Blick bekannten Einzelbettgrundriss aus der Masse hervorheben. Auch die Materialien stimmen. Solide Formteile mit textiler Oberfläche lassen innen kaum erahnen, wo Hobby- und Renault- Teile ineinander übergehen. Außen verschmelzen Master und Premium Van durch eine Dachgestaltung, die am Bug die Ausformung der Motorhaube aufnimmt. Das kantige Fahrerhaus lässt gerundete Aufbauwände – ein Kennzeichen vieler Teilintegrierter von Hobby – nicht vermissen.
In der Substanz bleibt der Aufbau des Premium Van konventionell, setzt das Design aber umso leidenschaftlicher um. Nirgends bleibt der Blick an unschönen Übergängen oder Verschraubungen hängen. Zweifel an der Markenidentität sollten damit ausgeräumt sein. Sonst bleibt noch ein Hinweis am Heck: Auf Knopfdruck glimmt der Hobby-Schriftzug in blauem Licht.
Daten und Preise: Hobby Premium Van 65 GE
Preis: steht noch nicht fest
Basis: Renault Master, Flachboden, Frontantrieb, ab 92 kW/ 125 PS bis 107 kW/146 PS
Gesamtgewicht: 3500 kg
Länge/Breite/Höhe: 7012/2170/2630 mm
Empfohlene Personenzahl: 2-4
Baureihe: Neben dem 65 GE gibt es zwei Querbettvarianten, den 60 GF mit hohem Kleiderschrank und den kompakten 55 GF.
Info: Telefon 04331/6060, www.hobby-caravan.de
Das Fahrgestell kommt von Renault
Das Vorgängermodell des aktuellen Renault Master motorisierte vor einigen Jahren noch zahlreiche Teilintegrierte. Nach dem Modellwechsel 2010 wurde es aber zunächst still um die französische Basis. Jetzt greift mit Hobby der erste große deutsche Reisemobilhersteller beim neuen Modell zu. Im promobil-Test (Ausgabe 8/2011) erwies sich der Renault Master als ebenbürtige Alternative zum etablierten Fiat Ducato. Ungewöhnlich: Renault liefert einige Varianten mit Front- oder Heckantrieb. Der 2,3-Liter-Turbodiesel (100, 125 oder 146 PS) kann mit einem automatisierten Getriebe kombiniert werden.