Vorstellung Carthago Liner
Grosse Klappe...

... und viel dahinter: Der neue Liner de luxe ist der erste Carthago mit Pkw-Garage. Auch sonst hat das neue Spitzenmodell mit Klappen à la Reisebus, eigenständigem Cockpit und viel Leder einiges zu bieten.

Carthago Liner De Luxe, Vorstellung
Foto: Beate Jeske

Nun trägt auch das Carthago-Spitzenmodell ein Lächeln: Bisher erinnerte das Gesicht des Liner eher an die Mundwinkel von Kanzlerin Angela Merkel beim Stichwort Eurobonds. Der neue Liner tritt nun freundlich auf. Ohne breites Lächeln wie bei den Chic-Modellen, eher selbstbewusst-dynamisch. Ein Chef-Lächeln mit einer Prise Hai, passend zu einem Flaggschiff. Gezeichnet von Designerhand wie auch das neue fließende Seitendekor.

Vor lauter Chic C-Line und neuem C-Tourer war der Carthago Liner in letzter Zeit ein wenig in den Hintergrund getreten. Er ließ den Nachwuchs sich austoben. Jetzt ist er wieder da. Und wie: Der neue Liner ist der erste Carthago mit Pkw-Parkplatz an Bord.

Die Marke rühmt sich schon länger ihrer Garagenmodelle. Doch nichts gegen eine zünftige Unterkunft für Rad oder Roller: Wahrer Luxus beginnt, wenn sich - wie einst vom seligen Clou Liner erfunden - auf dem Stellplatz das Heckportal öffnet und ein Pkw herausrollt. Dann schauen die Eigner ähnlich drein wie der neue Liner. Der trägt mit Fug und Recht seinen Beinamen „de luxe“.

Der Clou Liner ist passé wie die Dinosaurier. Liner haben sich in die Region von 7,5 bis 12,0 Tonnen Gesamtgewicht verlagert. Nicht gerade zart gebaut, aber weniger ausufernd als einst. Der Begriff wird fast inflationär verwendet, neue Marken tragen ihn, Emporkömmlinge aus der Großserie. Da gilt es sich abzuheben für das Carthago-Aushängeschild.

Vom Vorgänger trägt er die Scheinwerfer und die Frontscheibe auf, ebenso die Omnibus-Außenspiegel. Ebenso hat Carthago die Grundrisse auf den Neuen übertragen, den Aufbau mit 48 Millimeter  Wandstärke und Isolierung wie ein Tiefkühllaster, die Verteilung auf die beiden Basisfahrzeuge Iveco Daily und den stämmigen MAN TGL.

Trotzdem ist der Liner ein anderer geworden. Seitlich zieren ihn nun bündig eingelassene isolierte Stauklappen mit Parallelogrammöffnung. Das verleiht ihm eine gepflegt-glatte Außenhaut à la Rasierer-Werbung und gibt rekordverdächtige Stauräume perfekt frei. Nur die Verschlüsse gilt es nachzubessern: Echte Busse tragen Beschläge, mit denen sich Klappen bequem schließen lassen - ohne sich beim Hinunterdrücken die Finger zu klemmen.
Neu ist die beidseitige GfK-Beschichtung des Bodens und das hagelresistente GfK-Dach. Dazu gibt es ein GfK-Heck. Dessen Schmuck reduziert sich auf die große Scheibenattrappe oben und die Einfassungen der Heckleuchten unten - ein Carthago tritt nicht geschmückt auf wie ein Weihnachtsbaum.

Aber er hat es in sich, speziell der Liner 82 Q mit Heckgarage. Eine 20 Zentimeter hohe Stufe im Dach signalisiert das Parkhaus hinter der nicht sehr weit öffnenden Heckklappe. Die zehn Meter große Kurzvariante schluckt einen Smart; die auf 10,64 Meter gestrecke Langausführung nimmt einen Fiat 500 auf. Schienen ebnen den Weg, eine Seilwinde zieht das Auto an Bord.

Doch Vorsicht: Rampen sind der Feind des riesigen hinteren Überhangs mit Absenkung; Stützrollen sollen Schäden verhindern. Auch muss der Fahrer das Gewicht im Auge behalten. Auf sechs Tonnen beziffert Carthago das Normgewicht in fahrbereitem Zustand für den 82er Liner auf Daily – mit eingeschränktem Frischwasservorrat. Die Marke lastet den Iveco mit Blick auf den ehemaligen Führerschein Klasse drei auf 7,5 Tonnen Gesamtgewicht auf.

Angesichts verlockender Extras heißt es gut zu kalkulieren, trotz Rahmenverlängerung aus Aluminium. Carthago hilft mit einer ausführlichen Tabelle. Ein Rechenexempel ist auch die Gewichtsverteilung: Trotz Auflastung der Vorderachse auf 2,8 Tonnen gibt’s zu viert an Bord Probleme, falls im Heck kein Auto steckt. 7,5 Tonnen mit Pkw sind machbar, aber diffizil. Wer nicht rechnen will, der greift – den passenden Führerschein vorausgesetzt – zum dicken MAN TGL mit 12,0 Tonnen Gesamtgewicht.

Markentypisch anspruchsvoll ist auch die Bordtechnik des Liner. Erwähnung verdient die Serviceklappe mit freiem Zugang auf sämtliche Elemente der Wasseranlage. Einen gewissen Schatten werfen indes unvermeidliche Optionen: Ohne Fahrwerkpaket mit Auflastung wird kein Garagen-Liner ausgeliefert, der einen Pkw tragen soll. Muss der Grundpreis mit diesem Trick unter 200.000 Euro gedrückt werden? Trotzdem verdient der neue Liner seinen Beinamen de luxe, das erschließt sich beim Betretendes Wohnraums. Carthago ebnet mit einer Cockpitanhebung den Boden im Wohnbereich ein. Die Armaturentafel besteht beim neuen Modell aus einer Eigenkonstruktion, einschließlich Barfach in der Mittelkonsole. Das ist dem üppigen Liner ebenso angemessen wie die Verkleidung des Instrumentenbords mit zweifarbigem handvernähtem Leder und dazu passendem Lederlenkrad.

An dessen Aufpreis von 350 Euro wird die Anschaffung ebenso wenig scheitern wie an weiteren 2990 Euro für die Ledersitzgruppe mit den eleganten zweifarbigen Bezügen. Anschauen, anfassen, den Lederduft schnuppern – das ist purer Genuss für die Sinne. Cremefarbiges genarbtes Leder ziert auch die Klappen der Hängeschränke. Edles Leder verkleidet ebenso die Rollokassetten und die Decke.

Den Eindruck einer warmen und gediegen-freundlichen Salonatmosphäre unterstreicht die Beleuchtung aus einer Vielzahl von LED-Lampen und dezenten Lichtleitern. Die anschließende Küche ist ebenfalls fein ausgestattet, ihr Korpus elegant gewölbt. Ein Schmuckstück für Hausfrau oder Hausmann, in der Realität indes eher für die Zubereitung kleinerer Mahlzeiten genutzt. Intensiver verwenden Reisende oft das Bad, ein Traum von einem Raum mit üppiger Regenschauerdusche, opulentem Waschtisch, viel Bewegungsfreiheit und großem Kleiderschrank. Schiebetüren separieren den Nassbereich für intime Verrichtungen.

Was schließlich der Begriff Queensbett bedeutet, wird beim Betreten des Schlafzimmers klar: Zwei Stufen hoch ruht das Bett herrschaftlich über der Garage. Platz gibt es in Hülle und Fülle, auch in den nicht ganz einfach zugänglichen Schränken sowie den Schubladen. Selbst die Stehhöhe genügt. Hier wird der Sinn der ungewohnten Dacherhöhung über dem Heck deutlich und spürbar.

Sein freundlich-selbstbewusstes Lächeln, der Liner de luxe trägt es nicht zufällig. Wegen der großen (Heck-)Klappe und vielen anderen Ideen.

Auf einen Blick: Liner de luxe 82 0

Preis: 191.000 Euro
Basis:
Iveco Daily 70 C 17, Heckantrieb, ab 125 kW (170 PS)
Gesamtgewicht:
7490 kg
Länge/Breite/Höhe:
10 640/2350/3500 mm
Empfohlene Personenzahl:
2-4   
Baureihe:
Die neue Spitzenbaureihe umfasst zehn Modelle auf Iveco Daily und MAN TGL ab 158.000 Euro, darunter den Liner 82 Q mit Pkw-Garage.Info: Telefon 07 51/79 12 10, www.carthago.com