Das Wohnmodul mit Sitzgruppe, Küche und Bett, das einen leeren Kastenwagen im Nu in einen Campingbus verwandelt, ist bekannt. Nun präsentiert das Berliner Start-up sein neues Badmodul, das bei längeren Transportern zwischen Fahrerhaus und Wohnmodul Platz findet. Die kompakte Kiste (2.990 Euro) entfaltet sich zu einer Duschkabine mit herausnehmbarer Trockentoilette. Beleuchtung, Frisch- und Abwassertank (je 20 L) sind integriert. Für 1.000 Euro extra gibt es sogar Warmwasser.

Die Anfangszeiten des Plugvan
Es gehört schon so einiges dazu, wenn man auf eine der größten Freizeitfahrzeug-Messen nicht mit einem eigenen Fahrzeug, sondern mit einem gemieteten Transporter auftritt. Doch genau das ist das Konzept von Plugvan-Erfinder Jörg Kortmann. Das Berliner Start-up hinter der Idee Plugvan will mit seiner Campingbox aus jedem leeren Kastenwagen oder Handwerks-Transporter im Handumdrehen ein gemütliches Urlaubsfahrzeug machen.
Den Plugvan stellte er auf der CMT 2019 erstmals in einer blauen Version vor, die mit der das Konzept Weltpremiere feierte. Mittlerweile hat der Erfinder das Feedback der Kundschaft in seine Weiterentwicklungen einfließen lassen und stellt 2020 mehrere Modelle vor: Den Original-Plugvan, den Plugvan 2.0 für Camper und ein Werkstatt-Modul.
Wie ist die Plugvan-Box konstruiert?
An der Grundidee des Plugvans rüttelt der Erfinder nicht. Die 420 Kilogramm schwere Box steht auf Rollen und kann mit höhenverschiebbaren Streben auf die Ladefläche jedes handelüblichen Transporters gehievt werden. Neu ist, dass es ihn als Werkstatt-Modul auch mit Öffnungen am Boden gibt, in die ein Gabelstapler perfekt greift – so kann man die Box auch via Stapler in den Transporter bringen.
Doch egal ob Handwerker- oder Mietwagen, die Box ist so konstruiert, dass sie in jeden handelsübliche 3,5-Tonnen-Transporter passt. Hier gilt: "One size fits all", eine Größe passt für alle. Ist die Box in den Laderaum gehievt, wird sie mit Gurten und Zurrösen festgezurrt und gesichert.
Wenn die Box im Heck platziert ist, fahren die Stahlblech-Seitenwände aus, um den größtmöglichen Raum im Inneren zu erreichen. Dann hebt sich das Dach der Box an, quasi ein als Hubdach mit Zeltbalg, und bietet bis zu 30 Zentimeter mehr Stehhöhe. Dank des flexiblen Systems können sich die Seitenwände und das Dach an alle Transporter-Innenräume anpassen.
Die Wohnkabine füllt dabei nicht den gesamten Transporter aus, sondern nur das Heck. Zwischen Box und Fahrerhaus bleibt noch Platz, um eventuell Sportgeräte, Fahrräder oder sonstiges Campingequipment zu verstauen. Oder um im nächsten Schritt eine Dusche einzubauen – davon träumt Erfinder Kortmann derzeit noch.
Schlafen, Wohnen, Kochen: Zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten
Der Innenraum der Box ist je nach Tages- und Nachzeit als Küche, Schlafzimmer oder Wohnzimmer nutzbar. In der Box selbst nimmt man den Transporter nicht mehr als solchen wahr. Natürliche Materialien, viel Holz und weiche Sitzpolster schaffen eine gemütliche Atmosphäre. Die Möbel bestehen aus Birke-Multiplexplatten, die Innenwände sind mit Mikrofasterstoff bezogen. Einzig die Decke mit der weißen Plastikverkleidung wirkt etwas kahl.
Für Luft und Licht sorgen zwei Fenster: Das am Heck kann nach oben ausgeklappt werden, zum Fahrzeug hin ist die Wohnkabine entweder mit einem Zeltstoff und Plastikfenster oder mit den Seitenwänden verbunden. Beeindruckend sind die verschiedenen Räume, die im Inneren entstehen können:
Wohnzimmer

An den Seitenwänden ist jeweils eine Längssitzbank angebracht. Das couchartige Sitzkonstrukt kann zum U-förmigen Sofa umgebaut werden. Die Lichter sind dimmbar, man kann sie an verschiedene Stimmungen anpassen. Fürs Entertainment kann das Amazon Echo mit Alexa sorgen (siehe Plugvan Connect unten), mit dem das Licht geregelt oder Wasser- und Stromfüllstände gecheckt werden können.
Küche

Auf der Fahrerseite ist über der Sitzbank ein Küchenmodul in einer länglichen Kiste angebracht. Hier kann man eine Arbeitsplatte bzw. eine Tischplatte herausklappen und dann mit einem Gasflammen-Kocher auf den Bänken sitzend oder im Stehen Essen zubereiten. In der Sitzbank auf der Beifahrerseite befindet sich eine Kühlbox.
Stauräume/Bordtechnik

In den Sitzbänken befinden sich Schubladen und Staufächer für Kleidung, Frisch- und Abwassertanks (jeweils 43 Liter) und die Bordbatterie. In verschiebbaren Kisten an einer Stange auf Kopfhöhe ist weiterer Stauraum untergebracht, sowie ein Ecomat 2000 Heizlüfter, eine EvaSmart-Klimaanlage und ein WLAN-Router. Während man Schalter in der ersten Version von Plugvan vergeblich suchte, da sämtliche Dinge nur via Alexa-Sprachsteuerung oder App bedienbar waren, bietet die zweite Version nun mehrere Optionen: Licht und Wasserpumpe können via haptischen Knöpfen, Smartphone-App oder via Sprache gesteuert werden.
Schlafzimmer

Aus den Sitzbänken des Wohnzimmers kann eine Liegefläche gebaut werden, dann schläft es sich selbst für zwei großgewachsene Menschen komfortabel. Das Bett ist 2 Meter lang und je nach Transporter zwischen 1,55 bis 1,75 Meter lang. Da der Küchenblock höhenverstellbar ist, kann er nach oben gefahren werden und bietet am Fußende für Schläfer Nummer zwei genügend Platz, um die Beine auszustrecken.
Die verschiedenen Plugvan-Boxen und Preise
Stellte Plugvan das Boxkonzept im vergangenen Jahr noch zum Preis von 20.000 Euro vor, ist der Preis nun gesunken. Es gibt zwei Module, die sich entweder als mobile Werkstatt oder als Urlaubsbegleiter eignen. Zusätzlich kann man sich mit Plugvan Connect ein innovatives Bedienkonzept für die Bordtechnik dazubestellen, dann lassen sich Licht und Wasserpumpe via Tablet und Sprache steuern.
Plugvan Werkstattmodul
Preis: 12.971 Euro
Besonderheit: Mit Tisch und/oder Motorradhalter, großer Mittelgang mit 63 Zentimetern zum Beladen, 220-Volt-Stromanschluss, USB-Steckdose.
Plugvan Wohnmobil für Camper
Preis: 14.900 Euro
Besonderheit: Sofa-Lounge/Bett, abschließbares Panoramafenster am Heck.
Plugvan Connect: Smarthome-Technik
Preis: 490 Euro
Besonderheit: Schalter, Smartphone-App, Touchscreen und Sprachsteuerung sind an ein Amazon-Echo-Gerät mit Alexa gekoppelt, das wiederum mit dem Connect Hub kommuniziert und so die Bedieneinheiten der Bordtechnik steuert.
Fazit
Plugvan bietet ein spannendes, so noch nie gesehenes Konzept, das auf Handwerker wie Camper gleichzeitig abzielt. Technikbegeisterung zeigt das Connect-Bediensystem. Marktstart für Plugvan war Ende 2019 – bleibt abzuwarten, wie es beim Endkunden ankommt.