EES oder wie er mit bürgerlichem Namen heißt Eric Scell, ist ein namibischer Musiker mit deutscher Abstammung. Bekannt wurde er in Deutschland dank seiner beiden Hits "Again 'n Again" und "Hands up" zur Fußball WM 2010. Bei "Das Perfekte Dinner – Namibia Spezial" 2014 konnten die VOX-Zuschauer den Sänger dann auch einmal in seiner Heimatstadt Namibia sehen. Genau dort sammelt er Oldtimer und restauriert sie für seine Musikvideos. promobil hat EES zu seiner Leidenschaft im Interview befragt.
EES: Das alles fing an, als ich 2006 den Song "Shaggon Waggon" geschrieben habe. "Shaggon Waggon" (von englisch "to shag" = "Sex haben") ist südwesterdeutsch und wird in Namibia oft für den Bulli verwendet. Für das Musikvideo hatte ich meine Freunde nach einem alten Bus gefragt. Einer hatte einen Bulli. Damit habe ich dann einen Tag lang am Strand gedreht, und der Lifestyle hat mich begeistert.
EES: Meine Botschaft ist: Du brauchst kein neues, teures Auto. Hauptsache, du kommst von A nach B und fühlst dich wohl. Und in Verbindung mit der Musik will ich diese Botschaft rüberbringen. Von Anfang an wollte ich keine Sportwagen. Alte Autos sind viel cooler als das neue Zeug.
EES: Ja, das Schöne am Bulli ist, dass er groß ist und du so weit vorne sitzt. Die Maschine ist nicht vor dir, sondern du sitzt vor der Maschine und bestimmst, wo es langgeht. Das macht das Fahrgefühl in dem Bus so besonders.

EES: Ich versuche immer als Erstes, den Eigentümer zu finden und mit ihm den Preis auszuhandeln. Denn meistens gehören die Autos irgendjemandem. Als junger Künstler kann ich es mir nicht leisten, Hunderte Kilometer für nichts durch die Wüste zu fahren. Wenn du vor Ort fragst, wem das Auto gehört, wollen plötzlich alleder Besitzer sein.
Erst kürzlich habe ich wieder von einem neu gefundenen Bulli in der Wüste gehört. Heute habe ich den Besitzer angerufen und erfahren, dass der Wagen schon vor einem Monat von Südafrikanern abgeholt wurde.
EES: Nicht von Namibiern. Aber es kommen viele Südafrikaner zu uns und sammeln alte Karren ein.

EES: Das war 2013, als ich zusammen mit meinen beiden Onkeln Fiedel und Willi den ersten T1 gerettet habe (Anm. d. Redaktion: siehe Foto). Wir sind über 1700 Kilometer durch die Wüste gefahren, mehr als drei Tage lang. Vorher haben wir die Position des Bullis mit Google Earth eingegrenzt. Wir wussten erst gar nichts über den Zustand des T1. Einen halben Tag lang haben wir mitten im Busch und ohne Strom an dem Bus geschraubt. Wir wollten den Bulli unbedingt mit einem Volkswagen aus der Wüste ziehen. Darum haben wir einem Käfer einen Toyota-Motor verpasst. Damit hatte er genug Power, um den Bus zur Farm zu bringen.
EES: Wir fahren unsere Autos, solange sie funktionieren. Meistens sind das Alltagsfahrzeuge. Es gibt einen Oldtimer-Club. Ich war auch mal bei einem Treffen. Das sind alles ältere Leute dort, und die haben mich am Anfang etwas komisch angeguckt, weil ich so jung bin. Ich habe dann aber schnell gemerkt, dass man sich in der Oldtimer-Gemeinde gegenseitig hilft. Diese Leute haben mir schon viele Tipps zu Ersatzteilen gegeben.

EES: Das ist schwer. Wenn ein Bulli lange auf der Farm steht, wird der Wagen auseinandergebaut. Der Motor fehlt eigentlich immer. Wenn sie noch funktioniert, wird die Maschine in einem anderen Auto verwendet. Meistens finde ich ausgeschlachtete Bullis, bei denen die hinteren Stoßstangen fehlen. Die werden abmontiert, um den Motor zu entfernen, und dann nie wieder angeschraubt. In Namibia wird generell alles wiederverwertet. Es gibt höchstens zwei Geschäfte, in denen man Ersatzteile kaufen kann. Meistens besorge ich die Teile aber in Deutschland und nehme sie nach Namibia mit.
EES: Wenn ich nur einen Bulli hätte, würde ich ihn original herrichten. Aber bei meinen neun Bussen ist das nicht möglich. Es ist heutzutage sehr teuer und sehr schwer, an Originalteile zu kommen.
EES: Das Geld soll meinem T2 zugutekommen. Der wurde etwas vernachlässigt, weil ich mich so viel um den T1 gekümmert habe. Mit dem Geld sollen z. B. ein kaputtes Fenster und die Soundanlage repariert werden. Dazu wird es auch wieder ein Video geben. Es wird Zeit, dass ich dem T2 wieder ein bisschen Liebe gebe.
EES: Das stimmt. Die Bullis sind alle in Namibia. Ich habe einen Ford Fiesta, Baujahr 1990. Der bringt mich von A nach B, und ich bin happy.