„Von so einem Bett kann mancher aktuelle Campingbus nur träumen.“ Das meinte neulich der nette Campingplatz-Nachbar über den historischen Sven Hedin von 1977, den uns VW noch mal für eine Spritztour ausgeliehen hatte. Ein Kenner zweifellos, den wir natürlich gern „mal reinschauen“ und das riesige Dachbett bewundern ließen. Mit Blick auf Ausbauten des neuen Crafter, wie der jetzt vorgestellte Sven Hedin von Westfalia einer ist, schwant einem, dass der Mann Recht behalten könnte.
Westfalia Sven Hedin (2018): Pop-Out für mehr Liegefläche
Mit einem neuen Westfalia Sven Hedin konnte man fürs Modelljahr 2018 eigentlich fest rechnen. Jetzt ist es endlich soweit und der Serienvorläufer des Sven Hedin wurde zum ersten Mal präsentiert. Westfalia hat den neuen Sven Hedin jetzt enthüllt. Das Überraschendste an dem Campingbus ist der Pop-Out im Heck auf der Fahrerseite. Durch diese ausfahrbare Fahrzeugverbreiterung schafft es Westfalia in dem VW Crafter ein Querbett mit zwei Metern Länge unterzubringen.
So modern und hochwertig der VW Crafter ist und so grandios sich der Fronttriebler fährt mit seiner optionalen Achtgang-Automatik und bis zu 177 PS – drinnen ist er nun mal nur 1832 Millimeter breit. Da braucht’s viel Fantasie, um sich ein ausreichend langes Querbett, wie es heutzutage in großen Campingbussen eben gefragt ist, vorzustellen. Denn: Ein Querbett würde es aufgrund der Seitenwandverkleidung mutmaßlich nur auf rund 1,70 Meter Länge bringen – oder man müsste, wie häufig bei anderen Campingbussen angewandt, die Karosserie verbreitern. Das wiederum würde die Optik des automotiven Fahrzeugs und damit den Verbrauch erhöhen.

Doch der Neuzugang macht schnell klar, dass es an Kreativität in Rheda-Wiedenbrück definitiv nicht fehlt. Erstmals in einem Campingbus schafft eine Art Mini-Slide-Out die nötige Beinfreiheit. In wenigen Sekunden klappt die im Fahrbetrieb völlig plane Blende elektrisch nach außen, innen wird ein Brett umgelegt, ein Schaumstoff in Position gebracht. Dann streckt sich das Bett doch tatsächlich auf zwei Meter Länge. Na also, geht doch. Maximal 1,35, im Fußbereich noch 1,00 Meter, ist die Liege breit; immerhin dieser Punkt geht an den alten Sven Hedin. Über die Kopffreiheit und die bequemen Tellerfedern unter der Matratze lassen wir uns jetzt nicht aus.
Kreativer VW Crafter-Campingausbau
Dafür hat der Neue noch einen Hecktrick auf Lager. Denn die Betthälften lassen sich der Länge nach hochklappen oder auch ganz herausnehmen. Was das bringt, wird beim Blick auf den über die ganze Wagenbreite reichenden Heckstauraum deutlich. Denn der wächst so für höhere Transportaufgaben. Bleiben Matratze und Unterbau im Wagen, passen trotzdem noch ein bis zwei Fahrräder in den Kofferraum, weil der Wassertank und die Gasflasche weit vorne über der Hinterachse platziert sind.
Das neue Modell, das seinen Namen mit dem berühmten weltreisenden Schweden teilt, gibt es bislang nur mit dem Querbett-Grundriss und ist sechs Meter lang. Der Westfalia Sven Hedin ist nach dem Schwabenmobil Florida Multitalent der zweite serienmäßige Kastenwagen-Campingausbau auf dem neuen VW Crafter. Auf der CMT 2016 hat Knaus mit dem Saint and Sinner eine Camper-Studie auf dem Basisfahrzeug gezeigt, die bislang noch keine Serienreife erreicht hat.
Wie beim Columbus ist der Ausbau betont modern. Das zeigt sich an kühl-weißen, glänzenden Oberflächen wie an den automobil ausgeformten Polstern der Rückbank. Dazu gibt’s drehbare Cockpitsessel und einen Tisch, der während der Fahrt in der Sitztruhe ruht. Die Nasszelle hat WC, hochwertige Spiegelschränke und eine vollwertige Dusche mit zwei Abläufen. Wer lieber draußen duscht, für den gibts eine Außenduschmöglichkeit im Heck.
Doch nicht nur für Urlaubsfreude auf dem Campingplatz will der Westfalia Sven Hedin sorgen, sondern auch für Fahrspaß. Das Basisfahrzeug hat ein beheiztes Multifunktionslenkrad und eine Vielzahl an Assistenzsystemen wie Park Assist, Trailer Assist und automatischen Abstandshalter. Der Preis für den Sven Hedin: ab 59.999 Euro, das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 3,5 Tonnen.

Also alles so weit konventionell? Von der in vielen Bussen ähnlichen Platzierung von Küche und Bad abgesehen, überhaupt nicht. Die Pantry ist ein spezielles Leichtbaukonstrukt mit schicker schwarzer Arbeitsfläche; die dicken Stehwände isolieren zugleich den 75-Liter fassenden Kühlschrank, dessen zwei tiefe Schubladen an der Front auch von außen zugänglich sind. Temperaturen am anderen Ende der Wohlfühlskala verspricht sich Westfalia von der aufwendigen Warmwasserheizung. Die Fußbodenheizung fuktioniert sogar im Bad.
Noch so ein Ding, mit dem der Sven Hedin klar macht, dass er anders ist als andere. Und jetzt mal Hand aufs Herz: In so einem Bett würde man doch durchaus gerne mal träumen, oder?
Weitere Neuheiten von Westfalia: Kepler 6 / Columbus 540

Zwei weitere Premieren feiert das Westfalia-Modellprogramm. Die Columbus-Baureihe ergänzt 2018 der neue Westfalia Columbus 540. Dank optionalem Aufstelldach sind hier sogar vier Schlafplätze auf einer kompakten Außenlänge von 5,41 Meter möglich. Damit springt Westfalia auf den Trend der kurzen Campingbusse auf, wie zuvor schon Hymer, Van-Tourer, Pössl und Bürstner.
Der Columbus basiert auch weiterhin auf dem Fiat Ducato. Die Besonderheiten an diesem Campingbus liegen in der sehr komfortablen Warmwasserheizung und einem optionalen Aufstelldach. Das Heckbett ist 1,97 Meter lang und 1,15 hinten und 1,30 vorne lang. Um das Heckbett herum befinden sich vier große Dachstaukasten. Alltagstauglich wird der Westfalia Columbus 540 D dadurch, dass man beide Bettplatten einzeln entnehmen und dadurch bequem durchladen und hohe Gegenstände transportieren kann.
Mit einem Querbett auf Wohnraumebene entspricht der Grundriss des Westfalia Columbus 540 dem längeren 600 und teilt sich mit diesem auch Vorzüge wie den breiten Heckstauraum. Weil dennoch weniger Platz für Gepäck zur Verfügung steht, besitzt der Columbus 540 nun auch hinten quer einen kleinen Hängeschrank.
Der 65-Liter Kompressorkühlschrank in der Küchenzeile lässt sich 180 Grad öffnen, sodass man sowohl von innen, als auch vor dem Fahrzeug stehend von außen beispielsweise Kaltgetränke entnehmen kann. Das Bad hat dieselben Merkmale wie die des weit größeren Sven Hedin. Den Westfalia Columbus 540 D ohne Aufstelldach gibt es ab 47.990 Euro.

Noch kompakter und alltagstauglicher ist der neue Wesfalia Kepler 6. Seine Gesamthöhe von 1,99 Meter erlaubt dem Ausbau VW T6 mit langem Radstand auch die Einfahrt in Garagen. Dank eines Bodenschienensystems ist er praktisch im Alltag einsetzbar: Die flexible Bestuhlung mit bis zu sechs Einzelsitzen macht manchen Shuttle-Job leichter. Für die Reise bringt der Kepler 6, der seinen schicken Ausbau bei Fleurette in Frankreich erhält, eine Küchenzeile hinter dem Fahrersitz mit. Daneben gibt es ein Bett im Erdgeschoss und ein zweites im Aufstelldach. Im Heck verfügt der Kepler zudem über einen großen Kofferraum und Staukästen, die wie die Sitze in Bodenschienen verschiebbar sind. Der Grundpreis für den kleinen Campingbus startet bei 51.900 Euro.