Fahrerhaus und Campingausbau sind zwei Welten – so war man es bisher gewohnt. Mit der neuen V-Klasse gelang es Mercedes erstmals, einen Van mit dem Cockpit einer feinen Limousine auszustatten. Auch beim Fahren ist die V-Klasse, wie erste Tests belegen, der neue Maßstab in ihrem Segment. Die edle Linie wird nun auch im Ausbau weitergeführt. Der neue Marco Polo ist ein Campingbus aus einem Guss.
Das edle Design des Interieurs
"Das war die große Herausforderung" bestätigt Bertrand Janssen, "die luxuriöse Ausstrahlung des V-Klasse-Cockpits nach hinten zu übertragen und dabei im Kostenrahmen zu bleiben." Das Ergebnis gibt dem Designer recht, der beim neuen Marco Polo erstmals ein Campingbus-Interieur gestaltete. "Viel Energie haben wir auch in die Detailarbeit gesteckt, etwa in die Schubladen. Wenn man sie aufmacht, dann soll es sich solide anfühlen." Dezent integrierte Entriegelungstasten und präzise laufende Auszüge mit Endeinzügen sorgen dafür.
"Am Anfang haben wir erst mal alles in Frage gestellt, doch es wurde schnell klar, dass das Grundkonzept mit der seitlichen Möbelzeile einfach stimmig ist und bleiben sollte", gibt Projektleiter Klaus-Jürgen Benzinger Einblick in den Entwicklungsprozess. "Aber dann wurde jede Funktion neu durchdacht, um da noch mal besser zu werden." Ein Beispiel dafür ist der neue Tisch, der im eingeklappten Zustand an einer elegant in den Küchenblock integrierten Alu-Schiene nach hinten neben die Sitzbank geschoben und geparkt wird. Anführen kann man auch die zweigeteilte gläserne Abdeckung von Kocher und Spüle, die aufgeklappt nun mehr Licht durch das Fenster hereinlässt.
Funktion und Design gehen Hand in Hand
Beides hat man zwar auch anderswo schon gesehen, aber noch kaum in so edler Ausführung. Die hochglänzenden Flächen lassen in der Praxis allerdings einen gewissen Putzaufwand erwarten. Und die schicke Halbkugelform der Spüle ist für Töpfe eher hinderlich. Auf 38 und 40 Liter vergrößern sich die Frisch- und Abwassertanks, weiterhin 40 Liter fasst die Kompressor-Kühlbox.
Funktional verbessert zeigt sich das Aufstelldach. Eine neue Kinematik sorgt für mehr Innenhöhe am Fußende. Zudem tauschte man den als Option erhältlichen elektrohydraulischen Antrieb gegen ein leiser laufendes, rein elektrisches Exemplar aus.
Bewährtes wie das komfortable Dachbett mit punktelastischer Unterfederung blieb erhalten. Ähnliches gilt für die Schlafbank aus zwei Einzelsitzen unten, die mit ihren aufblasbaren Seitenwangen und der elektrischen Lehnenverstellung hohen Sitzkomfort bietet. Per Knopfdruck wandelt sie sich zum Bett, legt dabei nicht nur die Lehnen um, sondern lässt auch die störenden Gurtschlösser und die Luft aus den Polstern verschwinden.
Der Marco Polo kommt mit Campingmöbeln
Beim Campen sitzt man gerne draußen, darum sann man nach einer Möglichkeit, eine Campingmöbel-Grundausstattung geschickt im Fahrzeug unterzubringen. Die Lösung war eine maßgeschneiderte Tasche, die unter der Bettverlängerung im Heck aufgehängt ist und in der ein Tisch und zwei Stühle unterkommen. Die Campingmöbel lassen sich hier tatsächlich leicht entnehmen und wieder verstauen, allerdings bleibt damit im Heckstauraum nicht mehr allzu viel Platz für anderes Gepäck. Im Alltagsbetrieb kann man Tisch und Stühle aber auch zu Hause lassen und hat dann ein geschicktes Staufach für den Einkauf.
Dazu kommt dem wie gehabt bei Westfalia ausgebauten Marco Polo eine Neuerung aus der V-Klasse zugute: das optional aufklappbare Heckfenster. Hier hilft es nicht nur beim Einladen von Kleingepäck, sondern bietet gleichzeitig neue Aussichten vom Bett und beste Lüftungsmöglichkeiten.
Mercedes setzt auf den Camping-Trend
Klaus Maier, der für den Vertrieb verantwortlich zeichnet, ergänzt zufrieden: "Wir haben diesmal den Riesenvorteil, dass wir einfach vom Basisfahrzeug her schon sehr viel mitbekommen haben, nicht nur die Gestaltung des Fahrerhauses, sondern auch was die Sicherheitsausstattung anbelangt." Und damit sieht man sich auf einem guten Weg, im Segment der Freizeitfahrzeuge künftig eine größere Rolle spielen zu können. "Wir wollen Marktanteile gewinnen, und der Marco Polo ist dafür ein erster Aufschlag für eine neue Zeit, in der sich Mercedes wieder stärker auf das Reisemobil fokussieren wird. Weil das Reisemobil für uns attraktiv ist, aber auch eine Herzensache. Und mit dem aktuellen Sprinter und dem neuen Marco Polo haben wir dafür auch die passende Produktsubstanz."
Nicht nur Campingbus-Fans können also gespannt sein, was das verstärkte Engagement von Mercedes im Freizeitbereich künftig noch bringen wird.
Die Freizeit-Alternative
Marco Polo Activity nennt sich ein zweites, neues Modell, das neben dem großen Bruder leicht übersehen wird. Dabei setzt der Activity auf ein eigenständiges Konzept, ähnlich dem VW California Beach, und hat mit dem Marco Polo kaum mehr gemein als das Aufstelldach. Angefangen bei der Basis: Dass der Activity nicht auf die noble V-Klasse, sondern auf die deutlich schlichtere Nutzfahrzeugvariante Vito aufbaut, sieht man nicht nur vorne am Grill, sondern vor allem im komplett eigenen, einfacher gehaltenen Fahrerhaus und den robusteren Verkleidungsteilen im Passagierraum. Wie beim Vito stehen auch kleinere 1,6-l-Motoren mit Frontantrieb zur Wahl, die ebenso zum günstigen Einstiegspreis von 38961 Euro beitragen. Die Campingausstattung des flexiblen, nur 4,76 Meter langen Familien- und Freizeit-Vans beschränkt sich dabei auf fünf Schlafgelegenheiten und ein optionales Tischmodul.
Der neue Marco Polo im Überblick
Preis: ab 54.835 Euro
Basis: Mercedes V-Klasse, Kombi, Heckantrieb, 100 kW/136 PS
Gesamtgewicht: 3050 kg
Länge/Breite/Höhe: 5140/1928/1980 mm
Empfohlene Personenzahl: 2-4
Baureihe: Der Marco Polo setzt weiter auf den Grundriss-Klassiker mit seitlicher Möbelzeile. Als flexiblen Freizeit-Van gibt es zudem den günstigeren Activity.
Info: Telefon 030/26940, www.mercedes-benz.de