Wenn Hersteller und Designer einen Blick in die Zukunft der Reisemobile wagen, entstehen dabei oft außergewöhnliche Konzepte. Oft wird an den Technologien bereits intensiv geforscht. promobil zeigt 5 Trends und 2 Konzeptfahrzeuge.
Wenn Hersteller und Designer einen Blick in die Zukunft der Reisemobile wagen, entstehen dabei oft außergewöhnliche Konzepte. Oft wird an den Technologien bereits intensiv geforscht. promobil zeigt 5 Trends und 2 Konzeptfahrzeuge.
Alternative Antriebe für Reisemobile abseits der Elektromobilität, Wohnraumerweiterungen oder modernste Rahmenbauweisen – die Zukunft hat schon begonnen. Manche Technologien werden bereits in der Serie eingesetzt, auf andere müssen Reisemobilisten noch länger warten. Wir zeigen zwei spannende Konzeptfahrzeuge:
Wenn es nach der Erwin Hymer Group geht, könnte so das Reisemobil der Zukunft aussehen. Beim Concept Galileo konnte sich das Design-Entwickler-Team von Digital Design Solutions unabhängig von Wirtschaftlich- und Machbarkeit mal so richtig austoben. Ein autonom und völlig emissionsfrei fahrendes Freizeitfahrzeug mit modularem Wohnraumkonzept, vollgepackt mit technologischen Highlights.
Weitere Informationen zum Concept Galileo inkl. eines Videos gibt es hier.
Fahrzeugdesigner Swen Dluzak und sein Rocket-Camper-Team entwickelten mit dem Rocket X ein Fahrzeugkonzept, das mit hochentwickelten Technologien ausgestattet ist und dennoch den Trend zum kompakteren Reisemobil im Auge behält. Dem Namen entsprechend sind einige der Ideen an Technologien angelehnt, die in der Raumfahrt schon heute Anwendung finden.
Beispiele wie die Galileo-Studie und der Rocket X scheinen so, als seien sie geradewegs einem Science-Fiction-Roman entsprungen. Tatsächlich sind aber bereits heute Ansätze einiger der genannten Technologien auf unseren Straßen unterwegs.
Die Elektromobilität ist aus der Automobilbranche längst nicht mehr wegzudenken. Aufgrund der geringen Reichweite und des mit dem Einbau der Batterie verbundenen hohen Gewichts konnte sich der Elektroantrieb für Reisemobile bislang aber nicht durchsetzen.
Konzepte für elektrobetriebene Wohnmobile gab es immer wieder: So etwa die Dethleffs-Studie E-Home oder den Concept Marco Polo von Mercedes. Frei verkäufliche Modelle wie der Campingbus Zooom Stadtindianer auf Basis des Nissan e-NV200 oder der Teilintegrierte Iridium aus dem Hause WOF konnten sich allerdings nicht auf breiter Front im Markt etablieren.
Auf dem Caravan Salon 2018 präsentierte Mercedes erstmals eine dritte Antriebsvariante neben dem klassischen Verbrenner und dem Elektromotor: die Brennstoffzelle. Der Wasserstoffantrieb für den Sprinter verspricht hohe Reichweiten, kurze Betankungszeiten und lokales emissionsfreies Fahren, so hieß es seitens Mercedes. Der Concept Sprinter F-Cell, ein teilintegriertes Reisemobil, bringt es auf eine Leistung von 147 kW und 350 Newtonmeter. Im Unterboden sind drei Wasserstofftanks untergebracht, die insgesamt 4,5 Kilogramm speichern können. Die Lage der Tanks und die Position der Brennstoffzelle im Vorbau, gepaart mit dem Heckantrieb, sollen neue Möglichkeiten der Innenraumgestaltung zulassen. Die Brennstoffzelle hat darüber hinaus den Vorteil, dass sie als Energiequelle für den Wohnbereich genutzt werden kann, etwa für die Inbetriebnahme der Heizung, Klimaanlage oder des Kühlschranks. Außerdem soll der Brennstoffzellen-Transporter vergleichsweise leicht daherkommen und somit eine hohe Nutzlast bieten. Zur Serienfertigung kam es bislang nicht.
Betrachtet man die aktuelle Entwicklung der Konnektivität in Reisemobilen, fällt ein System besonders ins Auge. Das MBAC (Mercedes Benz Advanced Control) gehört momentan zu den fortschrittlichsten Systemen. Das von Mercedes entwickelte Schnittstellenmodul erlaubt es, sämtliche Funktionen des Ausbaus gleichermaßen über einen zentralen Touchscreen in der Mittelkonsole des Cockpits abzurufen und einzustellen. Nicht nur die Füllstände des Frisch- und Abwassertanks sowie der Bordbatterie lassen sich ablesen, ebenso kann der Kühlschrank, die Sound- und die Lichtanlage vom Fahrerhaus aus gesteuert werden. Die Heizung lässt sich damit auch zeitgesteuert programmieren. Außerdem kann ein System von Warnmeldungen konfiguriert werden. Alle genannten Funktionen sind ebenfalls per Smartphone-App steuerbar. Auf eine Sprachsteuerung verzichtet Mercedes allerdings bislang noch.
Im Bereich der Freizeitfahrzeuge steht die Sprachsteuerung ohnehin noch am Anfang ihrer Möglichkeiten. Vergangenes Jahr stellte der Heizungshersteller Alde die Voice Control vor, ein Nachrüst-Set, das die Heizungs- und Klimaanlagensteuerung um eine Spracheingabe erweitert. Der Einsatz beschränkt sich allerdings auf eine kleine Anzahl von Produkten. So lassen sich aktuell nur Heizungen von Alde und Klimaanlagen von Truma damit steuern.
Weiterführende Informationen zur Vernetzung im Wohnmobil gibt's hier.
Wer an das Reisemobil der Zukunft denkt, denkt meist automatisch an ein leeres Cockpit und ein Fahrzeug, das den Camper ohne jedes Zutun an das gewünschte Ziel bringt. Während das Fahrzeug von selbst fährt, kann die Besatzung unterwegs kochen, im Lieblingsbuch schmökern oder ein Nickerchen im Heckbett halten. Zugegeben, diese Vorstellung wird nicht schon morgen Wirklichkeit werden. Doch erste Tests, die diese Vision ein Stück näher rücken lassen, wurden bereits durchgeführt.
Schon 2017 erhielt die Erwin Hymer Group als weltweit erstes Unternehmen die Erlaubnis, autonom fahrende Wohnmobile im öffentlichen Straßenverkehr in Kanada zu erproben. Getestet wurde auf Level 4, dem vollautomatisierten Fahren, bei dem das System zwar dauerhaft das Steuer übernimmt, der Fahrer in bestimmten Fällen aber dazu aufgefordert werden kann einzugreifen, und auf Level 5, dem vollautonomen Fahren. Hier fährt das System vollkommen selbstständig. Level 5 entspricht also dieser Vorstellung, dass der Reisemobilist nur ein Ziel eingeben muss, dann zu Bett geht und am nächsten Morgen erholt am gewünschten Ort aufwacht.
Mittels sogenannter Slide-outs erweitern die Dickschiffe der Branche schon lange den Wohnraum. Was bei einigen Herstellern von Luxuslinern zur Standard-Option gehört, gewinnt auch im Campingbus-Segment mehr und mehr an Beachtung. Westfalia zum Beispiel bietet mit dem James Cook einen knapp sechs Meter langen ausgebauten Kastenwagen auf Mercedes Sprinter, dessen Heck sich serienmäßig auf Knopfdruck ausfahren lässt. Das ermöglicht einen Grundriss mit 2,07 Meter langem Doppellängsbett.
Die Vorteile solcher Slide-outs liegen zweifellos in der Raumgewinnung. Weshalb also setzen bislang nur wenige Hersteller auf die flexible Lösung? Das liegt zum einen an den hohen Kosten und dem Mehrgewicht, zum anderen an der Tatsache, dass sich Slide-outs teils witterungsanfällig zeigen. Hält der momentane Trend zum kompakten Freizeitmobil allerdings an, wird die Wohnraumerweiterung künftig wohl eine größere Rolle bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge spielen. Neue, teils noch in der Entwicklung steckende Materialien könnten bisherige Schwächen vermeiden.
So funktioniert die Technik des Slide-outs.
Neben der Sicherheit liegt der Fokus bei der Entwicklung neuer Aufbaukonzepte immer auch auf dem Gewicht. Eine laut Hersteller besonders leichte Bauweise kommt aus dem Hause Knaus und nennt sich Fibre Frame. Geschäumte und mit Gelcoat versiegelte Formteile werden mittels Ultraschall miteinander verschweißt und bilden so einen selbsttragenden Rahmen. Die Möbel müssen nicht mehr als Stabilisierungselemente fungieren. Die Frametechnik rollt bereits in Form der Knaus-Caravan-Modelle Travelino und Deseo über die Straßen.