Paul Nitzschke hat einen alten Mercedes 407D selbst ausgebaut und über seine Erfahrungen ein Buch verfasst. Wer mit kleinem Budget und Zeit sich einen Camper selbst ausbauen will, bekommt wertvolle Tipps.
Paul Nitzschke hat einen alten Mercedes 407D selbst ausgebaut und über seine Erfahrungen ein Buch verfasst. Wer mit kleinem Budget und Zeit sich einen Camper selbst ausbauen will, bekommt wertvolle Tipps.
"Ich denke, dass man für 2.500 Euro einen soliden und schönen Ausbau hinbekommt", so Paul Nitzschke im Interview. Er weiß wovon er spricht, denn er wird sich diesen Sommer zum dritten Mal an das Projekt Selbstausbau wagen. Sein bisheriger Bus "Emma" beweist, dass es machbar ist, einen Camper günstig selbst ausbauen, der dabei auch noch schön anzusehen ist – auch ohne Tausende von Euros dafür auszugeben. Basisfahrzeug seines Ausbaus ist ein Mercedes-Benz 407D von 1986, der beim Kauf 1.700 Euro gekostet hat. Bewusst hat sich der Ex-Berliner für ein so altes Fahrzeug entschieden, da das mechanische Fahrzeug ohne elektronische Komponente auskommt und so fast in jeder Werkstatt auf der Welt repariert werden kann.
Nach der Wahl des richtigen Fahrzeugs ging es an die Planung. Was ihn bei seinem ersten Selbstausbau-Versuch viel Zeit gekostet hat, war vor allem die mühsame Recherche im Internet. Benötigte Infos waren in zig verschiedenen Foren und oftmals unübersichtlichen Websites zerstreut.
Alles, was für seinen Selbstausbau wichtig war, hat Paul Nitzschke schließlich selbst nochmal zusammengefasst und seinen Ausbau Schritt für Schritt dokumentiert. Das Ergebnis ist das E-Book "Camper-Ausbau". Das E-Book umfasst über 200 Seiten und ist insgesamt in neun Kapitel gegliedert. Zu Anfang geht Paul Nitschke intensiv auf das Thema Vorbereitung ein: Vom Finden des richtigen Fahrzeugs bis hin zum Kosten- und Zeitmanagement erklärt er, wie er bei seinem Ausbau vorgegangen ist. In den folgenden Kapiteln hangelt sich der Autor an den nötigen Schritten zum fertigen Selbstausbau lang und behandelt Themen wie Lackoptimierung, Boden, Isolierung, Strom, Verkleidung und Innenausbau. Das Thema Küche und Extras wie Sicherheit und Dusche beschreibt Paul Nitschke in den letzten Kapiteln seines E-Books.
Ein Probekapitel gibt es hier Sie kostenlos als pdf-Datei zum Download:
Pauls ganzes E-Book gibt es auf seiner Website: Passport Diary
Derzeit sind meine Freundin Christina und ich noch in Montenegro unterwegs. In ein paar Tagen werden wir uns wieder auf den Weg in Richtung Deutschland machen. Der Camper braucht neuen TÜV, und ich habe geschäftliche Termine. Außerdem habe ich gerade – so wie man es nicht machen sollte – bei Ebay ungesehen einen neuen Oldtimer gekauft (lacht). Den werde ich über den Sommer ausbauen, vorausgesetzt die Substanz passt und ich muss nicht allzu viel restaurieren.
Ich steckte in einem Büro hinter einem Computer als Marketingstratege fest. Und wollte einfach ein Leben mit mehr Freiheit und Selbstbestimmung. Ein ausgebauter Camper war der erste Schritt dazu. Meine Recherche im Internet zu dem Thema war sehr mühsam. Benötigte Infos tief, in zig verschiedenen Online-Foren zerstreut. Also habe ich während des Ausbaus alles genau dokumentiert und am Ende in ein E-Book gepackt.
Wie bist du an den Ausbau rangegangen? Was war dein Plan?Ich hatte am Anfang keinerlei Ahnung vom Selbstausbau. Hände dreckig machen war für mich aber nie ein Problem, ich war früher auf einer Waldorfschule (grinst). So habe ich mir alles Wichtige selbst erarbeitet, "trial and error"-mäßig.
Mein erster Ausbau hat funktioniert, sah aber einfach nicht so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Optik war und ist mir wichtig, der zweite ist schöner. Aus dieser Erfahrung habe ich einiges gelernt und konnte das ebenso in mein Buch mit einfließen lassen.
Insgesamt war der Plan, mit möglichst geringem Budget einen Ausbau zu schaffen, der sowohl meinen optischen als auch praktischen Anforderungen gerecht wird. Bei dem Basisfahrzeug war mir wichtig, dass wenige Elektronikteile verbaut sind. Gerade wenn man, wie ich, gerne in abgelegenen Gegenden wie zum Beispiel Georgien oder so unterwegs ist, kann irgendeine dort ansässige Werkstatt dir so immer helfen.
Ich habe einmal in Sibirien eine deutsche Familie getroffen, die mit ihrem 250.000 Euro teuren Expeditionsmobil unterwegs war und eine Panne hatte. Ende vom Lied: Sie mussten dort acht Wochen auf das neue Steuergerät warten, das extra aus Europa geschickt wurde.
Das will ich vermeiden, indem ich Fahrzeuge fahre, die mechanisch funktionieren und die ich verstehe.
Was hat dich an deinem Ausbau richtig Nerven gekostet?Alles rund ums Thema Elektrizität und Verkabelung. Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich damit verbracht habe, mich in das Thema Spannung & Co. einzulesen.
Was sind die häufigsten Fehler bei unerfahrenen Selbstausbauen?Dass man unterschätzt, wie viel Zeit so ein Ausbau kostet, insbesondere, wenn man dazu nur am Wochenende und abends nach der Arbeit Zeit hat. Einige träumen davon, sich einen Bus zu kaufen und den innerhalb von sechs Wochen perfekt fertig zu bekommen und dann loszufahren. Mit viel Stress ist das machbar. Wer das aber nebenbei macht, sollte für Planung und Umsetzung zwischen sechs und sieben Monate einplanen, angenehmer wird’s bei einem Zeitrahmen von neun Monaten.
Würdest du heute an deinem Ausbau etwas anders machen?Man sollte sich genau überlegen, was man will und was man wirklich braucht. Viele Dinge sind einfach so ein krasser Luxus. Solange das Fahrzeug fährt und dich dorthin bringt, wo du willst, ist die Reiseerfahrung im Grunde dasselbe. In meinem Buch schreibe ich, dass ich circa 3.600 Euro für den Innenausbau ausgegeben habe – noch einen Tick billiger geht aber immer. Ich denke, dass man für 2.500 Euro auch einen soliden Innenausbau hinbekommt. Ich habe zum Beispiel einen Spannungswandler mit einer Leistung von 2.000 Watt. In der Praxis ist der ständig im Leistungsdefizit – beim nächsten Ausbau werde ich definitiv eine preiswertere Variante mit einer Leistung von 300 Watt wählen.
Wie ist die Resonanz auf dein Buch?Super. Ich hatte am Anfang gar nicht damit gerechnet, dass es so gut ankommt. Derzeit biete ich das E-Book auf Deutsch und Französisch an. Die jetzige Version hat rund 250 Seiten, die kommende wird noch umfangreicher. Die Neuauflage soll im Herbst kommen. Dazu habe ich mir einen Co-Autor mit an Bord geholt, der in einem Kabinen-Lkw unterwegs ist. Anvisiert sind circa 600 Seiten mit insgesamt mehr Infos und auch bisher unbehandelten Themen wie 4x4, Absetz-Kabinenbau und vielem mehr. Das E-Book wird es dann sowohl auf Deutsch, Französisch und nächstes Jahr dann auch auf Englisch geben.
Was sind deine Pläne für das restliche Jahr 2018?Im Sommer möchte ich in Deutschland den Lkw-Führerschein machen, damit ich meinen neuen Camper auch fahren kann (lacht). Den werde ich im Sommer ausbauen und parallel an einigen weiteren Projekten rund um das Thema "Vanlife" arbeiten. Neben dem Selbstausbau-Buch arbeite ich noch an einem weiteren Buch, und ich bin dabei, noch andere Projekte auszuweiten: Für meinen Blog "Passport Diary" hab ich Arne Tensfeldt als Partner gewinnen können. Daneben ziehen Arne und ich gemeinsam die Community-Website "Vanlife Germany" sowie die Ausbauer- und Shop-Seite "Camper Clan" auf. So wird es auf der Camper-Clan-Website zum Beispiel bald einen "Clan Coach" geben, der Selbstausbauern bei allen Fragen zum Camper-Ausbau online Hilfestellung leisten kann.