Beim Sprinter sind Probleme aufgetaucht. Bei den Transportern aus dem Hause Mercedes-Benz, die oftmals auch als Wohnmobil-Basis genutzt werden, gibt es im Februar 2022 einen neuen Rückruf.
Sprinter-Rückruf (2022)
Nach ausführlichen Tests hat die Mercedes-Benz AG einen seltenen und vorübergehenden Fehler bei der Parksperrenfunktion des Sprinter festgestellt. Deshalb haben Mercedes und das Kraftfahrt-Bundesamt einen Rückruf veranlasst. Betroffen ist der Mercedes-Benz Sprinter (VS30) der Baureihe 907 aus dem Produktionszeitraum vom Mai 2018 bis November 2020, das sind weltweit 96.322 und deutschlandweit 12.535 Fahrzeuge. Ganz genau sind es die Modelle mit manueller Feststellbremse und einem 7-Gang-Automatikgetriebe aus dem Getriebeproduktionszeitraum von Mai 2018 bis Oktober 2019.
Vorsorglich soll jetzt bei den betroffenen Fahrzeugen das ESP-Steuergerät eine Aktualisierung erhalten. Das kann über die Mercedes-Benz Serviceorganisation erfolgen. Beim Update wird die Funktion "Park Lock Support" ("PLS") deaktiviert. Diese unabhängige Funktion erhält für eine bestimmte Zeit einen kontinuierlichen Bremsdruck aufrecht, und zwar nachdem das Fahrzeug angehalten und der Gangwahlschalter auf "P" gestellt wurde. PLS wird im ESP-Steuergerät programmiert und ist nicht Teil des Getriebes. Laut Hersteller ist PLS ein verstärkender Faktor für den vorübergehend auftretenden Fehler. Mit neuen Parametern im ESP-Steuergerät wird die Funktion deaktiviert.
- Voraussichtlich wird der Werkstattaufenthalt für die Durchführung der Maßnahme weniger als eine Stunde dauern. Sie finden die Rückrufaktion beim KBA unter der Referenznummer 011464 und beim Hersteller unter dem Code VS3PA27ERI.
Sprinter-Rückrufe (2021)
- Anhängerkupplung: Der neuste Sprinter-Rückruf betrifft weltweit 3.586 und deutschlandweit 1.930 Fahrzeuge aus den Produktionsjahren 2018 bis 2021. Betroffen ist dieses Mal die Anhängerkupplung. Hier kann es zur Zugtrennung vom Fahrzeug aufgrund von Rissbildung an der Anbindung der Anhängerkupplung kommen. Mercedes-Benz erneuert den betroffenen Anhängebock bei einem notwendigen Werkstattaufenthalt und ersetzt ihn durch eine verstärkte Variante. Das Kraftfahrt-Bundesamt führt diesen Rückruf unter der Referenznummer 010734, der Hersteller selbst nutzt den Code VS3ANHAEBB (3191157).
- Bremslicht: Mercedes-Benz Sprinter Fahrzeuge (VS30) der Baureihen 907 und 910 aus dem Produktionszeitraum vom April 2018 bis April 2020 sind ebenso von einem Rückruf betroffen. Deutschlandweit sind es 2.314 Fahrzeuge. Ein elektrischer Leitungssatz könnte zwischen Bremslichtschalter und dem entsprechenden Betätigungshebel des Bremspedals geraten und verklemmen. Ein mögliches Resultat wäre, dass das Bremslicht dauerhaft leuchtet. Außerdem könnte es bei Sprintern mit Automatikgetriebe durch den fehlinterpretierten Status der Bremsbetätigung zu einem Motorstart mittels Start-Stopp-Funktion kommen. Möglicherweise setzt sich das Fahrzeug im Falle einer eingelegten Fahrstufe unerwartet in Bewegung.
- Schweißverbindung: Der dritte Rückruf betrifft 9 Fahrzeuge (VS30) in Deutschland. Sie stammen aus den Baureihen 907 und 910 und wurden im Zeitraum 11.08.2020 bis 24.08.2020 produziert. Im Rahmen des Produktionsprozesses könnte die Punktschweißungen im Bereich der B-Säule unkorrekt ausgeführt sein. Als Folge könnte es im Falle eines Unfalls mit Seitenaufprall die Schweißverbindung versagen, was wiederum zu einer Beeinträchtigung des Schutzes der Fahrzeuginsassen sowie des Kraftstofftanks führen könnte.
- Fahrpedal: Die 4. Rückrufaktion richtet sich deutschlandweit an 21 Fahrzeuge der Baureihen 907 und 910 aus dem Baujahr 2020. Das Fahrpedal könnte sich durch eine fehlerhafte Montage aus seiner Position lösen. Die angeschriebenen Besitzer sind aufgefordert, das Fahrpedals in der Werkstatt prüfen und eventuell erneuern zu lassen.
Zu keiner der Rückrufaktionen sind bislang Vorfälle mit Sach- oder Personenschäden bekannt.
Rückblick: Sprinter-Rückrufe (2020)
- Glühzeitendstufe: Das KBA ruft derzeit Sprinter mit dem OM-651-Motor zurück, die von März 2018 bis März 2020 produziert wurden. Anlass für den Rückruf ist ein elektronisches Bauteil. Die sogenannte Glühzeitendstufe steuert die Glühkerzen und die Kraftstofffilter-Heizung an. Falls mit dem Transporter ein Unfall geschieht, wird es eventuell nicht sicher vom Stromkreis getrennt. Das könnte im schlimmsten Fall zu einem Schmorschaden und Fahrzeugbrand führen. In der Mercedes-Vertragswerkstatt wird als "vorsorgliche Maßnahme" in den entsprechenden Fahrzeugen ein Abdeckgehäuse nachgerüstet sowie die pyrotechnische Sicherung der Stromversorgung. Der Eingriff dauert weniger als zwei Stunden. Es sind 48.588 Fahrzeuge betroffen, ein Personenschaden ist Mercedes in dem Zusammenhang bislang nicht bekannt.
- Heckbeleuchtung: Sprinter-Transporter aus dem Produktionszeitraum 8. Februar bis 19. Juni 2020 werden zurückgerufen. Aufgrund eines Software-Fehlers könnte die Heckbeleuchtung ausfallen. Dann könnten nachfolgende Verkehrsteilnehmer das Fahrzeug nicht mehr erkennen. Bei einem Update in die Werkstatt bekommt die Steuergerätesoftware des Bodycontrollers eine neue Codierung. Weltweit sind 48.024 Fahrzeuge betroffen, in Deutschland 11.225 Sprinter. Die Fahrzeug-Ident-Endziffern lauten -001812 bis -450523.
Rückrufe beim Sprinter (2019)
- Federung: Der Rückruf bei den Sprinter-Transportern sind auf zwei Probleme bei der Federung zurückzuführen. In beiden Fällen liegt das Problem bei den Blattfedern der Hinterachse, bei der es zu einem Fertigungsfehler kam. Bei einigen Sprintern mit Vorderrad-Antrieb könnten die Stahlblattfedern hinten im schlimmsten Fall brechen. Geschieht das, könnte das Fahrverhalten des Sprinters kritisch werden, sprich die Führung der Hinterachse ist nicht mehr exakt möglich – und erhöht so das Unfallrisiko. Die Rückrufaktion Nummer 1 betrifft in Deutschland 1.309 Einheiten. Die betroffene Baureihe des Sprinter trägt die Kennziffer 910 (VS30). Sie wurden zwischen 29. März 2018 und 14. Januar 2019 gebaut. Die Werkstatt muss die Blattfedern prüfen und gegebenenfalls austauschen. Dafür werden zirka zwei Stunden veranschlagt. Rückrufaktion Nummer 2 betrifft 16 Fahrzeuge in Deutschland. Sie stammen aus dem Bauzeitraum 19. September 2018 bis 20. August 2019. Hier muss eine Einblatt-Stahlfeder gegen eine Zweiblatt-Stahlfeder getauscht werden. Darüber hinaus erhält das ESP-Steuergerät eine neue Codierung. Der Vorgang in der Werkstatt soll etwa drei Stunden in Anspruch nehmen.

- Kabelbaum: Bereits Anfang des Jahres 2019 wurde bekannt, dass es beim Sprinter ein Problem im Kabelbaum gibt. Aufgrund eines falsch verlegten Kabels könnte es bei einigen aktuellen Sprinter-Modellen im Bereich des Bremspedals zu Störungen kommen. Bei den betroffenen Fahrzeugen besteht die Gefahr, dass ein verrutschtes Kabel den Bremslichtschalter auslöst. Das wiederum hat zur Folge, dass das Bremslicht die ganze Zeit über betätigt wird und von der Sensorik als Defekt interpretiert wird. Das schlimmste, was in solch einem Fall passieren könnte, ist laut Mercedes, dass das ESP auf die Grundeinstellung zurückgesetzt wird. Sollte das der Fall sein, leuchtet eine Warnleuchte auf und informiert die FahrerInnen über den Defekt. Außerdem könne man nicht komplett ausschließen, dass das Fahrzeug wegrollt. Der Fehler mit dem ESP wurde bislang noch nicht von Kunden gemeldet, sondern nur werksseitig festgestellt, so ein Sprecher von Mercedes. Die 4.000 potenziell betroffenen Fahrzeugen stammen aus dem Bauzeitraum 13. Dezember 2017 bis 1. August 2018. Mit einem kurzen Besuch in der Vertragswerkstatt kann der Fehler in der Kabelführung innerhalb einer Stunde behoben werden. Bei wie vielen der 1.423 in Deutschland betroffenen Sprinter-Modelle es sich um Reisemobile handelt, konnte Mercedes nicht genau sagen.