Nie waren neue Reisemobile hierzulande so gefragt wie in diesem Jahr. Die Branche bringt 2017 wieder einige Neuheiten. promobil zeigt alle neuen Fahrzeuge und gibt eine erste Einschätzung ab.
Nie waren neue Reisemobile hierzulande so gefragt wie in diesem Jahr. Die Branche bringt 2017 wieder einige Neuheiten. promobil zeigt alle neuen Fahrzeuge und gibt eine erste Einschätzung ab.
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Die Zahlen für Produktion und Zulassung von Reisemobilen haben aktuell neue Höchststände erreicht. Ein Ende der starken Nachfrage ist nicht in Sicht, im Gegenteil, 2016 hat wieder alle Rekorde geschlagen. Auf jeden Fall dürften die vielen und vielfältigen Neuheiten zum Modelljahr 2017 für weitere Kaufanreize sorgen.
In das wohl vielfältigste Reisemobilsegment kommen weitere Facetten. Nachdem der Fiat Ducato das Chassisangebot zuletzt stark dominierte, tauchen nun verstärkt die Schwestermodelle von Citroën und Peugeot auf, die jetzt einen eigenen neuen Motor haben. Es hat übrigens auch mit dem Chassis zu tun, dass die Einstiegspreise insgesamt spürbar gestiegen sind. Die Hersteller geben Zusatzkosten für die Euro-6-Abgasreinigung weiter. Zudem bietet Fiat den 115-PS-Motor nicht mehr für Fahrgestelle an. Allerdings hat bisher fast jeder Käufer den Aufpreis für die 130-PS-Version bezahlt.
Chausson Titanium
Als leidlich erfahrener promobil-Redakteur wird man beim Eintreten in ein neues Mobil nicht mehr so oft überrascht. Doch der Chausson Titanium 747 GA ist verblüffend. Wow – was für ein Raumgefühl! Was Grundrissgestaltung angeht, zeigt der französische Hersteller einmal mehr, dass er zu den innovativsten gehört und mutig auch mal Lösungen abseits vom Mainstream präsentiert.
Die üppige Bewegungsfreiheit resultiert beim neuen Titanium besonders aus dem Layout der Sitzgruppe. Statt einer Querbank, die weit in den Raum reicht, platziert Chausson links und rechts zwei Längsbänke. Wer zu zweit unterwegs ist, braucht nicht mal die Vordersitze zu drehen und kann trotzdem ausladend tafeln. Urlauben klappt aber auch zu viert, denn aus den Bänken lassen sich ruck, zuck zwei Einzelsitze bauen. Darüber gibt es ein Hubbett, zusätzlich zum Schlafzimmer im Heck, das beim 747 GA zwei Einzelbetten, beim sonst baugleichen 738 XLB ein Queensbett beherbergt. Auch hier sorgt die offene Gestaltung von Waschraum und Dusche für großzügige Platzverhältnisse.
Seinen neuen Titanium-Sondermodellen gönnt Chausson nicht nur eine besondere Aufteilung und ein modernes, so gar nicht biederes Innenraumdesign, sondern auch
eine umfangreiche Ausstattung bis hin zur Rückfahrkamera. Der Grundpreis von 55.990 Euro – fast ein Schnäppchen.
Hymer 60 Edition
Und noch ein neues, zum Ende seiner Produktionszeit mit reichlich subventionierter Ausstattung aufgebrezeltes Sondermodell? Könnte man denken, doch weit gefehlt. Der ML-T 570 60 Edition, den Hymer zum 60. Jubiläum auflegt, kann mehr. Dank neuer Raumaufteilung ist der schmale 570 nur 6,74 Meter lang und damit merklich kürzer als Modelle dieses Zuschnitts sonst. Der Hecküberhang schrumpft, die Proportionen wirken stimmiger als beim längeren 580. Trotzdem reicht der Platz innen für zwei bequem zugängliche Einzelbetten im Heck und eine Fahrradgarage darunter. Raum spart der besonders kompakte Sanitärraum mit Schwenkwand und die Verlagerung des Kleiderschranks unter das Bett. Neu ist auch das gesamte Mobiliar, das die runden Formen vom B DL übernimmt, aber mit Nussbaumdekor und hellem Glanzlack kombiniert. Tisch und Küche bekommen neue, unempfindlichere Oberflächen.
Fürstlich ausstaffiert ist der 60 Edition zum festlichen Anlass natürlich obendrein. Neben der Metallic-Lackierung von Fahrerhaus, erstmals auch der Haube darüber sowie dem Aufbau sind auch ein umfangreiches Multimedia-Paket samt 32-Zoll-TV, Sat-Anlage, Naviceiver und Rückfahrkamera an Bord. Angetrieben werden ML-T und der ebenfalls neue ML-I 570 vom Mercedes Sprinter mit 163-PS-Motor und Automatikgetriebe 7G-Tronic. Der Teilintegrierte soll auch mit dem optionalen Allradantrieb so leicht sein, dass er mit 3,5 Tonnen Gesamtgewicht die Zuladungsnorm erfüllt.
Forster Fresh
Über den Sinn von Kunstleder auf Wohnmobilgestühl – im Winter kalt, im Sommer klebrig – und die Geschmacksicherheit geprägter Steppnähte lässt sich sicher streiten. Doch vergessen wir nicht, dass Forster – trotz des robusten Aufbaus – eine Einsteigermarke ist. Der neue Fresh T 637 gefällt dennoch. Weil er mit 6,37 Meter Länge kompakt und drinnen doch so luftig ist. Die Raumaufteilung mit Längsbett im Heck öffnet den Blick von vorn nach hinten. Die Stehhöhe ist selbst unter dem Hubbett, das man auch abwählen kann, üppig. Und das neue helle Mobiliar, das später in die Serie übernommen wird, trägt zum freundlichen Raumeindruck ebenso bei wie die vielen, serienmäßigen Dachhauben. Überhaupt sind die drei Fresh-Sondermodelle – zwei Teil- und ein Vollintegrierter – großzügig ausgestattet; von Airbags und ESP über den großen Kühlschrank bis zur Ambientebeleuchtung ist alles an Bord. Fehlt zum Urlaub nur noch die Markise. Ab Frühjahr kann's losgehen.
Laika Ecovip
Ein Teilintegrierter mit Einzelbetten auf 6,99 Meter Außenlänge – das ist auf den ersten Blick nichts Neues. Doch mit dem Ecovip 109, den Laika erstmals auf der CMT vorstellte, führt die italienische Marke nonchalant quasi eine neue Baureihe ein. Vom aktuellen Ecovip unterscheidet sich der 109 nämlich deutlich, zum einen durch die eleganter geformte Haube über dem Fahrerhaus, zum anderen durch die niedrigere Gesamthöhe von 2,80 Meter. Zudem ist der 58.900 Euro teure 109 ganze 5.600 Euro günstiger als der vergleichbare 309. Optional hat das T-Modell zusätzlich zu den Fahrersitzen drei weitere Gurtplätze an Bord. Und mit Hubbett (1.363 Euro extra) bietet der 109 bis zu fünf Schlafplätze. Die Einzelbetten hinten sind 2,00 und 1,92 Meter lang. Darunter hat eine, in der Breite allerdings eingeschränkte Garage Platz.
Bela Trendy
Die Mobile, mit denen keiner rechnet, sind doch das Salz in der Suppe. Der neue Bela Trendy 2 basiert als erster Teilintegrierter überhaupt auf dem Renault Trafic. Wer den handlichen Transporter jemals gefahren ist, kann sich gut vorstellen, dass das funktioniert; erst recht mit dem famosen 145-PS-Motor. Seine Daseinsberechtigung bezieht der Trendy auch aus seiner Kompaktheit; lediglich 2,05 Meter breit und 5,47 Meter lang ist das Modell, das aus spanischer Fertigung stammt und vom Discounter EMR (WOF) vertrieben wird. Ebenso ungewöhnlich sind die zwei Grundrisse, zum einen mit Hecksitzgruppe, die umgebaut ein Doppelbett ergibt, zum anderen mit Längsstockbetten und Aufstelldach sowie einer klassischen Halbdinette. Weil Platz rar ist, spart sich der Hersteller einen großen Gasvorrat und setzt auf eine Diesel-Heizung. Wände, Dach und Boden sind rundum mit unempfindlichem GfK beplankt. Aus robusten HPL-Schichtstoffen sind die Möbel gefertigt. Der Bela soll besonders leicht sein und daher mit 2,99 Tonnen Gesamtgewicht auskommen.
Geht noch etwas mehr? Durch ihre neuen Modelle beantworten die Hersteller von Integrierten die Frage mit einem klaren Ja. Der starke Wettbewerb im Liner-Segment führt zu beeindruckenden Ergebnissen.
Carthago Suite
Viel hat sich in den letzten Jahren bei den Bädern getan – aus „Nasszellen“ wurden kleine „Wellness-Oasen“. Auch Carthago trieb diese Entwicklung voran und steuert nun mit den neuen Suite-Modellen eine weitere Variante bei. Im Chic E-Line 51 QB S und 58 XL S, aber auch im Chic C-Line I 5.0 S steht der Zusatz „S“ für einen Queensbett-Grundriss, bei dem das Schlafzimmer durch Schiebetüren als Suite abtrennbar ist. Davor erstreckt sich quer über die ganze Fahrzeugbreite ein großzügiges Raumbad. Mehrere Falt- und Schiebetüren ermöglichen eine variable Nutzung von Waschraum, separater Dusche und Gang – ob als Umkleideraum oder zur Parallelnutzung von Toilette und Duschkabine. Bleibt zu hoffen, dass Carthago die vielen beweglichen Teile während der Fahrt zum Schweigen bringen kann.
In dem 7,98 Meter langen Integrierten 51 QB S, der wahlweise mit Tandemachse angeboten wird, platziert sich vor dem Bad eine üppige Winkelküche und ganz vorn die
große Sitzrunde. Wer nur zu zweit unterwegs ist und auf das Hubbett verzichten kann, dem steht für diesen Bereich neuerdings – wie in den anderen Chic-E-Line- und -S-Plus-Modellen – die Ausbauvariante „Sky Dream Comfort“ zur Wahl. Neben den umlaufenden Hängeschränken gehören dazu auch zwei Panorama-Dachfenster, die in einem abgesenkten Deckenpanel mit indirekter Beleuchtung integriert sind. Damit wirkt das immerhin 2,12 Meter hohe Wohnzimmer nochmals edler und großzügiger. Gewachsen ist zudem der optionale Flach-TV, der nun bei allen E-Line-Modellen 32 Zoll Bildschirmdiagonale erreicht. Grundpreis des E-Line 51 QB S: 114.850 Euro.
Malibu I 440
Jünger, cleverer und moderner will sich die Tochtermarke Malibu von der Mutter Carthago absetzen. Doch – wie im richtigen Leben – bedient sich der Nachwuchs trotzdem auch mal gerne noch an dem, was die Elterngeneration erarbeitet hat. Im Falle des neuen I 440 LE ist das die pfiffige Grundrissidee, die trotz Begrenzung auf 6,99 Meter Länge uneingeschränkten Komfort in allen Bereichen bieten möchte. Der Kniff bei der Sache, ist das in die Duschkabine hinein ausziehbare, linke Einzelbett – eine Lösung, die vor einem Jahr im C-Tourer I 144 LE debütierte.
Für die noch überschaubare Malibu-Modellauswahl ist der neue Grundriss eine gute Ergänzung, bietet er doch eine kompaktere Alternative zur bislang einzigen Einzelbettenvariante, dem rund 25 Zentimeter längeren I 460. Der Schiebeauszug sorgt auch dafür, dass eines der beiden Einzelbetten volle zwei Meter Länge erreicht. Und so muss man im Sieben-Meter-Modell I 440 LE, das ab 73.050 Euro erhältlich ist, weder auf ein Raumbad und eine Winkelküche mit großem Kühlschrank, noch auf eine L-Sitzgruppe mit Seitenbank verzichten.
Der Malibu I zeigt sich so als moderner eingerichtetes Parallelmodell zum C-Tourer I. Der Aufbau bietet jedoch nur einen Teildoppelboden, dafür ist der Preis niedriger.
Wer hätte das gedacht: Alkovenmobile mit Hecksitzgruppe galten vor einiger Zeit noch als hoffnungslos veraltet. Jetzt sind sie wieder gefragt – zumindest wenn im Alkoven gut zugängliche Einzelbetten untergebracht sind. Davon abgesehen richten sich die meisten Modelle mit Bett über dem Fahrerhaus an Familien. Nach vielen Jahren mit schwindendem Angebot wächst die Auswahl in diesem Segment nun wieder ein wenig.
Frankia Plus
Wer jemals im Winter in den Bergen in der Hecksitzgruppe eines Wohnmobils saß und gleichzeitig die grandiose Schneelandschaft draußen und die Gemütlichkeit drinnen genossen hat, wird von dieser Grundrissvariante begeistert sein. Frankia hielt dieser besonderen Sitzgruppenversion stets die Treue und setzt mit einer wachsenden Modellauswahl zunehmend auf dieses Segment. Alle sechs „Plus“-Modelle kombinieren die Hecksitzgruppe mit Einzelbetten vorn und einem üppigen Raumbad im Anschluss an das Fahrerhaus. Im neuen A 840 Plus-Tandemachser, den es ebenfalls als integrierte Variante gibt, folgt darauf eine opulente Küche, die sich in den Raum hineinwinkelt. Ein praktischer Tresen stellt die Verbindung zur großzügigen Rundsitzgruppe im Heck her. Die ist im mehrfachen Wortsinne „rund“, denn die Polsterecken sind gemütlich abgerundet, und der Kreis ist bis auf einen kleinen Zugang fast geschlossen. Heckgarage und Doppelboden stellen viel Stauraum für zwei bis vier Reisende bereit.
Phoenix Top
Wenn der 280 PS starke Sechszylinder knurrig anspringt und vehement den bis zu 12 Tonnen schweren Phoenix-Top-Alkoven anschiebt, kommt so richtig Truckerfeeling auf. Dabei unterstützt die neuste Version des Iveco Eurocargo den Fahrer mit Assistenzsystemen auf Pkw-Niveau. Abstandsregeltempomat und Spurverlassenswarner erhöhen den Fahrkomfort ebenso wie die Vollluftfederung und die großen 19,5-Zoll-
Räder. Damit erscheint der stattliche Alkoven stämmig und wohlproportioniert, was die stattliche Länge von 9,40 Meter gut kaschiert. Das überarbeitete Modell 9400 AX ist ein Grundrissklassiker mit großer Sitzgruppe vorn und verschließbarem Fahrerhaus-Durchstieg. Daran schließt sich eine lange Küchenzeile an, gefolgt von einem großen Raumbad. Phoenix-Spezialität ist die variable Heckeinteilung mit Dacherhöhung. Bei diesem Fahrzeug wurde die Innenhöhe auf Wunsch millimetergenau zwischen einer Quad-Garage, einem Surfbrettfach und den Einzelbetten verteilt. Grundpreis 266.800 Euro.
Thokie 001
Thomas Kiene führt in Schwäbisch Hall eine Möbelschreinerei und ist passionierter Camper. Ein VW Amarok steht von Berufs wegen vor dem Haus, da reifte die Idee, selbst eine Kabine für den Pick-up zu bauen. Auch wenn das Grundkonzept dem bekannter Anbieter ähnelt, wollte er ein paar Dinge anders machen. Die erste Vorgabe war, am Pick-up keinerlei Veränderungen vornehmen zu müssen, um bei gewerblich genutzten Leasingfahrzeugen keine Probleme bei der Rückgabe zu bekommen. Vor dem Aufsetzen der Kabine, die an den Originalzurrpunkten befestigt wird, muss nicht einmal die Heckklappe abgenommen werden. Zudem wurde darauf geachtet, dass die Kabine nicht zu schwer wird – 570 Kilo soll die Serienversion wiegen. So kann man vermeiden, dass – außer eventuell einer werksseitigen Luftfeder – keine aufwendigen Achsumbauten nötig sind. Im Ausbau zeigen die soliden und aufwendig gerundeten Schränke den Möbelfachmann. Der Dschungel-Look des Erstlings soll als Denkanstoß dienen – die Gestaltung erfolgt nach Kundenwunsch. Das Alkovenbett misst 1,95 mal 1,60 Meter. Die umgebaute Sitzgruppe (1,95 x 1,00 m) steht für eine weitere Person bereit. Rechts folgt die Küche, links das Bad mit Klappwaschbecken. Eigene Wege geht Thokie auch bei der Bordtechnik mit einem Gas-Durchlauferhitzer am Heck und einer Brennstoffzelle zur Batterieladung. Selbst die Markise ist eine Eigenkreation. Grundpreis der Kabine: ca. 33.500 Euro.
Im Markt der ausgebauten Kastenwagen herrscht viel Bewegung. Vor allem um VW California und Mercedes Marco Polo wächst das Feld der Konkurrenten. Wegen der hohen Nachfrage drängen zum einen immer mehr Hersteller in das Segment, die bisher auf größere Mobile spezialisiert waren. Zum anderen schafft sie Platz für neue Marken und Ausbauideen. Nie war die Auswahl für Käufer größer.