Ab März 1961 gibt es den VW T1 mit Westfalia-Wohnmobilausbau offiziell in der Volkswagen-Preisliste. auto-motor-und-sport-Autor und Campingfreund Fritz B. Busch hat sich den ersten serienmäßigen VW-Campingwagen ganz genau angeschaut.
Ab März 1961 gibt es den VW T1 mit Westfalia-Wohnmobilausbau offiziell in der Volkswagen-Preisliste. auto-motor-und-sport-Autor und Campingfreund Fritz B. Busch hat sich den ersten serienmäßigen VW-Campingwagen ganz genau angeschaut.
1947 erblickte der VW Bulli das Licht der Welt. Zum 70. Geburtstag des Multitalents drucken wir die erste Vorstellung des VW T1 mit Campingausbau nach, die 1961 in der Zeitschrift "auto motor und sport” erschien. Damals waren Wohnmobile noch eine Rarität auf europäischen Straßen. Fritz B. Busch, der Verfasser des Berichts, beschäftigte sich schon früh mit unterschiedlichsten Campingmobilen. Später erwarb der profilierte Journalist und Buchautor, der 2010 verstarb, einige Exemplare für seine private Autosammlung. Sie sind heute im Auto & Traktor Museum am Bodensee zu sehen.
Original-Artikel aus der auto-motor-und-sport am 22. April 1961
Das rollende Eigenheim wird zur Lawine. Der Wohnwagen-Boom grassiert ähnlich dem Callgirl-Wesen in Italien. Verzeihen Sie, dass ich in diesem Zusammenhang das Wort Unwesen nicht über die Lippen bringe ...
Die Wohnwagen-Freundlichkeit der Massen ist kein Unwesen. Mir sind Leute sogar sehr sympathisch, die zum Wohnwagen greifen. Sympathischer als jene, die frühmorgens gedämpft flüsternd die Frühstückszimmer solcher Hotels bevölkern, deren Kellner die Stirn kräuseln, wenn man mal feixt. Ich will aber im Urlaub feixen.
Und ich will mein Schinkenbrot auch mal ohne Schlips essen, dafür mit umso mehr Senf. Das hat man nun auch in Wolfsburg eingesehen – es gibt seit dem 1. März einen serienmäßigen VW-Campingwagen. Und er wurde nicht nur in seitlicher Draufsicht, sondern in den kühnsten Perspektiven vorgestellt.
Das, was Sie auf dem Kopfbild rechts an der Tür für die Toilette halten, ist der Waschraum. Die Einzimmer-Komfortwohnung geht aber noch weiter. Sie erstreckt sich über den Motorraum hinaus und bis ins Führerhaus hinein, das in diesem Fall über der Vorderachse und nicht auf dem Obersalzberg liegt. Sie können nachts mit dem großen Zeh hupen, wenn Sie einen Einbrecher wittern oder Ihre Zeltnachbarn ärgern wollen. Um die komplizierte Mechanik dieses 34-PS-Eigenheims zu verstehen, muss man sich unbedingt die Mühe machen, das alles durchzulesen, was hinter den schwarzen Punkten steht. Man wird sonst der Westfalia-VW-Schöpfung und ihrem Preis nicht gerecht. Denn es gehören eine Menge Kunst- und Eingriffe und noch mehr Campingerfahrung dazu, um aus dem VW-Kombi ein brauchbares Eigenheim zu machen.
So leicht, wie Sie sich das immer vorgestellt haben, ist es bestimmt nicht. Stellen Sie Ihr Auto mal im Sommer auf den Parkplatz, und kommen Sie nach einer Stunde wieder. Dann wissen Sie, dass man in einer Karosserie nicht leben kann, die ohne Fahrtwind am Gardasee steht.
Drum ist der VW-Campingwagen doppelwandig. Aber leider nicht extra isoliert. Weshalb ich die Sperrholz-Innenverkleidung zunächst nicht kommentieren möchte. Ich habe den Wagen noch nicht beschlafen, er ist noch knapp, aber ich habe mir schon einen Testwagen gewünscht.
Wenn’s einem zu warm wird, muss man halt die Dachluke und dieses und jenes Fenster offen lassen. Und wenn man zum alleingelassenen, abgeschlossenen Wagen zurückkommt, wird man ganz vorsichtig die Tür öffnen und dann schnell wegrennen müssen, bis sich die heiße Luft aus ihm verzogen hat.
Grundsätzliche Anmerkung: Eine umgebaute Automobilkarosserie kann nie einen richtigen Wohnwagen ersetzen! Der VW-Kombi ist ein Vielzweckgerät, und alle Vielzweckgeräte erfordern Geduld im Umgang mit ihnen.
Es gibt immer etwas von diesem auf jenen Zustand umzubauen. Vom Fahrbetrieb auf den Standbetrieb, vom Tag auf die Nacht. Und es darf einem nicht einfallen, dass man aus dem Nachbardorf noch Brot und Wein benötigt, wenn der Wagen schon wohnbereit aufgebaut ist. Weil dann das Vorzelt dran ist, der Propangaskocher startklar mit Kaffeewasser drauf, das Geschirr auf dem Tisch verteilt usw. Diesen Nachteil der Unbeweglichkeit am Standquartier bringen alle Wohnmobile mit sich.
Bei einem Wohnanhänger bleibt der Zugwagen von den immobilen Zielort-Eigenschaften des Ferienheims unberührt. Mit ihm kutscht man herum – und es gibt immer etwas herumzukutschen. Aber ich stelle nicht in Abrede, dass ein kleiner Wohnbus für vielerlei Zwecke geeignet sein kann. Wohnbusse gibt es ja schon lange. Mikafa schuf vor Jahren sein Reisemobil, und die Engländer machen seit einem Jahr ganz groß in Wohnmobilen. Solche sind besonders geeignet für (nein, jetzt kommt die Fleischimporteurswitwe nicht, jetzt kommen wirklich solche Leute, die den VW-Campingwagen brauchen können): reisende Berufstätige wie Journalisten (mit Dunkelkammer und Schreibzimmer hintendrin), Handelsvertreter, Aussteller (die von Messe zu Messe fahren), Expeditionsteilnehmer, abenteuernde Schriftsteller und gewerbetreibende Familien, denen es schon immer leid tat, dass ihr Kombi sonntags ungenutzt herumstehen musste.
Die können nun übers Wochenende und in den Ferien drin wohnen. Und darin sehe ich die größte Chance für das neu geschaffene Fahrzeug: dass man es zwiefach nutzt, werktags als Geschäftswagen und im Urlaub als Wohnwagen.
Man versichert und versteuert und zahlt Garage nur für einen Wagen. Man fährt solo mit seinem Wohnwagen und braucht sich vor Gespannbetrieb nicht zu fürchten. Auf größeren Reisen kann es von Bedeutung sein, dass Bahntransporte (durch den Gotthard-Tunnel), Fährtransporte vom Festland zur Insel, von Dänemark nach Schweden usw. nur für ein Fahrzeug zu bezahlen sind.
Die gesamte Camping-Einrichtung für den VW-Kombi kostet rund 2.600 DM, der komplette Campingwagen kostet circa 8.900 DM. All das hier Gesagte, bis auf die Preise, gilt auch für das lose erhältliche Mobiliar der Firma Arco in Stuttgart-Steinenbronn, die sich seit Längerem damit beschäftigt, herausnehmbare Umbausätze für Nutzfahrzeuge zu entwickeln, mit deren Hilfe man solche zu Wohnfahrzeugen veredeln kann.
Die Veredler der Firma Arco reichen zwar nicht an das Interieur des kompletten Westfalia-VW-Heimes heran, aber zum Glück auch nicht an dessen Preis. Mit Arcos Hilfe kann man aus seinem VW-Kombi schon für runde 1.600 DM ein Wohnmobil machen.
Ich ahne, dass jeder Besitzer eines Fuchsschwanzes und einer Kneifzange jetzt gar arglistige Gedanken in sich trägt: abgucken und selber machen!?
Nun, ich bastle gern, aber ich weiß zufällig, dass sehr viel Entwicklungsarbeit und sehr viele Nackenschläge dazugehören, um das narrensicher hinzukriegen, was uns Westfalia und Arco da vorgemacht haben. Wenn das Geld nicht zum Westfalia-Satz reicht, dann greife man statt zur Selbsthilfe doch lieber zum Arco-Satz, der mit Kniehebel-Spannern befestigt wird.
Überschätzen Sie Ihren Fuchsschwanz nicht! Und unterschätzen Sie nicht die Tatsache, dass eine umgebaute Automobilkarosserie noch lange kein guter Wohnwagen ist. Aber ein netter Kompromiss, und für viele spezielle Gegebenheiten sogar genau das Richtige, ist diese Methode immerhin.
Der VW-Campingwagen 1961 entstand in Zusammenarbeit mit dem Westfalia-Werk in Wiedenbrück. Wie viele Gegenstände und Kunstgriffe dazugehören, aus dem VW-Kombi einen schmucken Wohnwagen zu machen, verraten die nachstehenden Einzelheiten: