Ende 2016 riefen VW und promobil die Leser auf, Grundrissideen für den Ausbau des damals brandneuen Crafter einzureichen. Eine der drei ausgezeichneten Ideen, der „Relax42“ von Bernhard Storch, ließ HRZ- und Schwabenmobil-Chef Elia Akkawi einfach nicht mehr los. Und als klar wurde, dass VW diesen Grundriss auf absehbare Zeit nicht verwirklichen würde, machte er sich selbst an die nicht ganz triviale Umsetzung.
Ein Modell für zwei
Das neue Modell reiht sich in die Florida-Baureihe ein und hört auf den Namen Tango. Wie bei dem temperamentvollen, innigen Tanz dreht sich auch beim Florida Tango alles um ein Paar. Mehr als die zwei Gurtplätze im Fahrerhaus gibt es nicht – das gilt es ohne Wenn und Aber zu akzeptieren.

Wie ein Maßanzug schmiegt sich das Tango-Konzept um die Bedürfnisse eines Paars auf Reisen. Das beginnt mit den Einzelbetten im Heck, die – zumindest auf einer Seite fast zwei Meter lang – mit dicken Matratzen und Lattenrosten straff, aber bequem gefedert sind. Die tief eingebauten Betten lassen sich leicht entern. Ihre Fußenden sind mit den angrenzenden Möbeln verschachtelt – einer der Kniffe, um den Grundriss im Sechs-Meter-Crafter unterzubringen. Links unter dem Kühlschrank bleibt dabei genügend Raum, aber rechts unter der Spüle können sich große Füße beim nächtlichen Drehen schon mal anstoßen. Legt man drei Bretter und ein Polster über den Mittelgang, entsteht eine große Liegewiese.
Florida Tango mit praktischen Kniffen
Für gemütliche Abende mit Stellplatznachbarn ist mit Hilfe von zwei Lehnenpolstern und einem etwas fummeligen Einstecktisch aber auch flugs eine Hecksitzgruppe für vier bis fünf Personen aufgebaut.

Im normalen Reisebetrieb ist dagegen kein Umbauen nötig – das war eine wichtige Vorgabe bei der Entwicklung. Zwei Reisende sitzen auf den gedrehten Cockpitsesseln am vorderen Tisch mit ausziehbarer Platte – zwar nicht gegenüber, aber dennoch kommod. Für zwei Gedecke ist genug Platz, und bei Bedarf kann man auf der Küchenverlängerungsplatte auch noch etwas abstellen.
Den Aufenthalt in der kleinen Sitzgruppe versüßt zudem ein nettes Wandregal mit vielen Fächern, auch für Flaschen und Gläser. Praktische Stauraumideen finden sich im Tango gleich an mehreren Stellen. Unter dem Tisch etwa ist der Kleiderschrank eingebaut, der dank Auszug dennoch bequem zugänglich ist. Pfiffig ist auch der Schubkasten im Sitzbankpodest, der sich gut zur Aufbewahrung von flachen Schuhen eignet.

Die Bordtechnik mit optionaler Diesel-Heizung, Frischwassertank, Batterien und Ladegerät versammelt sich vollständig im linken Bettkasten. Nur der Mini-Gaskasten mit zwei 2,8-Kilo-Flaschen findet sich rechts, lässt aber noch einiges an Platz für Gepäck frei, beladbar durch die Hecktüren oder den Klapprost. Für größere Transportaufgaben wie Fahrräder kann der Bettkasten auch durchgängig geöffnet werden. Ganz flexibel ist zudem der kleine Staukasten zwischen den Kopfenden der Betten, der als Nachttisch oder Sitzgelegenheit dient und von vorn und hinten beladbar sowie entfernbar ist.
Der kompakte Küchenblock leistet mehr, als man ihm auf den ersten Blick zutraut. Vier Schubladen, ein dreistöckiger Auszug und ein Hängeschrank verwahren Kochgeschirr und Vorräte.Gekühltes liegt im Kompressorkühlschrank mit 69 Liter Inhalt gegenüber in Griffhöhe bereit. Das große Klappbrett am Einstieg steuert die nötige Arbeitsfläche bei.
Eine Besonderheit hilft auch im Bad Platz zu sparen: das Waschbecken in Schubladenform. Sowohl beim Waschen als auch auf der Toilette steht damit genügend Bewegungsfreiheit zur Verfügung. Und selbst Duschen ist möglich, auch wenn das Einknöpfen des Vorhangs Mühe macht. Ein großer Spiegel, ein Fenster und zwei Zahnputzbecher fehlen ebenso wenig, wie eine abnehmbare Kleiderstange, die aber extra kostet. Schrankraum ist allerdings nicht vorhanden.
Dass der VW Crafter aktuell der handlichste,komfortabelste und sicherste Transporter seiner Klasse ist, bestätigt die Fahrt im Tango einmal mehr. Die meisten Sicherheits-Features sind aber optional – sogar Fahrer- und Beifahrer-Airbag. Zusammen mit stärkerem Motor, feiner Automatik und manchem mehr ist die 80.000-Euro-Marke damit schnell erreicht.
Daten und Preise
Gurte/Schlafplätze: 2/2
Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg
Länge/Breite/Höhe: 5,99/2,04/2,75 m
Grundpreis ab: 62.900 Euro
Aufbau: Möbel aus Sperrholz, keine Gurtplätze im Ausbau, Einzelbetten 2 x 1860/1970 x 700 mm, Bad mit Kassettentoilette und integrierter Dusche, Küche mit Zweiflammkocher und Kompressorkühlschrank 69 L.
Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi D 6, Frischwassertank 120 L, Abwassertank 80 L, Bordbatterien 2 x 120 Ah, Gasflaschen 2 x 2,8 kg.
Basisfahrzeug: VW Crafter 2,0 TDI, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1968 cm3, Leistung 130 kW/177 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe.
Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 5990 x 2040 x 2750 mm, Radstand 3640 mm, zulässiges Gesamtgewicht 3500 kg.
Preise: Grundpreis inkl. Nebenkosten 64 110 Euro, 140-/177-PS-Motor 2499/4177 Euro, 8-Gang-Automatik 2386 Euro, 4motion-Allradantrieb 4254 Euro, Differenzialsperre 708 Euro, 3,5- statt 3,3-t-Variante 2991 Euro, Fahrer- undBeifahrer-Airbag 238 Euro, Abstandsregeltempomat 399 Euro, Rückfahrkamera 280 Euro, Klimaautomatik 1845 Euro, Komfortsitze „Plus“ Fahrerhaus 655 Euro, Sitzheizung Fahrer haus 309 Euro, elektr. Trittstufe 690 Euro, Kleiderstange im Bad 119 Euro,Abwassertank frostsicher 780 Euro, Truma Combi D6 1490 Euro, 130-W-Solaranlage 1390 Euro, 2 x 100-Ah-Lithiumbatterien 3450 Euro.
Wertung
Maßstab: Campingbus mit Bad für 2 Personen
Sitzgruppe: 3,5 von 5
Möbelbau: 3,5 von 5
Schlafen: 4 von 5
Sanitär: 3 von 5
Küche:3,5 von 5